Weit verbreitet- Eisenmangel bei Frauen!
Epidemiologie und Studienlage: Nationale Verzehrsstudie II (NVS II)
Die
Nationale Verzehrsstudie II (NVS II), eine umfassende Erhebung zum
Ernährungsverhalten der deutschen Bevölkerung im Alter von 14 bis 80 Jahren,
liefert essenzielle epidemiologische Daten zum Eisenstatus. Basierend auf
detaillierten 24-Stunden-Recalls und Lebensmittelverzehrsprotokollen von über
15.000 Teilnehmern, bietet sie eine fundierte Grundlage zur Einschätzung der
Versorgungslage. Besonders hervorzuheben ist die alarmierende Prävalenz eines
suboptimalen Eisenstatus bei Frauen im gebärfähigen Alter, die sich über
verschiedene Altersgruppen und Lebenssituationen erstreckt.
Die
Ergebnisse der NVS II zeigen, dass 65% der Frauen zwischen 14 und 50 Jahren die
empfohlene tägliche Eisenzufuhr von 15 mg gemäß den Richtlinien der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (DGE) nicht erreichen. Dieser Wert ist insbesondere
kritisch, da eine unzureichende Eisenzufuhr über einen längeren Zeitraum zu
depletierten Eisenreserven und letztlich zu Eisenmangelanämie führen kann. Die
Situation spitzt sich in der Altersgruppe der jungen Frauen zwischen 19 und 24
Jahren zu, wo dieser Anteil sogar bei erschreckenden 75% liegt. Im Durchschnitt
beträgt die tägliche Eisenaufnahme bei Frauen dieser Altersgruppe lediglich
11,4 mg, was die deutliche Diskrepanz zu den physiologischen Bedürfnissen
unterstreicht.
Besonders
vulnerabel sind Frauen mit erhöhten physiologischen Eisenbedürfnissen oder
-verlusten. Dazu gehören Frauen mit Hypermenorrhoe (starken
Menstruationsblutungen), Schwangere und Stillende. In diesen Risikogruppen
konnte in der NVS II und ergänzenden Studien eine Prävalenz von
Eisenmangelzuständen von bis zu 85% der Fälle festgestellt werden. Dies
unterstreicht die Notwendigkeit einer gezielten Diagnostik und Intervention in
diesen Lebensphasen. Darüber hinaus offenbart die NVS II auch signifikante sozioökonomische
Unterschiede: Frauen mit niedrigerem Bildungsstand und geringerem Einkommen
weisen tendenziell eine höhere Prävalenz einer unzureichenden Eisenversorgung
auf, was auf eingeschränkten Zugang zu eisenreichen Lebensmitteln oder
mangelndes Wissen über ernährungsphysiologische Zusammenhänge hindeuten könnte.
Die globale
Perspektive bestätigt diese nationale Problematik. Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit etwa 25% aller Frauen
im reproduktiven Alter an Eisenmangelanämie leiden. Während die höchsten Raten
in Entwicklungsländern verzeichnet werden (teilweise über 90%), stellen auch
industrialisierte Nationen wie Deutschland eine signifikante Prävalenz dar.
Diese
globalen Daten betonen die Relevanz des Eisenmangels als Public Health Problem.
Innerhalb dieser vulnerablen Gruppe sind auch weibliche Leistungssportlerinnen
aufgrund erhöhter physiologischer Verluste und gesteigerten Bedarfs eine
spezifische Risikogruppe, deren Eisenstatus besonderer Beachtung bedarf.
Eisenmangel
bei Sportlerinnen: Eine Hochrisikogruppe im Detail
Während die
Nationale Verzehrsstudie II (NVS II) bereits eine hohe Prävalenz von
Eisenmangel in der allgemeinen weiblichen Bevölkerung aufzeigt, insbesondere
bei Frauen im gebärfähigen Alter (bis zu 58% mit unzureichender Zufuhr, 25%
weltweit mit Anämie laut WHO), stellt die Gruppe der Sportlerinnen eine
besonders vulnerable Population dar. Hier sind die Risiken und Prävalenzen für
Eisenmangel und Eisenmangelanämie signifikant erhöht, was weitreichende
Konsequenzen für Gesundheit und Leistungsfähigkeit haben kann.
Aktuelle
Studien und Metaanalysen belegen, dass bis zu 80% der weiblichen
Ausdauersportlerinnen von irgendeiner Form des Eisenmangels betroffen sind, ein
alarmierender Wert im Vergleich zu den durchschnittlich 65% in der
nicht-sportelnden weiblichen Bevölkerung. Diese erhöhte Vulnerabilität ist auf
eine Kombination physiologischer Anpassungen und sportartspezifischer
Stressoren zurückzuführen.
Pathophysiologische
Mechanismen des erhöhten Eisenbedarfs und -verlusts:
Erhöhter
Eisenverlust durch Menstruation: Trotz des Trainings bleibt die monatliche
Menstruation, bei vielen Athletinnen sogar verstärkt durch intrauterine
Kontrazeptiva, eine primäre Ursache für chronischen Eisenverlust.
Hämolyse: Mechanische Belastung durch
wiederholte Fußschläge (sog. "foot-strike hemolysis" bei
Langstreckenläuferinnen) und Muskelkontraktionen kann zur Zerstörung roter
Blutkörperchen führen, wodurch Eisen freigesetzt, aber auch vermehrt verbraucht
wird.
Gastrointestinale
Blutungen: Intensive
und langanhaltende körperliche Aktivität kann zu Mikroverletzungen im
Magen-Darm-Trakt führen, die oft unbemerkt zu geringfügigen, aber kumulativen
Eisenverlusten beitragen.
Eisenverlust
über Schweiß: Obwohl
die Eisenkonzentration im Schweiß gering ist, können bei hochintensiven und
langanhaltenden Trainingseinheiten erhebliche Mengen an Schweiß produziert
werden, was zu einem kumulativen Eisenverlust führt.
Erhöhter
Eisenbedarf für Erythropoese und Muskelstoffwechsel: Anpassungen an das Training
erfordern eine erhöhte Produktion roter Blutkörperchen und eine gesteigerte
Aktivität von eisenhaltigen Enzymen in den Muskeln (z.B. Myoglobin,
Cytochrome), um Sauerstofftransport und Energieproduktion zu optimieren.
Inflammation
und Hepcidin:
Intensives Training kann zu einer transienten Entzündungsreaktion führen, die
die Produktion von Hepcidin stimuliert. Hepcidin, ein wichtiges
Regulatorprotein, hemmt die Eisenresorption aus dem Darm und die Freisetzung
von Eisen aus Speichern, wodurch der Eisenstatus akut negativ beeinflusst wird.
Spezifische
Prävalenz und Risikogruppen:
Bei
Langstreckenläuferinnen liegt die Prävalenz von manifester Eisenmangelanämie
bei 25-35%. Der weitaus größere Anteil entfällt auf den Eisenmangel ohne
Anämie, der bei 70-80% dieser Athletinnen auftreten kann. Die Symptome wie
unerklärliche Ermüdung, verminderte Leistungsfähigkeit und verlängerte
Erholungszeiten werden hierbei oft fälschlicherweise als normale
Trainingsadaptation interpretiert.
Ästhetische
Sportarten (z.B. Gymnastik, Ballett, Eiskunstlauf): Athletinnen in diesen Disziplinen
sind durch zusätzlichen Druck zur Gewichtskontrolle und oft restriktive
Ernährungsgewohnheiten besonders gefährdet. Eine unzureichende Kalorien- und
Nährstoffzufuhr, insbesondere von eisenreichen Lebensmitteln, erhöht das Risiko
drastisch. Hier können Prävalenzen des Eisenmangels über 90% erreichen, oft in
Kombination mit einer niedrigen Energieverfügbarkeit.
Vegetarische
und vegane Sportlerinnen: Diese Gruppe weist eine noch höhere Prävalenz des Eisenmangels auf, oft
bis zu 90%. Der Grund liegt in der geringeren Bioverfügbarkeit von pflanzlichem
(Non-Häm-)Eisen und dem Vorhandensein von Absorptionshemmern wie Phytaten und
Polyphenolen in pflanzlichen Lebensmitteln, welche die Eisenaufnahme aus dem
Darm signifikant reduzieren.
Eine
wegweisende Metaanalyse aus dem Jahr 2019, die 156 Studien mit über 15.000
weiblichen Sportlerinnen umfasste, bestätigte diese alarmierenden Zahlen
sportartspezifisch und unterstrich die Notwendigkeit eines frühen Screenings
und einer angepassten Diagnostik. Klinische Kriterien für die Diagnose umfassen
dabei Serum-Ferritin-Werte unter 30 ng/mL und eine Transferrinsättigung unter
20%, oft noch bevor sich eine manifeste Anämie entwickelt.
Ursachen
des Eisenmangels bei Frauen: Eine Detaillierte Analyse
Die Genese
des Eisenmangels bei Frauen, insbesondere im reproduktionsfähigen Alter und bei
Sportlerinnen, ist komplex und multifaktoriell. Sie resultiert aus einem
Ungleichgewicht zwischen Eisenaufnahme und Eisenverlust, wobei primär vier
Hauptkategorien zu differenzieren sind: erhöhte Eisenverluste, unzureichende
Eisenzufuhr, gestörte Eisenabsorption und ein erhöhter Eisenbedarf. Das
Verständnis dieser Mechanismen ist entscheidend für eine präzise Diagnose und
effektive Therapie.
1.
Erhöhte Eisenverluste: Diese stellen die häufigste Ursache für Eisenmangel bei
prämenopausalen Frauen dar. Der primäre Mechanismus ist die menstruelle
Blutung. Während eine normale Menstruation täglich etwa 0,5-1 mg Eisenverlust
mit sich bringt, können Frauen mit Hypermenorrhoe (starken Regelblutungen,
definiert als Blutverlust >80 ml pro Zyklus oder Blutungen, die länger als 7
Tage anhalten) bis zu 2-3 mg Eisen pro Tag verlieren. Dies kumuliert über
Zyklen hinweg zu einem signifikanten Defizit.
2.
Gynäkologische Ursachen wie Uterusmyome, Endometriose oder der Gebrauch kupferhaltiger
Intrauterinpessare (IUP) können die Blutungsstärke zusätzlich erhöhen. Bei
Sportlerinnen können hormonelle Dysregulationen durch intensives Training
ebenfalls zu stärkeren Blutungen führen.
3.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind okkulte gastrointestinale Blutungen. Diese können durch vielfältige
Pathologien ausgelöst werden:
4.
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Chronische Einnahme von NSAR wie Ibuprofen oder
Diclofenac, die bei Sportlerinnen zur Schmerzbehandlung verbreitet ist, kann
die Schleimhautintegrität des oberen GI-Trakts kompromittieren und zu
Erosionen, Ulzera und Mikroblutungen führen.
5.
Infektionen:
Eine Helicobacter pylori-Infektion ist eine prominente Ursache für chronische
Gastritis und Ulzera, die zu Eisenverlusten führen können.
6.
Entzündliche Darmerkrankungen (IBD): Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verursachen
chronische Entzündungen und Blutungen im Darm, die oft unbemerkt bleiben.
7.
Weitere Ursachen: Divertikel, Angiodysplasien, Hämorrhoiden und in seltenen Fällen
gastrointestinale Malignome sind weitere Quellen chronischen Blutverlusts.
Spezifisch
für Sportlerinnen sind zudem Hämolysephänomene: die Fußhämolyse (mechanische
Zerstörung von Erythrozyten in den Fußkapillaren bei Laufsportarten) und die
trainingsinduzierte intestinale Ischämie, die zu Mikroblutungen im Darm führen
kann, insbesondere bei Ausdauerbelastungen.
Unzureichende
Eisenzufuhr: Eine
suboptimale Ernährung ist eine kritische Ursache, insbesondere in
Risikogruppen.
Vegetarische
und vegane Ernährung: Eisen aus pflanzlichen Quellen (Non-Häm-Eisen) weist eine
Bioverfügbarkeit von nur 2-10% auf, verglichen mit 15-35% für Häm-Eisen aus
tierischen Produkten. Pflanzliche Eisenquellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse und
Vollkornprodukte enthalten zudem oft Absorptionshemmer wie Phytate und
Polyphenole, die die Eisenaufnahme weiter reduzieren. Bis zu 90% der
vegetarischen/veganen Sportlerinnen können betroffen sein, wenn keine adäquate
Supplementierung erfolgt.
Restriktive
Diäten und Kalorienrestriktion: Dies ist besonders relevant für Sportlerinnen in
ästhetischen Sportarten (z.B. Gymnastik, Ballett, Eiskunstlauf), die oft eine
geringe Energiezufuhr bei gleichzeitig hohem Energieverbrauch aufweisen. Dies
führt nicht nur zu einer reduzierten Eisenzufuhr, sondern oft auch zu einem
Mangel an anderen Mikronährstoffen.
Einseitige
Ernährungsgewohnheiten: Der generelle Verzicht auf eisenreiche Lebensmittel wie rotes Fleisch,
Innereien oder bestimmte Getreidesorten kann auch bei omnivoren Frauen zu einer
Unterversorgung führen.
Gestörte
Eisenabsorption:
Eine adäquate Zufuhr allein garantiert keine ausreichende Versorgung, wenn die
Absorption beeinträchtigt ist.
Gastrointestinale
Erkrankungen:
Zöliakie (Sprue) und andere Formen der Malabsorption schädigen die
Dünndarmschleimhaut, insbesondere im Duodenum, wo der Großteil des Eisens
resorbiert wird. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können ebenfalls die
Absorptionsfläche reduzieren.
Achlorhydrie/Hypochlorhydrie:
Ein Mangel an
Magensäure, sei es durch Protonenpumpenhemmer (PPI) oder atrophische Gastritis,
reduziert die Umwandlung von Eisen(III) zu besser resorbierbarem Eisen(II).
Interaktionen
mit Nahrungsbestandteilen: Die gleichzeitige Aufnahme von Calcium (z.B. in Milchprodukten oder
Supplements), Tanninen (in Kaffee und Tee) und Phytaten (in Vollkornprodukten
und Hülsenfrüchten) kann die Eisenabsorption um bis zu 40-70% hemmen. Umgekehrt
fördert Vitamin C die Eisenaufnahme erheblich.
Erhöhter
Eisenbedarf:
Bestimmte physiologische Zustände erfordern eine erhöhte Eisenzufuhr, um einem
Mangel vorzubeugen.
Schwangerschaft:
Der Eisenbedarf
steigt im zweiten und dritten Trimester signifikant auf bis zu 27 mg/Tag an, um
das Wachstum des Fötus, der Plazenta und das erhöhte mütterliche Blutvolumen zu
decken.
Stillzeit:
Auch während der
Laktation bleibt der Eisenbedarf erhöht, um den Eisenverlust über die
Muttermilch auszugleichen.
Wachstumsphasen:
Bei heranwachsenden
Mädchen und jungen Frauen, insbesondere während der Pubertät, ist der
Eisenbedarf aufgrund des schnellen Wachstums und des Beginns der Menstruation
erhöht.
Intensives
Training: Bei
Sportlerinnen ist der Eisenbedarf durch erhöhte Erythrozytenproduktion, höhere
Eisenverluste über Schweiß, Mikroblutungen und möglicherweise auch durch eine
erhöhte Eisenutilisation in der Muskulatur erhöht. Die Kombination dieser
Faktoren macht Sportlerinnen zu einer besonders vulnerablen Gruppe für
Eisenmangel, selbst bei adäquater Ernährung.
Symptome
des Eisenmangels
Die Symptome
eines Eisenmangels, oft als anämisches Syndrom zusammengefasst, sind in ihrer
Ausprägung äußerst variabel, entwickeln sich in der Regel schleichend und sind
daher initial schwer zu diagnostizieren. Sie manifestieren sich in einem
breiten Spektrum von unspezifischen Befindlichkeitsstörungen bis hin zu
deutlichen funktionellen Einschränkungen, die die Lebensqualität erheblich
beeinträchtigen können. Angesichts der zentralen Rolle von Eisen im
mitochondrialen Elektronentransport, der Sauerstoffbindung des Hämoglobins und
als Kofaktor zahlreicher Enzyme (z.B. in der DNA-Synthese und Immunfunktion)
sind die Auswirkungen eines Mangels systemisch und vielfältig.
Zu den
häufigsten und oft wegweisenden Anzeichen, die sich schon bei beginnendem oder
leichtem Eisenmangel manifestieren können, zählen:
Chronische
Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue): Ein über Wochen oder Monate anhaltendes, pathologisches
Gefühl der Abgeschlagenheit, das sich auch durch ausreichenden Schlaf nicht
bessert. Dies ist das häufigste Symptom und ist direkt mit der reduzierten
zellulären Energieproduktion (ATP-Synthese) infolge gestörter mitochondrialer
Funktion und unzureichender Sauerstoffversorgung verbunden. Insbesondere bei
Frauen im reproduktiven Alter mit menstruationsbedingtem Blutverlust ist dies
oft das Leitsymptom.
Blässe
(Pallor): Besonders
auffällig an den sichtbaren Schleimhäuten (Konjunktiven der Augenlider,
Mundschleimhaut, Lippen) sowie an den Handflächen und Nagelbetten. Sie ist ein
Ausdruck der verminderten Hämoglobinkonzentration im Blut und einer
kompensatorischen Umverteilung des Blutflusses zugunsten vitaler Organe. Die
Blässe korreliert häufig mit dem Grad der Anämie.
Leistungsabfall
(körperlich und kognitiv): Eine signifikant verminderte körperliche Belastbarkeit und
Ausdauerleistungsfähigkeit, die sich als reduzierte maximale Sauerstoffaufnahme
(VO2max) und verlängerte Erholungszeiten äußert. Parallel treten oft kognitive
Einschränkungen wie Gedächtnisprobleme, verringerte Konzentrationsfähigkeit und
verlängerte Reaktionszeiten auf, bedingt durch eine suboptimale
Sauerstoffversorgung des Gehirns und gestörte Neurotransmitterfunktionen.
Kopfschmerzen
und Schwindel:
Häufig treten diffuse Spannungskopfschmerzen oder migräneartige Beschwerden
auf. Ein orthostatischer Schwindel, insbesondere beim Aufstehen, ist ebenfalls
verbreitet und resultiert aus einer gestörten Kreislaufregulation bei
unzureichender Sauerstoffzufuhr zum Gehirn.
Kurzatmigkeit
(Dyspnoe): Eine
bereits bei geringer körperlicher Anstrengung auftretende Atemnot (Dyspnoe bei
Belastung), die das Ergebnis kompensatorischer Mechanismen ist. Der Körper
versucht, den Sauerstoffmangel durch eine erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie)
und Atemfrequenz zu beheben.
Mit
Fortschreiten des Eisenmangels oder bei schwereren Verläufen können weitere,
spezifischere Symptome auftreten. Dazu gehören trophische Störungen wie
brüchige Nägel (oft mit Längsrillen, Spliss oder im Extremfall als Koilonychie
/ Löffelnägel), diffuser Haarausfall, trockene Haut, sowie schmerzhafte
eingerissene Mundwinkel (Rhagaden) und eine Entzündung der Zungenschleimhaut
(Glossitis). Die erhöhte Infektanfälligkeit resultiert aus einer
Beeinträchtigung der Immunfunktion, insbesondere der zellulären Immunität.
Das
Restless-Legs-Syndrom (RLS), gekennzeichnet durch unangenehme Sensationen in
den Beinen und einen unwiderstehlichen Bewegungsdrang, ist bei
Eisenmangelpatienten deutlich prävalenter und mit Störungen des
Dopamin-Stoffwechsels assoziiert.
Auch
depressive Verstimmungen und Angstzustände können verstärkt auftreten. Bei Sportlerinnen, die
einen physiologisch erhöhten Eisenbedarf aufweisen (wie in der vorherigen Text beschrieben),
führen diese Symptome nicht nur zu einem signifikanten Leistungsabfall im
Training und Wettkampf, sondern auch zu einer verzögerten Regeneration,
erhöhter Anfälligkeit für Übertraining und einem gesteigerten
Verletzungsrisiko.
Die unspezifische Natur vieler Symptome erfordert eine sorgfältige Differentialdiagnose, da sie auch bei anderen Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenfunktionsstörungen, Vitamin-B12-Mangel, chronischen Infektionen) auftreten können. Eine frühzeitige labordiagnostische Abklärung (Ferritin, Transferrinsättigung, Hämoglobin) und eine adäquate Behandlung sind für die Wiederherstellung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit entscheidend.
Relevante
Bluttests und Grenzwerte zur Diagnostik des Eisenmangels
Die präzise
Diagnostik eines Eisenmangels erfordert eine differenzierte Betrachtung
mehrerer Laborparameter, da einzelne Werte oft nicht ausreichend aussagekräftig
sind und durch verschiedene physiologische oder pathologische Zustände
beeinflusst werden können. Die Stufendiagnostik ermöglicht eine genaue
Klassifizierung des Eisenstatus, von leeren Eisenspeichern über einen latenten
Eisenmangel ohne Anämie bis hin zur manifesten Eisenmangelanämie. Diese
methodische Herangehensweise ist entscheidend, um den Eisenmangel frühzeitig zu
erkennen und adäquat zu behandeln, bevor es zu ausgeprägten Symptomen und
funktionellen Einschränkungen kommt.
Ferritin: Der primäre Marker für Eisenspeicher
Ferritin
gilt als der sensitivste und spezifischste Parameter zur Beurteilung der
gesamten körpereigenen Eisenspeicher. Es ist ein intrazelluläres Protein, das
Eisen speichert, und seine Konzentration im Serum korreliert direkt mit den
Eisenreserven des Körpers. Die Normalwerte sind alters- und
geschlechtsabhängig. Bei prämenopausalen Frauen liegen die Referenzwerte
typischerweise zwischen 15-150 μg/l, während sie bei Männern und
postmenopausalen Frauen höher sind (ca. 30-300 μg/l).
Ein
Ferritinwert < 15 μg/l indiziert definitionsgemäß absolut leere
Eisenspeicher und ist ein eindeutiger Hinweis auf einen manifesten Eisenmangel.
Werte
zwischen 15-30 μg/l werden als suboptimale Eisenspeicher oder latenter
Eisenmangel ohne Anämie interpretiert, auch wenn das Hämoglobin noch im
Normalbereich liegen kann.
Bei
Sportlerinnen, wie in der vorherigen Text beschrieben, ist der Eisenbedarf
physiologisch erhöht und die physiologische Anpassung an Training kann den
Ferritinspiegel beeinflussen. Hier werden oft bereits Werte < 50 μg/l als
behandlungsbedürftig angesehen, um einem Leistungsabfall und den Symptomen
eines latenten Mangels entgegenzuwirken. Bei Ausdauersportlerinnen sind Werte
unter 30 μg/l mit einer erhöhten Prävalenz von Fatigue und reduziertem
Leistungsvermögen assoziiert.
Cave
(Störfaktoren):
Ferritin ist ein Akute-Phase-Protein. Das bedeutet, dass seine Konzentration
bei Entzündungen, Infektionen, Lebererkrankungen, Malignomen oder
Autoimmunerkrankungen falsch hoch sein kann, selbst wenn tatsächlich ein
Eisenmangel vorliegt. In solchen Fällen ist das Ferritin kein zuverlässiger
Indikator für den Eisenstatus.
Hämoglobin
(Hb): Indikator der Anämie
Der
Hämoglobin (Hb)-Wert ist der wichtigste Parameter zur Diagnose einer manifesten
Anämie. Hämoglobin ist das eisenhaltige Protein in den roten Blutkörperchen,
das für den Sauerstofftransport verantwortlich ist. Es ist jedoch ein relativ
später Indikator für einen Eisenmangel, da die Hämoglobinproduktion erst
signifikant sinkt, wenn die Eisenspeicher bereits stark erschöpft sind.
Die
Normalwerte für Frauen liegen bei 12,0-15,5 g/dl.
Ein
Hämoglobinwert < 12,0 g/dl bei Frauen definiert eine Anämie. Bei Männern
liegt der Grenzwert bei < 13,0 g/dl.
Transferrinsättigung
(TSAT): Verfügbarkeit von Eisen für die Erythropoese
Die
Transferrinsättigung (TSAT) gibt an, wie viel Prozent des Transferrins (des
primären Eisen-Transportproteins im Blut) mit Eisen beladen ist und somit für
die Erythropoese (Bildung roter Blutkörperchen) und andere eisenabhängige
Prozesse zur Verfügung steht. Die TSAT wird berechnet aus dem Serumeisen und
der Gesamt-Eisenbindungskapazität (TIBC): TSAT = (Serumeisen / TIBC) x 100.
Normalwerte
liegen typischerweise zwischen 16-45%.
Werte <
16% sind ein starker Hinweis auf einen funktionellen Eisenmangel, d.h. es ist
zwar noch Eisen in den Speichern vorhanden (Ferritin kann normal oder erhöht
sein, z.B. bei Entzündung), aber der Transport zum Ort des Bedarfs ist gestört.
Oftmals werden bereits Werte < 20% als kritisch erachtet, insbesondere bei
erhöhter Eisenanforderung.
Cave: Die Transferrinsättigung unterliegt
starken tageszeitlichen Schwankungen und ist auch von der Eisenzufuhr abhängig.
Eine Blutabnahme am Morgen im Nüchternzustand wird empfohlen.
C-reaktives
Protein (CRP): Ausschluss von Entzündungen
Das
C-reaktive Protein (CRP) ist ein sensitiver Akute-Phase-Parameter für
systemische Entzündungen. Die Bestimmung des CRP ist unerlässlich bei der
Diagnose des Eisenmangels, insbesondere zur korrekten Interpretation des
Ferritinwertes.
Ein
Normalwert < 5 mg/l schließt eine signifikante Entzündung weitgehend aus und
ermöglicht eine valide Interpretation des Ferritins.
Bei erhöhten
CRP-Werten ist das Ferritin oft unspezifisch erhöht, was einen bestehenden
Eisenmangel verschleiern kann. In solchen Fällen sollten zusätzliche Parameter
wie der lösliche Transferrinrezeptor (sTfR) oder der Ferritin-CRP-Quotient zur
Beurteilung des Eisenstatus herangezogen werden.
Serumeisen:
Begrenzte Aussagekraft als Einzelparameter
Das
Serumeisen misst die Konzentration des an Transferrin gebundenen Eisens im
Blut. Obwohl Normalwerte zwischen 50-160 μg/dl liegen, ist es als
Einzelparameter für die Eisenmangeldiagnostik von geringer Bedeutung.
Es
unterliegt starken tageszeitlichen Schwankungen (z.B. höhere Werte morgens) und
ist stark von der aktuellen Eisenzufuhr beeinflusst.
Eine
niedrige Serumeisenkonzentration allein ist nicht ausreichend, um einen
Eisenmangel zu diagnostizieren, kann aber in Kombination mit anderen Werten zur
Berechnung der Transferrinsättigung genutzt werden.
Weitere
relevante Parameter (ergänzend):
Löslicher
Transferrinrezeptor (sTfR):
Dies ist ein
wertvoller Marker für den zellulären Eisenbedarf. Erhöhte sTfR-Werte weisen auf
einen Eisenmangel auf zellulärer Ebene hin, da Zellen bei Eisenmangel mehr
Rezeptoren bilden, um verfügbares Eisen aufzunehmen. Im Gegensatz zu Ferritin
wird sTfR nicht durch Entzündungen beeinflusst und ist daher besonders nützlich
bei der Differenzialdiagnose eines Eisenmangels bei entzündlichen Erkrankungen.
Retikulozyten-Hämoglobin
(CHr oder Ret-He):
Dieser Parameter spiegelt den Eisengehalt der unreifen roten Blutkörperchen
wider und ist ein sensibler und früher Indikator für einen funktionellen
Eisenmangel in der Erythropoese.
Eine
sorgfältige Interpretation dieser Parameter im Kontext des klinischen Bildes
und der individuellen Risikofaktoren (z.B. menstruationsbedingter Blutverlust,
sportliche Aktivität, Ernährungsgewohnheiten) ist für eine zielgerichtete
Therapie des Eisenmangels unerlässlich!
Häm-Eisen
vs. Non-Häm-Eisen und Eisenpräparate: Molekulare Mechanismen und Pharmakologie
Die präzise
Unterscheidung zwischen Häm-Eisen und Non-Häm-Eisen ist von fundamentaler
Bedeutung für das Verständnis der Eisenabsorption, der körpereigenen
Eisenhomöostase sowie für die Entwicklung effektiver therapeutischer Strategien
zur Behandlung von Eisenmangelzuständen. Die Bioverfügbarkeit und die
Interaktionen mit Nahrungsbestandteilen variieren erheblich.
Häm-Eisen:
Effiziente Absorption aus tierischen Quellen
Häm-Eisen,
ausschließlich in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch und Geflügel
enthalten, repräsentiert zwar nur etwa 10-15% der durchschnittlichen
Gesamteisenzufuhr in westlichen Industrienationen, ist jedoch die am besten
bioverfügbare Eisenform.
Die
Absorptionsrate beträgt beachtliche 15-35% und wird im Gegensatz zu
Non-Häm-Eisen kaum durch andere Nahrungsbestandteile beeinflusst.
Der
Absorptionsmechanismus erfolgt über spezifische Häm-Transporter in den
Enterozyten, primär den Häm-Carrier-Protein 1 (HCP1) in der luminalen Membran.
Nach Aufnahme in die Zelle wird das Häm durch die Hämoxygenase-1 (HO-1)
gespalten, wobei Eisen freigesetzt wird.
Dieser
Prozess ist bei Eisenmangel nur geringfügig steigerbar, da die Häm-Aufnahme
bereits von Natur aus sehr effizient ist.
Für
Patientengruppen mit erhöhtem Eisenbedarf, wie beispielsweise prämenopausale
Frauen, Sportlerinnen oder Personen mit eingeschränkter
Non-Häm-Eisen-Absorption, stellt Häm-Eisen eine wichtige und zuverlässige
Eisenquelle dar.
Non-Häm-Eisen:
Komplexe Absorption und zahlreiche Interaktionen
Non-Häm-Eisen
ist die dominante Eisenform in der Ernährung und kommt in pflanzlichen
Lebensmitteln (z.B. Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse, grünes Blattgemüse),
angereichertem Getreide und den meisten oralen Eisensupplementen vor.
Die
Absorptionsrate ist mit 2-20% deutlich geringer und in hohem Maße von
Begleitsubstanzen in der Nahrung abhängig.
Für die
Absorption muss dreiwertiges Eisen (Fe3+) zunächst durch duodenale Reduktasen
(z.B. Duodenal Cytochrom B, Dcytb) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) reduziert
werden. Nur in dieser Form kann es über den Divalenten Metalltransporter 1
(DMT1) in die Enterozyten aufgenommen werden.
Absorptionsfördernde
Faktoren:
Vitamin C
(Ascorbinsäure): Reduziert
Fe3+ zu Fe2+ und bildet lösliche Eisenkomplexe, die die Aufnahme erleichtern.
"Meat
factor": Bestimmte
Peptide in tierischem Gewebe steigern die Non-Häm-Eisen-Absorption.
Organische
Säuren: Zitronensäure,
Milchsäure.
Absorptionshemmende
Faktoren:
Phytate: In Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten,
Nüssen. Bilden unlösliche Eisenkomplexe.
Tannine/Polyphenole:
In Tee (insbesondere
Schwarztee), Kaffee, Rotwein, einigen Gewürzen und Gemüse.
Calcium: In Milchprodukten und calciumreichen
Lebensmitteln/Supplementen.
Oxalate: In Spinat, Rhabarber.
Antacida/Protonenpumpenhemmer:
Reduzieren die
Magensäureproduktion, was die Fe3+-Reduktion beeinträchtigt.
Pharmakologie
und Anwendung von Eisenpräparaten
Bei
diagnostiziertem Eisenmangel, insbesondere wenn die Eisenspeicher gemäß der
vorherigen Karte (Ferritin < 30 µg/l, bzw. < 50 µg/l bei Sportlerinnen)
erschöpft sind, ist eine orale Eisensupplementation die Therapie der Wahl. Die
Auswahl des Präparates und die Einnahmebedingungen sind entscheidend für
Wirksamkeit und Verträglichkeit.
Verschiedene
Eisenpräparate und ihre Eigenschaften:
Eisen(II)-Salze
(Ferrosalze): Die am
häufigsten verwendeten und bestuntersuchten Präparate. Sie enthalten
zweiwertiges Eisen (Fe2+), das direkt über DMT1 aufgenommen werden kann.
Eisensulfat
(z.B. Ferro sanol duodenal): Gilt als Goldstandard aufgrund hoher Bioverfügbarkeit. Hoher
Gehalt an elementarem Eisen, kann aber aufgrund seiner hohen Reaktivität
häufiger gastrointestinale Nebenwirkungen (Übelkeit, Verstopfung,
Bauchschmerzen) verursachen.
Eisenfumarat
(z.B. Ferrotab): Zeigt
ebenfalls eine gute Bioverfügbarkeit und oft eine etwas bessere Verträglichkeit
im Vergleich zu Eisensulfat.
Eisengluconat
(z.B. Eisen Verla): Enthält
pro Dosis weniger elementares Eisen als Sulfat oder Fumarat, wird aber oft als
am besten verträglich empfunden.
Eisen(II)-Chelate
(z.B. Eisenbisglycinatsulfat):
Eisenglycinatsulfat
(z.B. Ferrochel, AminoFerr): Hier ist Eisen an Aminosäuren gebunden, was die
Absorption verbessern und die Interaktionen mit hemmenden Nahrungsbestandteilen
reduzieren kann. Es ist oft sehr gut verträglich und zeigt eine hohe Bioverfügbarkeit.
Eisen(III)-Präparate
(Ferri-Präparate):
Eisen(III)-Hydroxid-Polymaltose-Komplex
(IPC) (z.B. Ferrum Hausmann): Eisen ist hier in einer komplexen Struktur
gebunden. Die Absorption erfolgt über einen anderen, passiveren Mechanismus und
ist in der Regel geringer und langsamer als bei Eisen(II)-Salzen. Oft besser
verträglich, aber die Wirksamkeit kann bei ausgeprägtem Mangel unzureichend
sein.
Optimale
Einnahmebedingungen und Dosierung:
Dosierung:
Die
Standarddosierung liegt bei 80-100 mg elementarem Eisen täglich. In einigen
Fällen, insbesondere bei schlechter Verträglichkeit oder milderem Mangel,
können auch niedrigere Dosen von 40-60 mg elementarem Eisen ausreichend sein.
Bei Sportlerinnen mit anhaltend niedrigem Ferritinspiegel (< 50 µg/l) kann
eine solche Dosierung über längere Zeiträume notwendig sein.
Aufteilung:
Die Gesamtdosis
sollte idealerweise auf 1-2, maximal 3 Einzeldosen verteilt werden, um die
intestinale DMT1-Kapazität optimal zu nutzen und Hepcidin-induzierte
Absorptionshemmung zu minimieren. Neuere Studien deuten darauf hin, dass eine
Einnahme jeden zweiten Tag die Absorption durch reduzierte Hepcidin-Expression
sogar optimieren kann.
Einnahmezeitpunkt:
Optimalerweise
erfolgt die Einnahme nüchtern (ca. 30-60 Minuten vor dem Frühstück oder 2
Stunden nach einer Mahlzeit), um Interaktionen mit Nahrungsbestandteilen zu
minimieren.
Mit
Vitamin C: Die
gleichzeitige Einnahme mit 200-500 mg Vitamin C (z.B. in Form von Orangensaft
oder einer Vitamin-C-Tablette) fördert die Reduktion von Fe3+ zu Fe2+ und
verbessert die Absorption erheblich.
Bei
Unverträglichkeit: Falls
nüchterne Einnahme zu starken gastrointestinalen Beschwerden führt, kann das
Präparat zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Es ist jedoch zu beachten, dass
dies die Absorption um 30-50% reduzieren kann. Die Wahl eines besser
verträglichen Präparats (z.B. Eisengluconat oder Eisenglycinatsulfat) sollte in
Erwägung gezogen werden.
Vermeidung
von Interaktionen: Keine gleichzeitige Einnahme von Calciumpräparaten,
Milchprodukten, Kaffee, schwarzem/grünem Tee, Vollkornprodukten oder Antacida
innerhalb von 2-3 Stunden vor und nach der Eiseneinnahme.
Nebenwirkungsprofil
und Management:
Gastrointestinale
Beschwerden: Übelkeit,
Sodbrennen, Verstopfung, Diarrhö und Bauchschmerzen sind die häufigsten
Nebenwirkungen, insbesondere bei Eisen(II)-Sulfat. Dunkler Stuhl ist
unbedenklich.
Management:
Start mit
einer niedrigeren Dosis und schrittweise Steigerung.
Einnahme zu
den Mahlzeiten (unter Akzeptanz der reduzierten Absorption).
Wechsel auf
ein besser verträgliches Präparat (z.B. Eisengluconat, Eisenglycinatsulfat).
Anpassung
der Dosierung auf jeden zweiten Tag.
Spezifische
Empfehlungen für Patientengruppen:
Frauen
mit Menorrhagie: Aufgrund
chronischen Blutverlustes oft hoher Eisenbedarf; kontinuierliche oder zyklische
Supplementation kann notwendig sein.
Schwangere:
Erhöhter Eisenbedarf
ab dem 2. Trimester; prophylaktische Supplementation ist oft indiziert, um
mütterlichen und fetalen Eisenmangel zu vermeiden.
Ausdauersportlerinnen:
Durch erhöhten
Umsatz, Blutverluste (z.B. Mikroblutungen im GI-Trakt), Hämolyse und
Schweißverluste ist der Eisenbedarf signifikant erhöht. Ein Ferritinzielwert
von > 50 µg/l sollte angestrebt werden, um die Leistungsfähigkeit zu
erhalten und Symptome wie Fatigue zu vermeiden.
Vegetarier/Veganer:
Erhöhtes Risiko für
Eisenmangel aufgrund des ausschließlichen Konsums von Non-Häm-Eisen und
potenziell hohem Anteil an Absorptionshemmern in der Ernährung. Eine bewusste
Kombination mit Vitamin C und ggf. Supplementation ist ratsam.
Die
Therapiedauer sollte nicht nur bis zur Normalisierung des Hämoglobinwertes
erfolgen, sondern mindestens weitere 3-6 Monate fortgesetzt werden, um die
Eisenspeicher (Ferritin) adäquat aufzufüllen und Rezidiven vorzubeugen. Eine
regelmäßige Kontrolle der Laborparameter ist unerlässlich.
Eiseninfusion
und eisenreiche Lebensmittel
Eiseninfusionen sind
eine hochwirksame Therapie bei schwerem Eisenmangel und kommen in spezifischen
Situationen zum Einsatz. Die Hauptindikationen umfassen eine schwere
Eisenmangelanämie, definiert durch Hämoglobinwerte (Hb) unter 10 g/dl, oder
auch bei einer Eisenmangelanämie, die mit Ferritinwerten unter 30 µg/L und
einer Transferrinsättigung unter 20% einhergeht. Sie sind ebenfalls indiziert
bei Unverträglichkeit gegenüber oralen Eisenpräparaten (z.B. gastrointestinale
Beschwerden wie Übelkeit, Verstopfung oder Durchfall) oder bei
Malabsorptionssyndromen, die die Aufnahme von Eisen im Darm behindern (z.B.
Morbus Crohn, Zöliakie, Zustand nach bariatrischen Operationen).
Auch bei
chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa, wo orale
Eisenpräparate Entzündungen verschlimmern können, oder wenn eine sehr schnelle
Eisenrepletion notwendig ist (z.B. vor geplanten Operationen oder bei
symptomatischem Eisenmangel), sind Infusionen die Methode der Wahl.
Insbesondere
für Sportlerinnen, die häufiger von Eisenmangel betroffen sind und bei denen
orale Therapien oft nicht ausreichen oder nicht schnell genug wirken, kann eine
Eiseninfusion vor wichtigen Trainings- oder Wettkampfphasen zur raschen
Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit beitragen.
Moderne
intravenöse Eisenpräparate wie Eisencarboxymaltose (Ferraheme, Monofer)
Eisenbisglycinat oder Eisenisomaltosid
(Venofer) ermöglichen die Gabe hoher Eisendosen von bis zu 1000 mg elementarem
Eisen in einer einzigen Infusionssitzung, die über 15-60 Minuten verabreicht
wird. Dies führt zu einer effizienten und raschen Auffüllung der Eisenspeicher,
wobei eine vollständige Repletion in der Regel binnen 4-6 Wochen nach der
Infusion erreicht wird. Vor der Verabreichung ist eine genaue Anamnese und
Bestimmung des Eisenstatus unerlässlich.
Kontraindikationen
für Eiseninfusionen sind eine nachgewiesene Eisenüberladung (z.B. Ferritin >
800 µg/L ohne Eisenmangel oder bei Hämochromatose), akute bakterielle
Infektionen, schwere Allergieanamnese oder das erste Trimester einer
Schwangerschaft. Nebenwirkungen treten selten auf, können aber von leichten
allergischen Reaktionen (Hautausschlag, Juckreiz) bis hin zu schwereren
anaphylaktischen Reaktionen reichen. Lokale Eisenablagerungen an der
Einstichstelle oder eine vorübergehende Verfärbung der Haut sind ebenfalls
möglich, ebenso wie grippeähnliche Symptome oder Muskel- und Gelenkschmerzen.
Zur Ergänzung oder als primäre Maßnahme zur Eisenversorgung sind eisenreiche Lebensmittel von großer Bedeutung. Lebensmittel tierischen Ursprungs enthalten Häm-Eisen, das eine hohe Bioverfügbarkeit aufweist: Rinderleber (ca. 30 mg elementares Eisen pro 100g), Blutwurst (ca. 25 mg/100g) und mageres Rindfleisch (ca. 3,2 mg/100g). Pflanzliche Quellen liefern Non-Häm-Eisen, dessen Aufnahme stärker von Begleitstoffen abhängt: Amaranth (ca. 8,0 mg/100g), Quinoa (ca. 4,6 mg/100g), Linsen (gekocht ca. 3,3 mg/100g), Spinat (gekocht ca. 2,7 mg/100g).
Weitere
eisenreiche pflanzliche Lebensmittel sind Kürbiskerne (ca. 12,5 mg/100g), Sesam
(ca. 10 mg/100g) und getrocknete Aprikosen (ca. 4,0 mg/100g). Es ist wichtig zu
beachten, dass die tatsächliche aufgenommene Eisenmenge aus pflanzlichen
Quellen durch die Anwesenheit von Absorptionsinhibitoren wie Phytaten und
Polyphenolen beeinflusst wird.
Um die
Eisenaufnahme aus der Nahrung zu maximieren, sind gezielte
Optimierungsstrategien entscheidend.
Die
Kombination eisenreicher Lebensmittel mit Vitamin C-Quellen ist die effektivste
Methode, da Vitamin C (Ascorbinsäure) das dreiwertige Non-Häm-Eisen (Fe3+) zu
besser resorbierbarem zweiwertigem Eisen (Fe2+) reduziert und die Bildung
schwerlöslicher Eisenverbindungen verhindert.
Dies gilt
insbesondere für pflanzliches Eisen. Beispiele für Vitamin C-reiche
Lebensmittel sind Paprika, Brokkoli, Zitrusfrüchte (Orangen, Zitronen), Beeren
und Kartoffeln. Eine Tasse Brokkoli kann die Non-Häm-Eisenaufnahme um bis zu
60% steigern.
Gleichzeitig
sollte die Meidung von Kaffee, schwarzem Tee und Milchprodukten zu eisenreichen
Mahlzeiten erfolgen, da deren Inhaltsstoffe (Tannine, Phytate, Kalzium) die
Eisenabsorption signifikant hemmen können; idealerweise sollte ein Abstand von
mindestens zwei Stunden eingehalten werden.
Die
Verwendung von Gusseisenpfannen bei der Zubereitung von Speisen kann den
Eisengehalt der Mahlzeit merklich erhöhen.
Für
Sportlerinnen ist eine individuelle Ernährungsberatung zur spezifischen
Optimierung der Eisenaufnahme und zur Sicherstellung einer bedarfsdeckenden
Ernährung unerlässlich. Regelmäßige Laborkontrollen des Hämoglobin-,
Ferritin- und CRP-Wertes sind entscheidend, um den Eisenstatus zu überwachen
und gegebenenfalls therapeutische Maßnahmen frühzeitig einzuleiten oder
anzupassen, insbesondere während intensiver Trainingsphasen.


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