Testosteronmangel nicht nur im Alter ?

 

Sicherlich hast du diese Aussage schonmal gehört oder gar selbst von dir gegeben: "Über einen Testosteronmangel brauche ich mir erst im Alter Gedanken zu machen." Das stimmt definitiv nicht.

Testosteronmangel ist weiter verbreitet, als du denkst. Laut der European Male Aging Study haben 23,5 % der Männer zwischen 40 und 70 Jahren einen laborchemischen Hypogonadismus (niedriger Testosteronwert).

Und er ist nicht zu unterschätzen, denn Testosteron erfüllt sehr viele Funktionen im männlichen Körper. Bei einem Mangel können die Symptome daher sehr vielseitig sein. Wo die Ursachen für einen Mangel liegen und was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.

Was ist ein Testosteronmangel und was bewirkt er?

Hormone übernehmen viele Funktionen in deinem Körper – das gilt auch für Testosteron. Dass es eines der wichtigsten Hormone für den Mann ist, zeigt sich vor allem, wenn es fehlt. Produzieren die Hoden zu wenig Testosteron, leiden Körper und Geist ganz erheblich – man spricht dann von einem Testosteronmangel oder in der Fachsprache vom Hypogonadismus. Wie der Name schon verrät, verfügt der Körper beim Testosteronmangel an zu wenig Testosteron.

Im gesamten Körper verteilt sich dieser Botenstoff über den Blutkreislauf und wirkt auf viele Organe. Dementsprechend vielfältig können die Anzeichen für einen Mangel sein: unter anderem allgemeine Kraftlosigkeit und geringe Leistungsfähigkeit beim Sport. Ohne oder mit nur wenig Testosteron werden kaum Muskeln aufgebaut. Zudem sinkt die Knochendichte, das Risiko von Knochenbrüchen steigt. Beim Sex wird es schwerer, eine Erektion zu bekommen. Irgendwann klappt es gar nicht mehr. Und: Das Risiko, an Bluthochdruck und Diabetes zu erkranken, steigt bei Testosteronmangel.

Am schlimmsten jedoch wiegt der Verlust des männlichen Selbstwertgefühls", so Professor Dieter Hesch, Endokrinologe und Männerarzt aus Landschlacht. "Depressionen sind häufig die Folge eines Testosteronmangels."

Wer ist vom Testosteronmangel betroffen?

Vielen Menschen ist bekannt, dass der Hormonspiegel beim alternden Mann auf natürliche Art sinkt. Generell ist der Testosteronspiegel bei gesunden Männern zwischen 20 und 50 Jahren am höchsten. Ab dem 40 Lebensjahr nimmt er jährlich um etwa 1,2 Prozent ab, das ist völlig normal. Dieser altersbedingte Testosteronmangel wird auch als Andropause oder als Altershypogonadismus bezeichnet.

Viele glauben deshalb, dass nur ältere Männer vom Testosteronmangel betroffen sind. Das stimmt jedoch definitiv nicht: Ein Testosteronmangel kann auch jüngere Männer betreffen. "Bei beruflicher Hochbelastung erleiden diese Männer den so genannten biografischen, komplexen Testosteronmangel", erklärt Dr. Hesch. Wie in einem Teufelskreis wird hier das Leiden durch den Mangel noch verstärkt. "Dem ist oft schwer beizukommen, denn es gelingt nicht immer, den Lebens- und Arbeitsstil in ein sinnvolles Gleichgewicht zu bringen", warnt der Experte.

Welche Symptome hat ein Testosteronmangel?

Zu den Symptomen von zu wenig Testosteron im Körper zählen unter anderem folgende:

1.     Muskelabbau beziehungsweise wenig Muskelmasse und/oder Muskelkraft

2.     Gewichtszunahme, vor allem mehr Fettmasse (also Bauchfett)

3.     Abnahme der Sekundär-Behaarung, also Bart-, Achsel- und Schambehaarung

4.     Schlaffe Haut und weiches Haar

5.     Osteoporose (Knochenschwund)

6.     Leistungsverlust / Antriebslosigkeit (zum Beispiel im Job)

7.     Wenig Libido (Sexlust) und /oder Erektionsstörungen/Impotenz

8.     Generelle Abgeschlagenheit / Müdigkeit

9.     Schlafstörungen

10. Depressionen und Anämie (Blutarmut)

11.  Hitzewallungen und (starkes) Schwitzen


Viele der oben genannten Anzeichen werden jedoch oftmals nicht einem Testosteronmangel zugeordnet, sondern beruflichem oder alltäglichem Stress zugeschrieben. Außerdem können sich die Ausprägungen der Symptome bei jedem individuell unterscheiden. 

Wie wird ein Testosteronmangel diagnostiziert?

Knapp 20 Prozent aller deutscher Männer haben einen Testosteronwert, der unter 3ng/ml liegt. Dies ergab eine im Clinical Endocrinology Journal veröffentlichte Studie, die mehr als 2700 Männer auf ihren Testosteronspiegel untersuchte.

Der Testosteronspiegel alleine reicht jedoch nicht, um die Diagnose eines Testosteronmangels festzustellen. Dafür müssen auch die entsprechenden Beschwerden (siehe Testosteronmangel-Symptome) auftreten und selbst diese können auch Indikatoren für andere Krankheiten sein. Hast du also den Verdacht, an einem Testosteronmangel zu leiden, solltest du am besten das persönliche Gespräch mit deinem Hausarzt suchen. Dieser kann dann per Blutanalyse feststellen, ob du tatsächlich an einem Mangel leidest.

Wie wird Testosteronmangel behandelt?

Bei Verdacht auf Testosteronmangel sollte zunächst morgens (zwischen 7–11 Uhr, nüchtern) das Gesamttestosteron im Blut bestimmt werden. Bei auffälligen Werten folgen weitere Hormontests wie freies Testosteron, SHBG, LH, FSH und Prolaktin, ergänzt durch eine körperliche Untersuchung und ggf. weitere endokrinologische Checks. Bei einem Gesamttestosteronwert von unter 12 nmol/l erwägen Ärzt:innen meist eine Substitutionsbehandlung, Testosteron wird also in kleinen Dosierungen verabreicht. Spätestens bei weniger als 8 nmol/l solltest du handeln, vor allem wenn das freie Testosteron auch niedrig ist.

Freies Testosteron macht nur etwa 1–3 % des Gesamttestosterons aus. Der Rest ist an SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin) und Albumin gebunden.

Bioverfügbares Testosteron = freies + albumingebundenes Testosteron. Beide Anteile sind biologisch aktiv.

Referenzbereich (Männer, morgens gemessen):

  • Gesamttestosteron: 12–35 nmol/l (3,5–10 ng/ml)
  • Freies Testosteron: > 0,25 nmol/l (> 7,2 ng/dl) Das Ersatz-Testosteron bekommst du als Creme oder Gel, Spritze oder Pflaster.

Eine solche Testosterersatz-Therapie (TRT)  sollte allerdings gut überlegt sein. Denn jede medikamentöse Therapie, also eine Behandlung, bei der Medikamente eingesetzt werden, kann zu Risiken und Nebenwirkungen führen. Dein:e behandelnde:r Ärzt:in wird vorab unter anderem Hoden, Prostata und Leber untersuchen und ein Prostatakarzinom ausschließen.

Bei jüngeren Männern hilft oft ein vorübergehender Hormonersatz, der aber leider viel zu selten angeboten wird, so Dr. Hesch. Das liegt auch daran, dass kein Mann weiß, wie sein individueller Normalwert war, als er in der Pubertät zum Mann wurde.

Dr. Heschs Empfehlung: "Alle gesunden 18-Jährigen sollten einmal ihren Testosteron-Wert ermitteln lassen, damit sie später wissen, wann ihr Wert niedrig ist. Das würde die Debatte, ob man Testosteron verschreiben soll, beenden."

Studien belegen, dass Testosteron-Gaben relativ gut vertragen und auch kurzfristig wirken, und sich neben dem Libido-Gewinn auch positiv auf die Körperfettverteilung und Knochendichte auswirken.

Ist Testosteronmangel bei Männern vergleichbar mit den Wechseljahren der Frau?

Die Andropause (altersbedingter Testosteronmangel) wird oft mit der Menopause der Frau – also deren Wechseljahren – verglichen und dementsprechend auch als "Wechseljahre beim Mann" bezeichnet. Im Gegensatz zur Menopause, die den Zeitpunkt der letzten Regelblutung im Leben einer Frau beschreibt, nimmt der Testosteronspiegel bei der Andropause des Mannes mit zunehmendem Alter sehr langsam und kontinuierlich ab. Die Andropause kann Beschwerden mit sich bringen, wenn der Testosteronspiegel einen bestimmten Grenzwert im Blut erreichen sollte. Das ist aber nicht bei jedem Mann der Fall. Viele Expert:innen und Wissenschaftler:innen halten den Begriff "männliche Wechseljahre" daher für nicht korrekt.

Was sind die Ursachen für zu wenig Testosteron im Körper?

Vorab sei noch einmal gesagt: Es ist völlig normal, dass die Produktion von Geschlechtshormonen im Laufe des Lebens abnimmt. Also kein Grund zur Panik, wenn dein:e Ärzt:in feststellen sollte, dass dein Testosteronspiegel gesunken ist. Zirka 20-25% Prozent aller Männer zwischen 40 und 70 Jahren leiden an Beschwerden eines Testosteronmangels. Gründe für diesen Mangel können – neben dem Alterungsprozess – in einer ungesunden Ernährung, einem gestörten Schlafrhythmus, Kosmetika, Weichmacher in Plastik, in Krankheiten oder im Gebrauch von bestimmten Medikamenten liegen.

Welche Folgen hat ein Testosteronmangel?

Wenn dein Körper einen Mangel an Testosteron aufweist, kann ein hohes Risiko bestehen, folgende Krankheiten zu entwickeln:

  • Osteoporose (Knochenschwund)
  • Diabetes Typ 2
  • Herz- und Gefäßerkrankungen
  • Metabolisches Syndrom (eine Erkrankung, die einen hohen Blutdruck, abweichende Cholesterinwerte, einen hohen Blutzuckerspiegel und Fettleibigkeit mit sich bringt)

Im Alter kann zudem eine Erektionsstörung (Erektile Dysfunktion) auftreten, wenn der Testosteronwert zu niedrig ist. Typisch sind in fortgeschrittenem Alter auch:

  • Sinkende Lust auf Sex (Libidoverlust)
  • Zunehmender Haarausfall
  • Gewichtszunahme

Welcher Sport hilft bei Testosteronmangel?

Extremer Ausdauersport senkt den Testosteron-Wert. "Entscheidend dabei ist nicht die Kilometerzahl, sondern die Dauer der Einheit", sagt Professor Frank Sommer, Facharzt für Männergesundheit in Hamburg.

Also, teile dein Wochenpensum lieber in mehrere kürzere Strecken auf, jede davon sollte in maximal 90 Minuten zu schaffen sein. Oder versuche es mit Krafttraining. Das hebt den Testosteronspiegel, besonders, wenn du kurz, aber intensiv mit hohem Gewicht arbeitest. "Eine maximale Steigerung erzielt man durch erzwungene Wiederholungen, bei denen man nur kurz über das muskuläre Versagen hinaus geht", erklärt Professor Sommer.

Trotzdem nicht übertreiben: Eine Stunde im Kraftraum reicht. Doch nicht nur Sport erhöht deinen Testosteronmangel

Außerdem: Stress im Alltag und im Beruf können sich negativ auf deinen Testosterongehalt auswirken. Wirke dem entgegen! Beispielsweise mit regelmäßigem Ausdauertraining oder Yoga.

Welche Lebensmittel helfen bei Testosteronmangel?

Englische Forscher:innen der University of Worcester haben in einer Studie herausgefunden: Je proteinärmer sich Männer ernähren, desto mehr Globuline (spezielle Eiweißverbindungen) schwimmen in ihrem Blut – und das sind genau jene, die das Testosteron aus dem Verkehr ziehen. Wirken können im Körper lediglich freie Hormonmoleküle und nicht die an Globulin gebundenen. Also informiere dich am besten darüber, welche Lebensmittel besonders proteinreich sind.

Generell empfehlen Ärzt:innen bei Testosteronmangel, auf eine gesunde, vollwertige Ernährung zu achten und vorhandenes Übergewicht abzubauen.

Weitere Mikronährstoffe die sich positiv auf die Testosteron Produktion auswirken:

  • Vitamin D 3
  • Zink
  • Magnesium

Zudem kann sich ausreichender und gesunder Schlaf positiv auf die Testosteronproduktion auswirken.

Folgende Nahrungsergänzungsmittel können nachweislich die Produktion von Testosteron unterstützen:

  • Ashwagandha
  • Bockshornklee ( Fenugreek)
  • L-Arginin
  • Pine Bark ( Pinienrinden Extrakt)
  • Vitamin B6

Fazit: Testosteronmangel ist kein Problem nur von älteren Herren

Auch jüngere Männer können betroffen sein! Die Symptome sind vielfältig und können ordentlich an der Lebensqualität nagen. Daher: Mach einen Test, wenn du die Befürchtung hast, unter Testosteronmangel zu leiden und achte auf einen gesunden Lebensstil, mit viel Sport und einer ausgewogenen Ernährung, um dem Mangel entgegenzuwirken.

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