Weit verbreitet- Eisenmangel bei Frauen!

 

Epidemiologie und Studienlage: Nationale Verzehrsstudie II (NVS II)

Die Nationale Verzehrsstudie II (NVS II), eine umfassende Erhebung zum Ernährungsverhalten der deutschen Bevölkerung im Alter von 14 bis 80 Jahren, liefert essenzielle epidemiologische Daten zum Eisenstatus. Basierend auf detaillierten 24-Stunden-Recalls und Lebensmittelverzehrsprotokollen von über 15.000 Teilnehmern, bietet sie eine fundierte Grundlage zur Einschätzung der Versorgungslage. Besonders hervorzuheben ist die alarmierende Prävalenz eines suboptimalen Eisenstatus bei Frauen im gebärfähigen Alter, die sich über verschiedene Altersgruppen und Lebenssituationen erstreckt.

Die Ergebnisse der NVS II zeigen, dass 65% der Frauen zwischen 14 und 50 Jahren die empfohlene tägliche Eisenzufuhr von 15 mg gemäß den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) nicht erreichen. Dieser Wert ist insbesondere kritisch, da eine unzureichende Eisenzufuhr über einen längeren Zeitraum zu depletierten Eisenreserven und letztlich zu Eisenmangelanämie führen kann. Die Situation spitzt sich in der Altersgruppe der jungen Frauen zwischen 19 und 24 Jahren zu, wo dieser Anteil sogar bei erschreckenden 75% liegt. Im Durchschnitt beträgt die tägliche Eisenaufnahme bei Frauen dieser Altersgruppe lediglich 11,4 mg, was die deutliche Diskrepanz zu den physiologischen Bedürfnissen unterstreicht.

Besonders vulnerabel sind Frauen mit erhöhten physiologischen Eisenbedürfnissen oder -verlusten. Dazu gehören Frauen mit Hypermenorrhoe (starken Menstruationsblutungen), Schwangere und Stillende. In diesen Risikogruppen konnte in der NVS II und ergänzenden Studien eine Prävalenz von Eisenmangelzuständen von bis zu 85% der Fälle festgestellt werden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer gezielten Diagnostik und Intervention in diesen Lebensphasen. Darüber hinaus offenbart die NVS II auch signifikante sozioökonomische Unterschiede: Frauen mit niedrigerem Bildungsstand und geringerem Einkommen weisen tendenziell eine höhere Prävalenz einer unzureichenden Eisenversorgung auf, was auf eingeschränkten Zugang zu eisenreichen Lebensmitteln oder mangelndes Wissen über ernährungsphysiologische Zusammenhänge hindeuten könnte.

 

Die globale Perspektive bestätigt diese nationale Problematik. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit etwa 25% aller Frauen im reproduktiven Alter an Eisenmangelanämie leiden. Während die höchsten Raten in Entwicklungsländern verzeichnet werden (teilweise über 90%), stellen auch industrialisierte Nationen wie Deutschland eine signifikante Prävalenz dar.

Diese globalen Daten betonen die Relevanz des Eisenmangels als Public Health Problem. Innerhalb dieser vulnerablen Gruppe sind auch weibliche Leistungssportlerinnen aufgrund erhöhter physiologischer Verluste und gesteigerten Bedarfs eine spezifische Risikogruppe, deren Eisenstatus besonderer Beachtung bedarf.

Eisenmangel bei Sportlerinnen: Eine Hochrisikogruppe im Detail

Während die Nationale Verzehrsstudie II (NVS II) bereits eine hohe Prävalenz von Eisenmangel in der allgemeinen weiblichen Bevölkerung aufzeigt, insbesondere bei Frauen im gebärfähigen Alter (bis zu 58% mit unzureichender Zufuhr, 25% weltweit mit Anämie laut WHO), stellt die Gruppe der Sportlerinnen eine besonders vulnerable Population dar. Hier sind die Risiken und Prävalenzen für Eisenmangel und Eisenmangelanämie signifikant erhöht, was weitreichende Konsequenzen für Gesundheit und Leistungsfähigkeit haben kann.

Aktuelle Studien und Metaanalysen belegen, dass bis zu 80% der weiblichen Ausdauersportlerinnen von irgendeiner Form des Eisenmangels betroffen sind, ein alarmierender Wert im Vergleich zu den durchschnittlich 65% in der nicht-sportelnden weiblichen Bevölkerung. Diese erhöhte Vulnerabilität ist auf eine Kombination physiologischer Anpassungen und sportartspezifischer Stressoren zurückzuführen.

Pathophysiologische Mechanismen des erhöhten Eisenbedarfs und -verlusts:

Erhöhter Eisenverlust durch Menstruation: Trotz des Trainings bleibt die monatliche Menstruation, bei vielen Athletinnen sogar verstärkt durch intrauterine Kontrazeptiva, eine primäre Ursache für chronischen Eisenverlust.

 

Hämolyse: Mechanische Belastung durch wiederholte Fußschläge (sog. "foot-strike hemolysis" bei Langstreckenläuferinnen) und Muskelkontraktionen kann zur Zerstörung roter Blutkörperchen führen, wodurch Eisen freigesetzt, aber auch vermehrt verbraucht wird.

Gastrointestinale Blutungen: Intensive und langanhaltende körperliche Aktivität kann zu Mikroverletzungen im Magen-Darm-Trakt führen, die oft unbemerkt zu geringfügigen, aber kumulativen Eisenverlusten beitragen.

Eisenverlust über Schweiß: Obwohl die Eisenkonzentration im Schweiß gering ist, können bei hochintensiven und langanhaltenden Trainingseinheiten erhebliche Mengen an Schweiß produziert werden, was zu einem kumulativen Eisenverlust führt.

Erhöhter Eisenbedarf für Erythropoese und Muskelstoffwechsel: Anpassungen an das Training erfordern eine erhöhte Produktion roter Blutkörperchen und eine gesteigerte Aktivität von eisenhaltigen Enzymen in den Muskeln (z.B. Myoglobin, Cytochrome), um Sauerstofftransport und Energieproduktion zu optimieren.

Inflammation und Hepcidin: Intensives Training kann zu einer transienten Entzündungsreaktion führen, die die Produktion von Hepcidin stimuliert. Hepcidin, ein wichtiges Regulatorprotein, hemmt die Eisenresorption aus dem Darm und die Freisetzung von Eisen aus Speichern, wodurch der Eisenstatus akut negativ beeinflusst wird.

Spezifische Prävalenz und Risikogruppen:

Bei Langstreckenläuferinnen liegt die Prävalenz von manifester Eisenmangelanämie bei 25-35%. Der weitaus größere Anteil entfällt auf den Eisenmangel ohne Anämie, der bei 70-80% dieser Athletinnen auftreten kann. Die Symptome wie unerklärliche Ermüdung, verminderte Leistungsfähigkeit und verlängerte Erholungszeiten werden hierbei oft fälschlicherweise als normale Trainingsadaptation interpretiert.

Ästhetische Sportarten (z.B. Gymnastik, Ballett, Eiskunstlauf): Athletinnen in diesen Disziplinen sind durch zusätzlichen Druck zur Gewichtskontrolle und oft restriktive Ernährungsgewohnheiten besonders gefährdet. Eine unzureichende Kalorien- und Nährstoffzufuhr, insbesondere von eisenreichen Lebensmitteln, erhöht das Risiko drastisch. Hier können Prävalenzen des Eisenmangels über 90% erreichen, oft in Kombination mit einer niedrigen Energieverfügbarkeit.

Vegetarische und vegane Sportlerinnen: Diese Gruppe weist eine noch höhere Prävalenz des Eisenmangels auf, oft bis zu 90%. Der Grund liegt in der geringeren Bioverfügbarkeit von pflanzlichem (Non-Häm-)Eisen und dem Vorhandensein von Absorptionshemmern wie Phytaten und Polyphenolen in pflanzlichen Lebensmitteln, welche die Eisenaufnahme aus dem Darm signifikant reduzieren.

Eine wegweisende Metaanalyse aus dem Jahr 2019, die 156 Studien mit über 15.000 weiblichen Sportlerinnen umfasste, bestätigte diese alarmierenden Zahlen sportartspezifisch und unterstrich die Notwendigkeit eines frühen Screenings und einer angepassten Diagnostik. Klinische Kriterien für die Diagnose umfassen dabei Serum-Ferritin-Werte unter 30 ng/mL und eine Transferrinsättigung unter 20%, oft noch bevor sich eine manifeste Anämie entwickelt.

Ursachen des Eisenmangels bei Frauen: Eine Detaillierte Analyse

Die Genese des Eisenmangels bei Frauen, insbesondere im reproduktionsfähigen Alter und bei Sportlerinnen, ist komplex und multifaktoriell. Sie resultiert aus einem Ungleichgewicht zwischen Eisenaufnahme und Eisenverlust, wobei primär vier Hauptkategorien zu differenzieren sind: erhöhte Eisenverluste, unzureichende Eisenzufuhr, gestörte Eisenabsorption und ein erhöhter Eisenbedarf. Das Verständnis dieser Mechanismen ist entscheidend für eine präzise Diagnose und effektive Therapie.

1.    Erhöhte Eisenverluste: Diese stellen die häufigste Ursache für Eisenmangel bei prämenopausalen Frauen dar. Der primäre Mechanismus ist die menstruelle Blutung. Während eine normale Menstruation täglich etwa 0,5-1 mg Eisenverlust mit sich bringt, können Frauen mit Hypermenorrhoe (starken Regelblutungen, definiert als Blutverlust >80 ml pro Zyklus oder Blutungen, die länger als 7 Tage anhalten) bis zu 2-3 mg Eisen pro Tag verlieren. Dies kumuliert über Zyklen hinweg zu einem signifikanten Defizit.

2.    Gynäkologische Ursachen wie Uterusmyome, Endometriose oder der Gebrauch kupferhaltiger Intrauterinpessare (IUP) können die Blutungsstärke zusätzlich erhöhen. Bei Sportlerinnen können hormonelle Dysregulationen durch intensives Training ebenfalls zu stärkeren Blutungen führen.

3.    Ein weiterer wichtiger Faktor sind okkulte gastrointestinale Blutungen. Diese können durch vielfältige Pathologien ausgelöst werden:

4.    Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Chronische Einnahme von NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac, die bei Sportlerinnen zur Schmerzbehandlung verbreitet ist, kann die Schleimhautintegrität des oberen GI-Trakts kompromittieren und zu Erosionen, Ulzera und Mikroblutungen führen.

5.    Infektionen: Eine Helicobacter pylori-Infektion ist eine prominente Ursache für chronische Gastritis und Ulzera, die zu Eisenverlusten führen können.

6.    Entzündliche Darmerkrankungen (IBD): Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verursachen chronische Entzündungen und Blutungen im Darm, die oft unbemerkt bleiben.

7.    Weitere Ursachen: Divertikel, Angiodysplasien, Hämorrhoiden und in seltenen Fällen gastrointestinale Malignome sind weitere Quellen chronischen Blutverlusts.

Spezifisch für Sportlerinnen sind zudem Hämolysephänomene: die Fußhämolyse (mechanische Zerstörung von Erythrozyten in den Fußkapillaren bei Laufsportarten) und die trainingsinduzierte intestinale Ischämie, die zu Mikroblutungen im Darm führen kann, insbesondere bei Ausdauerbelastungen.

Unzureichende Eisenzufuhr: Eine suboptimale Ernährung ist eine kritische Ursache, insbesondere in Risikogruppen.

Vegetarische und vegane Ernährung: Eisen aus pflanzlichen Quellen (Non-Häm-Eisen) weist eine Bioverfügbarkeit von nur 2-10% auf, verglichen mit 15-35% für Häm-Eisen aus tierischen Produkten. Pflanzliche Eisenquellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte enthalten zudem oft Absorptionshemmer wie Phytate und Polyphenole, die die Eisenaufnahme weiter reduzieren. Bis zu 90% der vegetarischen/veganen Sportlerinnen können betroffen sein, wenn keine adäquate Supplementierung erfolgt.

Restriktive Diäten und Kalorienrestriktion: Dies ist besonders relevant für Sportlerinnen in ästhetischen Sportarten (z.B. Gymnastik, Ballett, Eiskunstlauf), die oft eine geringe Energiezufuhr bei gleichzeitig hohem Energieverbrauch aufweisen. Dies führt nicht nur zu einer reduzierten Eisenzufuhr, sondern oft auch zu einem Mangel an anderen Mikronährstoffen.

Einseitige Ernährungsgewohnheiten: Der generelle Verzicht auf eisenreiche Lebensmittel wie rotes Fleisch, Innereien oder bestimmte Getreidesorten kann auch bei omnivoren Frauen zu einer Unterversorgung führen.

Gestörte Eisenabsorption: Eine adäquate Zufuhr allein garantiert keine ausreichende Versorgung, wenn die Absorption beeinträchtigt ist.

Gastrointestinale Erkrankungen: Zöliakie (Sprue) und andere Formen der Malabsorption schädigen die Dünndarmschleimhaut, insbesondere im Duodenum, wo der Großteil des Eisens resorbiert wird. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können ebenfalls die Absorptionsfläche reduzieren.

Achlorhydrie/Hypochlorhydrie: Ein Mangel an Magensäure, sei es durch Protonenpumpenhemmer (PPI) oder atrophische Gastritis, reduziert die Umwandlung von Eisen(III) zu besser resorbierbarem Eisen(II).

Interaktionen mit Nahrungsbestandteilen: Die gleichzeitige Aufnahme von Calcium (z.B. in Milchprodukten oder Supplements), Tanninen (in Kaffee und Tee) und Phytaten (in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten) kann die Eisenabsorption um bis zu 40-70% hemmen. Umgekehrt fördert Vitamin C die Eisenaufnahme erheblich.

Erhöhter Eisenbedarf: Bestimmte physiologische Zustände erfordern eine erhöhte Eisenzufuhr, um einem Mangel vorzubeugen.

 

Schwangerschaft: Der Eisenbedarf steigt im zweiten und dritten Trimester signifikant auf bis zu 27 mg/Tag an, um das Wachstum des Fötus, der Plazenta und das erhöhte mütterliche Blutvolumen zu decken.

Stillzeit: Auch während der Laktation bleibt der Eisenbedarf erhöht, um den Eisenverlust über die Muttermilch auszugleichen.

Wachstumsphasen: Bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen, insbesondere während der Pubertät, ist der Eisenbedarf aufgrund des schnellen Wachstums und des Beginns der Menstruation erhöht.

Intensives Training: Bei Sportlerinnen ist der Eisenbedarf durch erhöhte Erythrozytenproduktion, höhere Eisenverluste über Schweiß, Mikroblutungen und möglicherweise auch durch eine erhöhte Eisenutilisation in der Muskulatur erhöht. Die Kombination dieser Faktoren macht Sportlerinnen zu einer besonders vulnerablen Gruppe für Eisenmangel, selbst bei adäquater Ernährung.

Symptome des Eisenmangels

Die Symptome eines Eisenmangels, oft als anämisches Syndrom zusammengefasst, sind in ihrer Ausprägung äußerst variabel, entwickeln sich in der Regel schleichend und sind daher initial schwer zu diagnostizieren. Sie manifestieren sich in einem breiten Spektrum von unspezifischen Befindlichkeitsstörungen bis hin zu deutlichen funktionellen Einschränkungen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Angesichts der zentralen Rolle von Eisen im mitochondrialen Elektronentransport, der Sauerstoffbindung des Hämoglobins und als Kofaktor zahlreicher Enzyme (z.B. in der DNA-Synthese und Immunfunktion) sind die Auswirkungen eines Mangels systemisch und vielfältig.

Zu den häufigsten und oft wegweisenden Anzeichen, die sich schon bei beginnendem oder leichtem Eisenmangel manifestieren können, zählen:

Chronische Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue): Ein über Wochen oder Monate anhaltendes, pathologisches Gefühl der Abgeschlagenheit, das sich auch durch ausreichenden Schlaf nicht bessert. Dies ist das häufigste Symptom und ist direkt mit der reduzierten zellulären Energieproduktion (ATP-Synthese) infolge gestörter mitochondrialer Funktion und unzureichender Sauerstoffversorgung verbunden. Insbesondere bei Frauen im reproduktiven Alter mit menstruationsbedingtem Blutverlust ist dies oft das Leitsymptom.

Blässe (Pallor): Besonders auffällig an den sichtbaren Schleimhäuten (Konjunktiven der Augenlider, Mundschleimhaut, Lippen) sowie an den Handflächen und Nagelbetten. Sie ist ein Ausdruck der verminderten Hämoglobinkonzentration im Blut und einer kompensatorischen Umverteilung des Blutflusses zugunsten vitaler Organe. Die Blässe korreliert häufig mit dem Grad der Anämie.

Leistungsabfall (körperlich und kognitiv): Eine signifikant verminderte körperliche Belastbarkeit und Ausdauerleistungsfähigkeit, die sich als reduzierte maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) und verlängerte Erholungszeiten äußert. Parallel treten oft kognitive Einschränkungen wie Gedächtnisprobleme, verringerte Konzentrationsfähigkeit und verlängerte Reaktionszeiten auf, bedingt durch eine suboptimale Sauerstoffversorgung des Gehirns und gestörte Neurotransmitterfunktionen.

Kopfschmerzen und Schwindel: Häufig treten diffuse Spannungskopfschmerzen oder migräneartige Beschwerden auf. Ein orthostatischer Schwindel, insbesondere beim Aufstehen, ist ebenfalls verbreitet und resultiert aus einer gestörten Kreislaufregulation bei unzureichender Sauerstoffzufuhr zum Gehirn.

Kurzatmigkeit (Dyspnoe): Eine bereits bei geringer körperlicher Anstrengung auftretende Atemnot (Dyspnoe bei Belastung), die das Ergebnis kompensatorischer Mechanismen ist. Der Körper versucht, den Sauerstoffmangel durch eine erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie) und Atemfrequenz zu beheben.

Mit Fortschreiten des Eisenmangels oder bei schwereren Verläufen können weitere, spezifischere Symptome auftreten. Dazu gehören trophische Störungen wie brüchige Nägel (oft mit Längsrillen, Spliss oder im Extremfall als Koilonychie / Löffelnägel), diffuser Haarausfall, trockene Haut, sowie schmerzhafte eingerissene Mundwinkel (Rhagaden) und eine Entzündung der Zungenschleimhaut (Glossitis). Die erhöhte Infektanfälligkeit resultiert aus einer Beeinträchtigung der Immunfunktion, insbesondere der zellulären Immunität.

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS), gekennzeichnet durch unangenehme Sensationen in den Beinen und einen unwiderstehlichen Bewegungsdrang, ist bei Eisenmangelpatienten deutlich prävalenter und mit Störungen des Dopamin-Stoffwechsels assoziiert.

Auch depressive Verstimmungen und Angstzustände können verstärkt auftreten. Bei Sportlerinnen, die einen physiologisch erhöhten Eisenbedarf aufweisen (wie in der vorherigen Text beschrieben), führen diese Symptome nicht nur zu einem signifikanten Leistungsabfall im Training und Wettkampf, sondern auch zu einer verzögerten Regeneration, erhöhter Anfälligkeit für Übertraining und einem gesteigerten Verletzungsrisiko.

Die unspezifische Natur vieler Symptome erfordert eine sorgfältige Differentialdiagnose, da sie auch bei anderen Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenfunktionsstörungen, Vitamin-B12-Mangel, chronischen Infektionen) auftreten können. Eine frühzeitige labordiagnostische Abklärung (Ferritin, Transferrinsättigung, Hämoglobin) und eine adäquate Behandlung sind für die Wiederherstellung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit entscheidend.

Relevante Bluttests und Grenzwerte zur Diagnostik des Eisenmangels

Die präzise Diagnostik eines Eisenmangels erfordert eine differenzierte Betrachtung mehrerer Laborparameter, da einzelne Werte oft nicht ausreichend aussagekräftig sind und durch verschiedene physiologische oder pathologische Zustände beeinflusst werden können. Die Stufendiagnostik ermöglicht eine genaue Klassifizierung des Eisenstatus, von leeren Eisenspeichern über einen latenten Eisenmangel ohne Anämie bis hin zur manifesten Eisenmangelanämie. Diese methodische Herangehensweise ist entscheidend, um den Eisenmangel frühzeitig zu erkennen und adäquat zu behandeln, bevor es zu ausgeprägten Symptomen und funktionellen Einschränkungen kommt.

Ferritin: Der primäre Marker für Eisenspeicher

Ferritin gilt als der sensitivste und spezifischste Parameter zur Beurteilung der gesamten körpereigenen Eisenspeicher. Es ist ein intrazelluläres Protein, das Eisen speichert, und seine Konzentration im Serum korreliert direkt mit den Eisenreserven des Körpers. Die Normalwerte sind alters- und geschlechtsabhängig. Bei prämenopausalen Frauen liegen die Referenzwerte typischerweise zwischen 15-150 μg/l, während sie bei Männern und postmenopausalen Frauen höher sind (ca. 30-300 μg/l).

Ein Ferritinwert < 15 μg/l indiziert definitionsgemäß absolut leere Eisenspeicher und ist ein eindeutiger Hinweis auf einen manifesten Eisenmangel.

Werte zwischen 15-30 μg/l werden als suboptimale Eisenspeicher oder latenter Eisenmangel ohne Anämie interpretiert, auch wenn das Hämoglobin noch im Normalbereich liegen kann.

Bei Sportlerinnen, wie in der vorherigen Text beschrieben, ist der Eisenbedarf physiologisch erhöht und die physiologische Anpassung an Training kann den Ferritinspiegel beeinflussen. Hier werden oft bereits Werte < 50 μg/l als behandlungsbedürftig angesehen, um einem Leistungsabfall und den Symptomen eines latenten Mangels entgegenzuwirken. Bei Ausdauersportlerinnen sind Werte unter 30 μg/l mit einer erhöhten Prävalenz von Fatigue und reduziertem Leistungsvermögen assoziiert.

Cave (Störfaktoren): Ferritin ist ein Akute-Phase-Protein. Das bedeutet, dass seine Konzentration bei Entzündungen, Infektionen, Lebererkrankungen, Malignomen oder Autoimmunerkrankungen falsch hoch sein kann, selbst wenn tatsächlich ein Eisenmangel vorliegt. In solchen Fällen ist das Ferritin kein zuverlässiger Indikator für den Eisenstatus.

Hämoglobin (Hb): Indikator der Anämie

Der Hämoglobin (Hb)-Wert ist der wichtigste Parameter zur Diagnose einer manifesten Anämie. Hämoglobin ist das eisenhaltige Protein in den roten Blutkörperchen, das für den Sauerstofftransport verantwortlich ist. Es ist jedoch ein relativ später Indikator für einen Eisenmangel, da die Hämoglobinproduktion erst signifikant sinkt, wenn die Eisenspeicher bereits stark erschöpft sind.

Die Normalwerte für Frauen liegen bei 12,0-15,5 g/dl.

 

Ein Hämoglobinwert < 12,0 g/dl bei Frauen definiert eine Anämie. Bei Männern liegt der Grenzwert bei < 13,0 g/dl.

Transferrinsättigung (TSAT): Verfügbarkeit von Eisen für die Erythropoese

Die Transferrinsättigung (TSAT) gibt an, wie viel Prozent des Transferrins (des primären Eisen-Transportproteins im Blut) mit Eisen beladen ist und somit für die Erythropoese (Bildung roter Blutkörperchen) und andere eisenabhängige Prozesse zur Verfügung steht. Die TSAT wird berechnet aus dem Serumeisen und der Gesamt-Eisenbindungskapazität (TIBC): TSAT = (Serumeisen / TIBC) x 100.

Normalwerte liegen typischerweise zwischen 16-45%.

Werte < 16% sind ein starker Hinweis auf einen funktionellen Eisenmangel, d.h. es ist zwar noch Eisen in den Speichern vorhanden (Ferritin kann normal oder erhöht sein, z.B. bei Entzündung), aber der Transport zum Ort des Bedarfs ist gestört. Oftmals werden bereits Werte < 20% als kritisch erachtet, insbesondere bei erhöhter Eisenanforderung.

Cave: Die Transferrinsättigung unterliegt starken tageszeitlichen Schwankungen und ist auch von der Eisenzufuhr abhängig. Eine Blutabnahme am Morgen im Nüchternzustand wird empfohlen.

C-reaktives Protein (CRP): Ausschluss von Entzündungen

Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein sensitiver Akute-Phase-Parameter für systemische Entzündungen. Die Bestimmung des CRP ist unerlässlich bei der Diagnose des Eisenmangels, insbesondere zur korrekten Interpretation des Ferritinwertes.

Ein Normalwert < 5 mg/l schließt eine signifikante Entzündung weitgehend aus und ermöglicht eine valide Interpretation des Ferritins.

Bei erhöhten CRP-Werten ist das Ferritin oft unspezifisch erhöht, was einen bestehenden Eisenmangel verschleiern kann. In solchen Fällen sollten zusätzliche Parameter wie der lösliche Transferrinrezeptor (sTfR) oder der Ferritin-CRP-Quotient zur Beurteilung des Eisenstatus herangezogen werden.

 

Serumeisen: Begrenzte Aussagekraft als Einzelparameter

Das Serumeisen misst die Konzentration des an Transferrin gebundenen Eisens im Blut. Obwohl Normalwerte zwischen 50-160 μg/dl liegen, ist es als Einzelparameter für die Eisenmangeldiagnostik von geringer Bedeutung.

Es unterliegt starken tageszeitlichen Schwankungen (z.B. höhere Werte morgens) und ist stark von der aktuellen Eisenzufuhr beeinflusst.

Eine niedrige Serumeisenkonzentration allein ist nicht ausreichend, um einen Eisenmangel zu diagnostizieren, kann aber in Kombination mit anderen Werten zur Berechnung der Transferrinsättigung genutzt werden.

Weitere relevante Parameter (ergänzend):

Löslicher Transferrinrezeptor (sTfR):

Dies ist ein wertvoller Marker für den zellulären Eisenbedarf. Erhöhte sTfR-Werte weisen auf einen Eisenmangel auf zellulärer Ebene hin, da Zellen bei Eisenmangel mehr Rezeptoren bilden, um verfügbares Eisen aufzunehmen. Im Gegensatz zu Ferritin wird sTfR nicht durch Entzündungen beeinflusst und ist daher besonders nützlich bei der Differenzialdiagnose eines Eisenmangels bei entzündlichen Erkrankungen.

Retikulozyten-Hämoglobin (CHr oder Ret-He): Dieser Parameter spiegelt den Eisengehalt der unreifen roten Blutkörperchen wider und ist ein sensibler und früher Indikator für einen funktionellen Eisenmangel in der Erythropoese.

Eine sorgfältige Interpretation dieser Parameter im Kontext des klinischen Bildes und der individuellen Risikofaktoren (z.B. menstruationsbedingter Blutverlust, sportliche Aktivität, Ernährungsgewohnheiten) ist für eine zielgerichtete Therapie des Eisenmangels unerlässlich!

Häm-Eisen vs. Non-Häm-Eisen und Eisenpräparate: Molekulare Mechanismen und Pharmakologie

 

Die präzise Unterscheidung zwischen Häm-Eisen und Non-Häm-Eisen ist von fundamentaler Bedeutung für das Verständnis der Eisenabsorption, der körpereigenen Eisenhomöostase sowie für die Entwicklung effektiver therapeutischer Strategien zur Behandlung von Eisenmangelzuständen. Die Bioverfügbarkeit und die Interaktionen mit Nahrungsbestandteilen variieren erheblich.

Häm-Eisen: Effiziente Absorption aus tierischen Quellen

Häm-Eisen, ausschließlich in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch und Geflügel enthalten, repräsentiert zwar nur etwa 10-15% der durchschnittlichen Gesamteisenzufuhr in westlichen Industrienationen, ist jedoch die am besten bioverfügbare Eisenform.

Die Absorptionsrate beträgt beachtliche 15-35% und wird im Gegensatz zu Non-Häm-Eisen kaum durch andere Nahrungsbestandteile beeinflusst.

Der Absorptionsmechanismus erfolgt über spezifische Häm-Transporter in den Enterozyten, primär den Häm-Carrier-Protein 1 (HCP1) in der luminalen Membran. Nach Aufnahme in die Zelle wird das Häm durch die Hämoxygenase-1 (HO-1) gespalten, wobei Eisen freigesetzt wird.

Dieser Prozess ist bei Eisenmangel nur geringfügig steigerbar, da die Häm-Aufnahme bereits von Natur aus sehr effizient ist.

Für Patientengruppen mit erhöhtem Eisenbedarf, wie beispielsweise prämenopausale Frauen, Sportlerinnen oder Personen mit eingeschränkter Non-Häm-Eisen-Absorption, stellt Häm-Eisen eine wichtige und zuverlässige Eisenquelle dar.

Non-Häm-Eisen: Komplexe Absorption und zahlreiche Interaktionen

Non-Häm-Eisen ist die dominante Eisenform in der Ernährung und kommt in pflanzlichen Lebensmitteln (z.B. Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse, grünes Blattgemüse), angereichertem Getreide und den meisten oralen Eisensupplementen vor.

Die Absorptionsrate ist mit 2-20% deutlich geringer und in hohem Maße von Begleitsubstanzen in der Nahrung abhängig.

 

Für die Absorption muss dreiwertiges Eisen (Fe3+) zunächst durch duodenale Reduktasen (z.B. Duodenal Cytochrom B, Dcytb) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) reduziert werden. Nur in dieser Form kann es über den Divalenten Metalltransporter 1 (DMT1) in die Enterozyten aufgenommen werden.

Absorptionsfördernde Faktoren:

Vitamin C (Ascorbinsäure): Reduziert Fe3+ zu Fe2+ und bildet lösliche Eisenkomplexe, die die Aufnahme erleichtern.

"Meat factor": Bestimmte Peptide in tierischem Gewebe steigern die Non-Häm-Eisen-Absorption.

Organische Säuren: Zitronensäure, Milchsäure.

Absorptionshemmende Faktoren:

Phytate: In Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen. Bilden unlösliche Eisenkomplexe.

Tannine/Polyphenole: In Tee (insbesondere Schwarztee), Kaffee, Rotwein, einigen Gewürzen und Gemüse.

Calcium: In Milchprodukten und calciumreichen Lebensmitteln/Supplementen.

Oxalate: In Spinat, Rhabarber.

Antacida/Protonenpumpenhemmer: Reduzieren die Magensäureproduktion, was die Fe3+-Reduktion beeinträchtigt.

Pharmakologie und Anwendung von Eisenpräparaten

Bei diagnostiziertem Eisenmangel, insbesondere wenn die Eisenspeicher gemäß der vorherigen Karte (Ferritin < 30 µg/l, bzw. < 50 µg/l bei Sportlerinnen) erschöpft sind, ist eine orale Eisensupplementation die Therapie der Wahl. Die Auswahl des Präparates und die Einnahmebedingungen sind entscheidend für Wirksamkeit und Verträglichkeit.

Verschiedene Eisenpräparate und ihre Eigenschaften:

 

Eisen(II)-Salze (Ferrosalze): Die am häufigsten verwendeten und bestuntersuchten Präparate. Sie enthalten zweiwertiges Eisen (Fe2+), das direkt über DMT1 aufgenommen werden kann.

Eisensulfat (z.B. Ferro sanol duodenal): Gilt als Goldstandard aufgrund hoher Bioverfügbarkeit. Hoher Gehalt an elementarem Eisen, kann aber aufgrund seiner hohen Reaktivität häufiger gastrointestinale Nebenwirkungen (Übelkeit, Verstopfung, Bauchschmerzen) verursachen.

Eisenfumarat (z.B. Ferrotab): Zeigt ebenfalls eine gute Bioverfügbarkeit und oft eine etwas bessere Verträglichkeit im Vergleich zu Eisensulfat.

Eisengluconat (z.B. Eisen Verla): Enthält pro Dosis weniger elementares Eisen als Sulfat oder Fumarat, wird aber oft als am besten verträglich empfunden.

 

Eisen(II)-Chelate (z.B. Eisenbisglycinatsulfat):

Eisenglycinatsulfat (z.B. Ferrochel, AminoFerr): Hier ist Eisen an Aminosäuren gebunden, was die Absorption verbessern und die Interaktionen mit hemmenden Nahrungsbestandteilen reduzieren kann. Es ist oft sehr gut verträglich und zeigt eine hohe Bioverfügbarkeit.

Eisen(III)-Präparate (Ferri-Präparate):

Eisen(III)-Hydroxid-Polymaltose-Komplex (IPC) (z.B. Ferrum Hausmann): Eisen ist hier in einer komplexen Struktur gebunden. Die Absorption erfolgt über einen anderen, passiveren Mechanismus und ist in der Regel geringer und langsamer als bei Eisen(II)-Salzen. Oft besser verträglich, aber die Wirksamkeit kann bei ausgeprägtem Mangel unzureichend sein.

Optimale Einnahmebedingungen und Dosierung:

Dosierung: Die Standarddosierung liegt bei 80-100 mg elementarem Eisen täglich. In einigen Fällen, insbesondere bei schlechter Verträglichkeit oder milderem Mangel, können auch niedrigere Dosen von 40-60 mg elementarem Eisen ausreichend sein. Bei Sportlerinnen mit anhaltend niedrigem Ferritinspiegel (< 50 µg/l) kann eine solche Dosierung über längere Zeiträume notwendig sein.

 

Aufteilung: Die Gesamtdosis sollte idealerweise auf 1-2, maximal 3 Einzeldosen verteilt werden, um die intestinale DMT1-Kapazität optimal zu nutzen und Hepcidin-induzierte Absorptionshemmung zu minimieren. Neuere Studien deuten darauf hin, dass eine Einnahme jeden zweiten Tag die Absorption durch reduzierte Hepcidin-Expression sogar optimieren kann.

Einnahmezeitpunkt: Optimalerweise erfolgt die Einnahme nüchtern (ca. 30-60 Minuten vor dem Frühstück oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit), um Interaktionen mit Nahrungsbestandteilen zu minimieren.

Mit Vitamin C: Die gleichzeitige Einnahme mit 200-500 mg Vitamin C (z.B. in Form von Orangensaft oder einer Vitamin-C-Tablette) fördert die Reduktion von Fe3+ zu Fe2+ und verbessert die Absorption erheblich.

Bei Unverträglichkeit: Falls nüchterne Einnahme zu starken gastrointestinalen Beschwerden führt, kann das Präparat zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Es ist jedoch zu beachten, dass dies die Absorption um 30-50% reduzieren kann. Die Wahl eines besser verträglichen Präparats (z.B. Eisengluconat oder Eisenglycinatsulfat) sollte in Erwägung gezogen werden.

Vermeidung von Interaktionen: Keine gleichzeitige Einnahme von Calciumpräparaten, Milchprodukten, Kaffee, schwarzem/grünem Tee, Vollkornprodukten oder Antacida innerhalb von 2-3 Stunden vor und nach der Eiseneinnahme.

Nebenwirkungsprofil und Management:

Gastrointestinale Beschwerden: Übelkeit, Sodbrennen, Verstopfung, Diarrhö und Bauchschmerzen sind die häufigsten Nebenwirkungen, insbesondere bei Eisen(II)-Sulfat. Dunkler Stuhl ist unbedenklich.

Management:

Start mit einer niedrigeren Dosis und schrittweise Steigerung.

Einnahme zu den Mahlzeiten (unter Akzeptanz der reduzierten Absorption).

 

Wechsel auf ein besser verträgliches Präparat (z.B. Eisengluconat, Eisenglycinatsulfat).

Anpassung der Dosierung auf jeden zweiten Tag.

Spezifische Empfehlungen für Patientengruppen:

Frauen mit Menorrhagie: Aufgrund chronischen Blutverlustes oft hoher Eisenbedarf; kontinuierliche oder zyklische Supplementation kann notwendig sein.

Schwangere: Erhöhter Eisenbedarf ab dem 2. Trimester; prophylaktische Supplementation ist oft indiziert, um mütterlichen und fetalen Eisenmangel zu vermeiden.

Ausdauersportlerinnen: Durch erhöhten Umsatz, Blutverluste (z.B. Mikroblutungen im GI-Trakt), Hämolyse und Schweißverluste ist der Eisenbedarf signifikant erhöht. Ein Ferritinzielwert von > 50 µg/l sollte angestrebt werden, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten und Symptome wie Fatigue zu vermeiden.

Vegetarier/Veganer: Erhöhtes Risiko für Eisenmangel aufgrund des ausschließlichen Konsums von Non-Häm-Eisen und potenziell hohem Anteil an Absorptionshemmern in der Ernährung. Eine bewusste Kombination mit Vitamin C und ggf. Supplementation ist ratsam.

Die Therapiedauer sollte nicht nur bis zur Normalisierung des Hämoglobinwertes erfolgen, sondern mindestens weitere 3-6 Monate fortgesetzt werden, um die Eisenspeicher (Ferritin) adäquat aufzufüllen und Rezidiven vorzubeugen. Eine regelmäßige Kontrolle der Laborparameter ist unerlässlich.

Eiseninfusion und eisenreiche Lebensmittel

Eiseninfusionen sind eine hochwirksame Therapie bei schwerem Eisenmangel und kommen in spezifischen Situationen zum Einsatz. Die Hauptindikationen umfassen eine schwere Eisenmangelanämie, definiert durch Hämoglobinwerte (Hb) unter 10 g/dl, oder auch bei einer Eisenmangelanämie, die mit Ferritinwerten unter 30 µg/L und einer Transferrinsättigung unter 20% einhergeht. Sie sind ebenfalls indiziert bei Unverträglichkeit gegenüber oralen Eisenpräparaten (z.B. gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Verstopfung oder Durchfall) oder bei Malabsorptionssyndromen, die die Aufnahme von Eisen im Darm behindern (z.B. Morbus Crohn, Zöliakie, Zustand nach bariatrischen Operationen).

Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa, wo orale Eisenpräparate Entzündungen verschlimmern können, oder wenn eine sehr schnelle Eisenrepletion notwendig ist (z.B. vor geplanten Operationen oder bei symptomatischem Eisenmangel), sind Infusionen die Methode der Wahl.

Insbesondere für Sportlerinnen, die häufiger von Eisenmangel betroffen sind und bei denen orale Therapien oft nicht ausreichen oder nicht schnell genug wirken, kann eine Eiseninfusion vor wichtigen Trainings- oder Wettkampfphasen zur raschen Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit beitragen.

Moderne intravenöse Eisenpräparate wie Eisencarboxymaltose (Ferraheme, Monofer) Eisenbisglycinat  oder Eisenisomaltosid (Venofer) ermöglichen die Gabe hoher Eisendosen von bis zu 1000 mg elementarem Eisen in einer einzigen Infusionssitzung, die über 15-60 Minuten verabreicht wird. Dies führt zu einer effizienten und raschen Auffüllung der Eisenspeicher, wobei eine vollständige Repletion in der Regel binnen 4-6 Wochen nach der Infusion erreicht wird. Vor der Verabreichung ist eine genaue Anamnese und Bestimmung des Eisenstatus unerlässlich.

Kontraindikationen für Eiseninfusionen sind eine nachgewiesene Eisenüberladung (z.B. Ferritin > 800 µg/L ohne Eisenmangel oder bei Hämochromatose), akute bakterielle Infektionen, schwere Allergieanamnese oder das erste Trimester einer Schwangerschaft. Nebenwirkungen treten selten auf, können aber von leichten allergischen Reaktionen (Hautausschlag, Juckreiz) bis hin zu schwereren anaphylaktischen Reaktionen reichen. Lokale Eisenablagerungen an der Einstichstelle oder eine vorübergehende Verfärbung der Haut sind ebenfalls möglich, ebenso wie grippeähnliche Symptome oder Muskel- und Gelenkschmerzen.

Zur Ergänzung oder als primäre Maßnahme zur Eisenversorgung sind eisenreiche Lebensmittel von großer Bedeutung. Lebensmittel tierischen Ursprungs enthalten Häm-Eisen, das eine hohe Bioverfügbarkeit aufweist: Rinderleber (ca. 30 mg elementares Eisen pro 100g), Blutwurst (ca. 25 mg/100g) und mageres Rindfleisch (ca. 3,2 mg/100g). Pflanzliche Quellen liefern Non-Häm-Eisen, dessen Aufnahme stärker von Begleitstoffen abhängt: Amaranth (ca. 8,0 mg/100g), Quinoa (ca. 4,6 mg/100g), Linsen (gekocht ca. 3,3 mg/100g), Spinat (gekocht ca. 2,7 mg/100g).

Weitere eisenreiche pflanzliche Lebensmittel sind Kürbiskerne (ca. 12,5 mg/100g), Sesam (ca. 10 mg/100g) und getrocknete Aprikosen (ca. 4,0 mg/100g). Es ist wichtig zu beachten, dass die tatsächliche aufgenommene Eisenmenge aus pflanzlichen Quellen durch die Anwesenheit von Absorptionsinhibitoren wie Phytaten und Polyphenolen beeinflusst wird.

Um die Eisenaufnahme aus der Nahrung zu maximieren, sind gezielte Optimierungsstrategien entscheidend.

Die Kombination eisenreicher Lebensmittel mit Vitamin C-Quellen ist die effektivste Methode, da Vitamin C (Ascorbinsäure) das dreiwertige Non-Häm-Eisen (Fe3+) zu besser resorbierbarem zweiwertigem Eisen (Fe2+) reduziert und die Bildung schwerlöslicher Eisenverbindungen verhindert.

Dies gilt insbesondere für pflanzliches Eisen. Beispiele für Vitamin C-reiche Lebensmittel sind Paprika, Brokkoli, Zitrusfrüchte (Orangen, Zitronen), Beeren und Kartoffeln. Eine Tasse Brokkoli kann die Non-Häm-Eisenaufnahme um bis zu 60% steigern.

Gleichzeitig sollte die Meidung von Kaffee, schwarzem Tee und Milchprodukten zu eisenreichen Mahlzeiten erfolgen, da deren Inhaltsstoffe (Tannine, Phytate, Kalzium) die Eisenabsorption signifikant hemmen können; idealerweise sollte ein Abstand von mindestens zwei Stunden eingehalten werden.

Die Verwendung von Gusseisenpfannen bei der Zubereitung von Speisen kann den Eisengehalt der Mahlzeit merklich erhöhen.

Für Sportlerinnen ist eine individuelle Ernährungsberatung zur spezifischen Optimierung der Eisenaufnahme und zur Sicherstellung einer bedarfsdeckenden Ernährung unerlässlich. Regelmäßige Laborkontrollen des Hämoglobin-, Ferritin- und CRP-Wertes sind entscheidend, um den Eisenstatus zu überwachen und gegebenenfalls therapeutische Maßnahmen frühzeitig einzuleiten oder anzupassen, insbesondere während intensiver Trainingsphasen.


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