Deutschland lebt so ungesund wie noch nie - der DKV Report 2025
DKV-Report 2025:
Gesundheitsverhalten der Deutschen im kritischen Zustand.
Die aktuelle Studie der DKV Deutsche Krankenversicherung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Würzburg zeichnet ein besorgniserregendes Bild vom Gesundheitsverhalten der deutschen Bevölkerung.
Der seit 2010 regelmäßig erscheinende Report analysiert die fünf Kategorien körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum und Stressverhalten. Die achte Ausgabe des Reports aus dem Jahr 2025 zeigt einen negativen Trend im Vergleich zu den Vorjahren.
Besonders alarmierend ist die Erkenntnis, dass nur zwei Prozent der Deutschen einen rundum gesunden Lebensstil führen. Darüber hinaus verbringt die Bevölkerung durchschnittlich mehr als zehn Stunden täglich im Sitzen – eine Zunahme von fast zwei Stunden innerhalb der letzten zehn Jahre. Des Weiteren nimmt die Zahl der Übergewichtigen und Adipösen weiter zu
Der DKV-Report 2025 offenbart eine ernüchternde Erkenntnis: Lediglich zwei Prozent der deutschen Bevölkerung leben "rundum gesund". Dies bedeutet, dass nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung alle definierten Benchmarks für gesundes Verhalten erreicht.
Dabei zeigt sich ein deutlicher Geschlechterunterschied: Während drei Prozent der Frauen alle Kriterien für ein rundum gesundes Leben erfüllen, schaffen dies nur ein Prozent der Männer.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Studie gesundes Leben relativ eng definiert. Nur wer in allen untersuchten Kategorien – körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen/Dampfen, Alkoholverzicht und Stressempfinden – die Benchmark für gesundes Verhalten erreicht, gilt als "rundum gesund" lebend. Diese strenge Definition erklärt teilweise den niedrigen Anteil an "rundum gesunden" Menschen.
Bei näherer Betrachtung der einzelnen Benchmarks zeigt sich ein differenzierteres Bild: Erfreuliche 68 Prozent der Befragten erreichen den Benchmark für körperliche Aktivität. Bei der gesunden Ernährung erfüllen dagegen nur etwa ein Drittel (34 Prozent) die Anforderungen.
Ausgewogene Ernährung, mehr Bewegung und weniger Bildschirmzeit sind grundlegende Voraussetzungen für ein rundum gesundes Leben." Bei einem Vergleich mit dem DKV-Report aus dem Jahr 2023 fällt auf, dass damals noch 17 Prozent der Befragten alle Benchmarks erreichten. Dieser starke Abfall auf zwei Prozent im Jahr 2025 lässt sich jedoch nicht direkt vergleichen, da sich die Methodik der Studie geändert hat.
Während bisher die Befragung ausschließlich telefonisch erfolgte, wurde in diesem Jahr die Hälfte der Befragten telefonisch und die andere Hälfte mittels eines Online-Fragebogens befragt. Diese methodische Anpassung kann zu realistischeren, aber scheinbar ungünstigeren Antworten führen, insbesondere bei sensiblen Gesundheitsfragen.
Sitzzeiten erreichen neuen Höchststand
Der DKV-Report 2025 dokumentiert einen besorgniserregenden Anstieg der täglichen Sitzzeiten in Deutschland. Die durchschnittliche Sitzdauer hat sich von 598 Minuten im Jahr 2023 auf 613 Minuten im Jahr 2025 erhöht. Dies bedeutet, dass die deutsche Bevölkerung an einem durchschnittlichen Werktag mehr als zehn Stunden im Sitzen verbringt – ein Anstieg von fast zwei Stunden im Vergleich zu den Werten von vor zehn Jahren.
Besonders auffällig ist, dass die jüngste Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen mit durchschnittlich 11,1 Stunden pro Werktag am längsten sitzt. Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln erklärt dieses Phänomen: "Junge Menschen sitzen viel. Schule und Studium, Arbeit vor dem Computer, das passiert alles im Sitzen." Er empfiehlt daher aktiv Zeit für Bewegung einzuplanen und nicht auch noch abends vor einem Bildschirm zu entspannen, da sonst der notwendige Ausgleich fehlt.
Alarmierend ist zudem, dass nur 30 Prozent der "Vielsitzer" es schaffen, durch ausreichend körperliche Aktivität das lange Sitzen zu kompensieren. Aufgrund ihres Sitz- und Bewegungsverhaltens weisen 37 Prozent der Befragten ein erhöhtes Sterberisiko auf.
Prof. Froböse betont die Dringlichkeit eines gesellschaftlichen Wandels: "Dieser gefährliche Trend muss dringend gestoppt werden. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Wandel, der vom Sitzen wegführt und einen Alltag ermöglicht, in dem Bewegung erlaubt, unterstützt und sogar belohnt wird."
Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass die zunehmende Digitalisierung des Alltags und die vermehrte Bildschirmarbeit zu immer längeren Sitzzeiten führen. Ohne gezielte Gegenmaßnahmen und bewusste Bewegungspausen im Alltag wird dieser Trend voraussichtlich weiter zunehmen, was langfristig erhebliche gesundheitliche Folgen für die Bevölkerung haben könnte.
Bewegungsmangel und mangelndes Muskeltraining
Der DKV-Report 2025 zeigt ein differenziertes Bild beim Thema körperliche Aktivität. Zwar erreichen 68 Prozent der Befragten den Benchmark für ausdauerorientierte Bewegung, doch beim Muskeltraining sieht die Situation deutlich schlechter aus.
Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation für "Muskelaktivität" (mindestens zweimal pro Woche) wird nur von 34 Prozent der Befragten erfüllt. Insgesamt erreichen lediglich 32 Prozent der Befragten die kombinierten Bewegungsempfehlungen von Ausdauer- und Muskelaktivität. Dies ist besonders problematisch, da sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining zu den effektivsten Strategien gegen viele chronische Lebensstil-Erkrankungen gehören, wie beispielsweise Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und psychische Erkrankungen.
Professor Ingo Froböse betont die Bedeutung des Muskeltrainings: "Zusammen mit regelmäßiger Bewegung ist das Trainieren unserer Muskeln für ein gesundes Altern lebenslang notwendig. Wir dürfen es nicht länger als freiwillige Ergänzung zum Ausdauertraining betrachten, sondern als präventive Pflichtaufgabe." Um den Bewegungsbenchmark zu erreichen, müssen die Befragten mehr als 1.200 MET-Minuten pro Woche aktiv sein. Ein MET (metabolisches Äquivalent) entspricht dem Energieverbrauch im Ruhezustand.
Bei moderater Bewegung, wie zügigem Spazierengehen, ist der Energieverbrauch viermal so hoch, bei intensiver körperlicher Aktivität, wie Joggen, sogar achtmal so hoch. Das bedeutet konkret: Wer wöchentlich fünf Stunden zügig spazieren, geht oder zweieinhalb Stunden joggt, erreicht das empfohlene Bewegungsziel.
Die Studie zeigt auch Geschlechterunterschiede im Bewegungsverhalten: Männer sind tendenziell aktiver als Frauen. Besonders besorgniserregend ist jedoch, dass vor allem junge Menschen zu wenig körperlich aktiv sind – dieselbe Gruppe, die auch die höchsten täglichen Sitzzeiten aufweist. Hier besteht ein klarer Handlungsbedarf für gezielte Bewegungsförderung, besonders in Bildungseinrichtungen und am Arbeitsplatz.
Gesunde Ernährung und Konsumverhalten
Der DKV-Report 2025 zeigt deutliche Defizite im Ernährungsverhalten der Deutschen. Lediglich 34 Prozent der Befragten erreichen den Benchmark für eine gesunde Ernährung.
Die Wissenschaftler haben anhand der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) einen Fragebogen erstellt, der misst, wie nahe das Essverhalten der Befragten an den Empfehlungen liegt. Die DGE rät zu einer abwechslungsreichen Ernährung, zum Trinken von Wasser statt zuckerhaltiger Getränke und zum sparsamen Umgang mit Zucker und Salz. Diese Grundprinzipien werden jedoch von der Mehrheit der Deutschen nicht ausreichend umgesetzt. Besonders auffällig ist dabei ein
Geschlechterunterschied: Frauen ernähren sich tendenziell gesünder als Männer und achten mehr auf eine ausgewogene Ernährung. Bei den Benchmarks "Rauchen/Dampfen" und "Alkoholverzicht" zeigt sich ein gemischtes Bild. In der Kategorie Rauchen schneidet ein Großteil der Befragten gut ab. Allerdings wurde die Definition in diesem Jahr erweitert: Nur wer weder klassische Zigaretten noch E-Zigaretten oder Vapes konsumiert, erreicht ein gesundes Verhalten in dieser Kategorie.
In früheren Erhebungen hatte die DKV nur nach klassischem Rauchen gefragt.
Beim Alkoholkonsum hat sich die Benchmark ebenfalls verschärft: Nur wer vollständig auf Alkohol verzichtet, verhält sich in dieser Kategorie gesund. In vergangenen Ausgaben des DKV-Reports wurde auch gelegentlicher Konsum von Wein oder Bier noch als gesundes Verhalten eingestuft.
Auch hier zeigen sich Geschlechterunterschiede: Mehr Frauen als Männer verzichten auf Alkohol. Professor Froböse betont die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Gesundheitsfaktoren: "Gesundheitsfaktoren bedingen sich gegenseitig. Wer sich gesund ernährt und sich ausreichend bewegt, der empfindet weniger Stress und greift seltener zu Zigaretten und Alkohol. Ernährung und Bewegung sind deshalb aus meiner Sicht Schlüsselfaktoren." Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung des Gesundheitsverhaltens. Eine isolierte Verbesserung einzelner Faktoren ist weniger effektiv als ein umfassender Ansatz, der alle Lebensbereiche einbezieht und die Wechselwirkungen zwischen ihnen berücksichtigt.
Stress und Wohlbefinden unter Druck
Der DKV-Report 2025 identifiziert das Stressempfinden als besonders problematischen Bereich des Gesundheitsverhaltens in Deutschland. Nur etwa jeder fünfte Befragte erreicht den Benchmark "Stressempfinden", was bedeutet, dass die überwiegende Mehrheit der Deutschen unter hohem Stress leidet oder keine wirksamen Strategien zur Stressbewältigung anwendet.
In der Studie wurde das persönliche Stressempfinden anhand der Frage "Wie würden Sie Ihre derzeitige Stressbelastung einschätzen?" bewertet. Zu wirksamen Strategien zur Stressbewältigung zählen unter anderem Sport treiben, Freunde treffen oder Musik hören. Wer sich subjektiv wenig gestresst fühlt und wirksame Entspannungsstrategien anwendet, erreicht ein gesundes Stressverhalten.
In Zusammenhang mit dem Stressempfinden steht auch das subjektive Wohlbefinden der Bevölkerung, das in Krisenzeiten besonders unter Druck gerät. Der Report zeigt, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) einen positiven Wohlfühlwert erreicht.
Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen: Männer und ältere Menschen schneiden beim subjektiven Wohlbefinden besser ab. Während etwas mehr als ein Drittel der männlichen Befragten von einem reduzierten subjektiven Wohlbefinden berichten (37 Prozent), trifft dies auf beinahe die Hälfte aller weiblichen Befragten zu (46 Prozent).
Besonders auffällig sind die Altersunterschiede: Überdurchschnittlich positiv fällt der Wohlfühlwert bei den über 66-Jährigen aus – 74 Prozent berichten von einem erhöhten subjektiven Wohlbefinden. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil bei den 30- bis 45-Jährigen am niedrigsten (49 Prozent).
Diese Altersgruppe, die oft unter dem Druck steht, Beruf und Familie zu vereinbaren, scheint besonders anfällig für Stressbelastungen zu sein. Die Ergebnisse des DKV-Reports zeigen zudem einen wichtigen Zusammenhang: Menschen, die sich regelmäßig zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen und auch in der Freizeit körperlich aktiv sind, berichten von einem höheren subjektiven Wohlbefinden.
Dies unterstreicht einmal mehr die Bedeutung körperlicher Aktivität nicht nur für die physische, sondern auch für die psychische Gesundheit. Angesichts der niedrigen Werte beim Stressempfinden und subjektiven Wohlbefinden erscheint es besonders wichtig, dass Präventionsmaßnahmen verstärkt auch Strategien zur Stressbewältigung und zur Förderung des psychischen Wohlbefindens umfassen.
Digitale Gesundheitskompetenz als neue Herausforderung
Der DKV-Report 2025 untersucht erstmals detailliert die digitale Gesundheitskompetenz der deutschen Bevölkerung. Diese beschreibt die Fähigkeit, digitale Gesundheitsinformationen zu erschließen und in gesundheitsbezogene Entscheidungen einzubeziehen. Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Insgesamt verfügen lediglich 35 Prozent der Befragten über eine exzellente digitale Gesundheitskompetenz.
Bei näherer Betrachtung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Je jünger die Befragten, desto besser ist ihre digitale Gesundheitskompetenz.
Dies ist nicht überraschend, da jüngere Generationen mit digitalen Medien aufgewachsen sind und diese oft intuitiver nutzen können.
Doch auch der Bildungsstand spielt eine entscheidende Rolle: Nur 29 Prozent der Befragten mit mittlerer Reife verfügen über eine exzellente digitale Gesundheitskompetenz, während dieser Anteil bei Hochschulabsolventinnen und -absolventen auf 43 Prozent steigt.
Besonders problematisch ist, dass vielen Menschen die Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von Gesundheitsinformationen schwerfällt. Zwar gelingt es den meisten, Gesundheitsinformationen im Internet schnell zu finden, doch 58 Prozent der Befragten sind unsicher, ob sie digitalen Gesundheitsquellen trauen können.
In einer Zeit, in der Fehlinformationen und sogenannte "Fake News" weit verbreitet sind, stellt dies eine ernsthafte Herausforderung dar. Die Ergebnisse deuten auf eine digitale Kluft hin, die potenziell zu gesundheitlicher Ungleichheit führen kann.
Menschen mit geringerer digitaler Gesundheitskompetenz haben möglicherweise weniger Zugang zu qualitativ hochwertigen Gesundheitsinformationen und können dadurch benachteiligt sein, wenn es um gesundheitsbezogene Entscheidungen geht.
Frauke Fiegl, Vorstandsvorsitzende der DKV Deutsche Krankenversicherung AG, betont die Bedeutung der Förderung digitaler Gesundheitskompetenzen: "Es ist entscheidend, digitale Gesundheitskompetenzen sowie Prävention gezielt zu fördern.
Gleichzeitig müssen potenzielle Hürden in diesen beiden Bereichen konsequent abgebaut werden. Nur so kann jeder einzelne das volle Potenzial für ein gesundes Leben ausschöpfen." Die Förderung digitaler Gesundheitskompetenz sollte daher ein zentrales Anliegen von Gesundheitspolitik, Bildungseinrichtungen und Gesundheitsversorgern sein. Insbesondere müssen Maßnahmen entwickelt werden, die älteren Menschen und solchen mit niedrigerem Bildungsstand den Zugang zu vertrauenswürdigen digitalen Gesundheitsinformationen erleichtern.
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