Training auf nüchternen Magen: Gut für die Fettverbrennung oder doch schlecht fürs Training?
Training auf
nüchternen Magen – klingt effizient, spart Zeit und soll angeblich die
Fettverbrennung ankurbeln. Kein Frühstück, keine Kohlenhydrate, einfach direkt
nüchtern trainieren. Doch ist das wirklich so clever, wie es klingt?
Viele
Fitnessbegeisterte schwören auf das morgendliche Workout ohne vorherige
Mahlzeit, andere warnen eindringlich davor. Zwischen Mythen, Halbwahrheiten und
wissenschaftlichen Erkenntnissen ist es gar nicht so leicht, den Überblick zu
behalten.
Die
Vorstellung, dass Training auf nüchternen Magen die Fettverbrennung verbessert
oder gar zu einem hormonellen Vorteil führt, hält sich hartnäckig in der
Fitnessszene.
Besonders
populär ist die Annahme, dass Männer durch nüchternes Training vermehrt
Testosteron ausschütten, während Frauen durch einen Anstieg des Stresshormons
Cortisol sogar eher an Bauchfett zunehmen.
Doch was
sagt die aktuelle Studienlage zu diesen Behauptungen?
Zunächst
einmal lässt sich festhalten: Training auf nüchternen Magen kann kurzfristig
tatsächlich die Fettverbrennung während der Einheit steigern.
Der Grund
liegt darin, dass der Körper beim nüchtern trainieren weniger der leicht
verfügbaren Kohlenhydrate zur Energiegewinnung bereitstellt und daher verstärkt
auf gespeicherte Fettsäuren und damit auf den Fettspeicher zurückgreift.
Dieser
Effekt ist in der Wissenschaft gut belegt, hat aber in der Praxis wenig
Einfluss auf den tatsächlichen Fettabbau, denn entscheidend bleibt die
Kalorienbilanz über den gesamten Tag hinweg.
Studien
zeigen: Wer Körperfett verlieren möchte, muss in erster Linie ein
Kaloriendefizit einhalten – unabhängig davon, ob die Trainingseinheit auf
nüchternen Magen oder nach einer Mahlzeit erfolgt.
Häufig wird
zudem behauptet, dass Männer durch nüchternes Training ihre Testosteronwerte
erhöhen könnten.
Eine Studie
von Triki et al. (2024) widerspricht dieser Annahme jedoch deutlich: In einem
kontrollierten Versuchsdesign wurde der Einfluss einer Mahlzeit vor dem
Training auf den Testosteronspiegel untersucht.
Das
Ergebnis: Die
Gruppe, die vor dem Training eine Mahlzeit zu sich nahm, wies sowohl während
als auch nach dem Training höhere Testosteronwerte auf als die nüchtern
trainierende Vergleichsgruppe.
Entgegen
früheren Behauptungen könnte also gerade die Energiezufuhr vor dem Training
einen förderlichen Effekt auf den Hormonhaushalt haben!
Auch bei
Frauen zeigt sich, dass nüchternes Training keine negativen Effekte auf die
Fettverteilung hat. Zwar ist bekannt, dass chronisch erhöhte Cortisolspiegel zu
einem gesteigerten Appetit und bei bestehendem Kalorienüberschuss
möglicherweise auch zu einer stärkeren Fetteinlagerung im Bauchbereich führen
können.
Doch der
trainingsinduzierte Anstieg von Cortisol ist ein akuter, kurzzeitiger Prozess
und stellt eine normale physiologische Reaktion dar. Studien zeigen, dass die
Cortisolwerte nach dem Training wieder auf das Ausgangsniveau zurückkehren und
somit keine langfristigen negativen Auswirkungen auf die Körperzusammensetzung
zu erwarten sind.
Zusammenfassend
lässt sich sagen: Die Hoffnung auf hormonelle Vorteile durch nüchternes
Training erfüllt sich laut aktueller Studienlage nicht – weder bei Männern noch
bei Frauen. Dass es sich beim Trainieren mit leerem Magen um eine Abwägung von
Vor- und Nachteilen handelt, kann somit zumindest im Zusammenhang mit
Hypertrophie nicht bestätigt werden.
Im
Gegenteil: Beim Sport auf nüchternen Magen kann es zu Leistungseinbußen kommen,
was langfristig deinen Fortschritt behindern kann.
Ein Training
mit leerem Magen kann zwar in bestimmten Kontexten, etwa im Ausdauerbereich,
durchaus möglich sein, doch im Hinblick auf den Muskelaufbau und die
Leistungsfähigkeit im Krafttraining ergeben sich daraus deutliche Nachteile.
Vor allem
bei längeren oder intensiveren Einheiten kann ein leerer Magen der körperlichen
Leistungsfähigkeit deutlich schaden. Denn ohne vorherige Energiezufuhr steht
dem Körper weniger sofort verfügbare Energie zur Verfügung – insbesondere in
Form von Glykogen, dem wichtigsten Kohlenhydratspeicher in Muskulatur und
Leber.
Studien
zeigen, dass ein glykogenarmer Zustand die Kontraktionsfähigkeit und
Belastbarkeit der Muskulatur reduziert, was sich negativ auf die
Trainingsleistung und damit auf den muskelaufbauenden Reiz auswirken kann.
Hinzu kommt,
dass das Training ohne vorherige Mahlzeit zu einer verlängerten negativen
Nettoproteinbilanz führt. Das bedeutet, dass der Körper über einen längeren
Zeitraum mehr Muskelprotein abbaut als aufbaut – ein Zustand, der den
Muskelaufbau behindert anstatt ihn zu fördern.
Auch die
Versorgung mit Elektrolyten wie Natrium, Kalium oder Magnesium, die essenziell
für eine funktionierende Muskelkontraktion und eine optimale Regeneration sind,
fällt in einem nüchternen Zustand oft geringer aus.
All diese
Faktoren zusammengenommen zeigen, dass nüchternes Krafttraining den
Trainingseffekt abschwächen kann.
Besonders
eindrücklich belegt dies eine randomisierte, kontrollierte Studie von Triki et
al. (2023):
Die
Teilnehmer der Studie führten während des Ramadan-Fastens ein vierwöchiges
Ganzkörper-Krafttraining entweder nüchtern am Nachmittag oder gesättigt am
Abend durch.
Während
beide Gruppen Körpergewicht und Körperfettanteil reduzierten, zeigte sich ein
deutlicher Unterschied bei der Kraftentwicklung: Nur in der Gruppe, die im
gesättigten Zustand trainierte, stiegen die Kraftwerte signifikant an.
Zudem
empfanden die nüchtern trainierenden Probanden das Workout als anstrengender –
ein Hinweis auf die zusätzliche Belastung durch den Verzicht auf Nahrung vor
dem Training.
Darüber
hinaus konnte in einer weiteren Untersuchung gezeigt werden, dass auch das
subjektive Hungergefühl vor dem Training eine Rolle spielt. Probanden, die
weniger Hunger empfanden, erzielten eine bessere Trainingsleistung als jene mit
starkem Hungergefühl.
Dies deutet
darauf hin, dass nicht nur die physiologische, sondern auch die psychologische
Ausgangslage einen Einfluss auf die Trainingsqualität hat.
Für dich
bedeutet das: Wenn dein Ziel Muskelaufbau ist, solltest du vor intensiven oder
längeren Einheiten auf eine gezielte Kohlenhydratzufuhr setzen – selbst kleine
Portionen reichen aus, um die Leistungsfähigkeit zu verbessern und den
Muskelreiz zu optimieren.
Beim
Krafttraining stellt nüchternes Training daher keine sinnvolle Strategie dar!
Jetzt ist
klar, warum Sport auf leeren Magen aus sportwissenschaftlicher Sicht eher
nachteilig ist. Dennoch ist es vollkommen nachvollziehbar, dass viele Menschen
– vor allem wenn sie früh am Morgen trainieren – kaum Appetit verspüren oder
keine Zeit für eine ausgewogene Mahlzeit haben.
Genau an
diesem Punkt stellt sich die Frage: Was kannst du tun, wenn du vor dem Training
nichts essen möchtest oder nichts herunterbekommst?
Was tun,
wenn man vor dem Sport keinen Hunger oder keine Zeit hat?
Gerade am
frühen Morgen fehlt vielen der Appetit oder schlicht die Zeit, um eine
ausgewogene Mahlzeit vor dem Training zu sich zu nehmen. Dennoch braucht dein
Körper auch in diesem Fall Energie und Nährstoffe, um leistungsfähig zu bleiben
und die Muskulatur bestmöglich zu unterstützen. Doch wie lässt sich das
praktisch umsetzen?
Vor allem
Kohlenhydrate und Proteine spielen hierbei eine zentrale Rolle. Kohlenhydrate
dienen als schnell verfügbare Energiequelle, während Eiweiß die essentiellen
Aminosäuren liefert, die für den Muskelaufbau notwendig sind.
Auch die
Flüssigkeitszufuhr darf nicht vernachlässigt werden, da der Körper über Nacht
keine Flüssigkeit aufnimmt und dadurch leicht dehydriert in den Tag startet.
Eine
einfache und wirkungsvolle Maßnahme ist es, direkt nach dem Aufstehen etwa
einen Liter Wasser zu trinken – idealerweise ergänzt durch rund ein Gramm Salz
oder eine Elektrolytmischung, um den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt
effektiv auszugleichen.
Falls du
morgens keine feste Nahrung zu dir nehmen möchtest, kannst du auf leicht
verdauliche Alternativen ausweichen.
Beispiele
hierfür sind:
- Reiswaffeln mit etwas Marmelade, kombiniert mit einem Proteinshake
- Eine Banane zusammen mit etwas Whey im Kaffee
- Ein Shake aus Reismilch und veganem Proteinpulver
Diese
Optionen liefern sowohl schnell verwertbare Kohlenhydrate als auch hochwertiges
Eiweiß, ohne den Verdauungstrakt zu belasten.
Wenn du
sehr früh trainierst und nur wenig Zeit bleibt, kann ein flüssiger
Pre-Workout-Shake eine sinnvolle Lösung sein.
Eine
Kombination aus 500 Millilitern Wasser, 30 bis 35 Gramm Kohlenhydraten –
beispielsweise in Form von Cluster Dextrin , 5 g Creatin und einer Portion EAA
Pulver liefert die nötige Energie und
schützt gleichzeitig vor einer negativen Nettoproteinbilanz.
Auch während
des Trainings kannst du auf eine Mischung aus Creatin und EAA zurückgreifen, um
die Energiezufuhr aufrechtzuerhalten – vor allem bei längeren oder intensiveren
Einheiten.
Für deinen
Trainingserfolg zählt nicht nur, was du isst – sondern auch, wann. Die
zeitliche Planung deiner Pre-Workout-Mahlzeit kann entscheidend sein, wenn du
deine Leistungsfähigkeit maximieren und die Erholungsprozesse im Anschluss ans
Training optimieren möchtest.
Wenn du
ausreichend Zeit hast, empfiehlt sich eine vollständige Mahlzeit mit komplexen
Kohlenhydraten, Proteinen und etwas Fett etwa 2 bis 3 Stunden vor dem Training.
So kann die
Nahrung vollständig verdaut werden, und dein Körper hat ausreichend Zeit, um
die Glykogenspeicher in Muskulatur und Leber zu füllen – ein essenzieller
Faktor für die Energiebereitstellung bei intensiven Belastungen.
Wenn du
hingegen weniger Zeit hast, kann auch eine kleinere, leicht verdauliche
Mahlzeit bis etwa 60 Minuten vor dem Training sinnvoll sein – insbesondere
dann, wenn deine Glykogenspeicher, wie es am Morgen nach dem Aufstehen häufig
der Fall ist oder nach vorherigen Trainingseinheiten, nur unzureichend gefüllt
sind.
Studien
zeigen, dass auch in diesem Fall der gezielte Verzehr von Kohlenhydraten
(0,5–2,2 g/kg Körpergewicht) in Kombination mit einer
Proteinquelle (0,3–0,35 g/kg)
nicht nur die Leistung verbessern, sondern auch den Aufbauprozess nach dem
Training positiv beeinflussen kann.
Wenn du mehr über dieses Thema erfahren willst dann buche eines meiner Webinare oder E-Books
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