Sport im Alter -Neue Studien
Ob
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Osteoporose oder Übergewicht -
regelmäßige körperliche Aktivität bis ins hohe Alter ist für die Prävention und
Behandlung vieler Krankheiten von zentraler Bedeutung. Neben den körperlichen
Vorteilen wirkt sich Sport auch positiv auf die psychische Gesundheit älterer
Menschen aus. Sportliche Aktivitäten fördern das soziale Miteinander und können
kognitive Funktionen wie das Gedächtnis verbessern.
Doch welche
Sportarten sind für ältere Menschen am besten geeignet? Sollte man eher auf
Ausdauer- oder Kraftsport setzen? Und welche Rolle spielt eine eiweißreiche
Ernährung?
Hier finden
Sie einen Überblick über die aktuelle Studienlage zu diesen und weiteren Fragen
rund um das Thema Sport im Alter. Sport ist gesund. Älteren Menschen sollte man
jedoch einige wichtige Ratschläge mit auf den Weg geben.
Muskelerhalt
hat im Alter Priorität
Ab dem
30.Lebensjahr beginnen physiologische Abbauprozesse wie Sarkopenie und
Osteopenie. So zeigen Untersuchungen, dass die Muskelmasse ab dem 30.
Lebensjahr um ca. 3 bis 8 % pro Dekade abnimmt, wobei sich dieser Verlust ab
dem 60. Lebensjahr auf 2% pro Jahr erhöht.
Eine
Kombination aus Kraft- und Ausdauersport sowie eine eiweißreiche Ernährung
tragen wesentlich zum Muskelerhalt bei. Bereits mit 2 Trainingseinheiten pro
Woche à 30 Minuten können sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Dabei gilt:
Regelmäßigkeit ist wichtiger als Intensität.
Die
aktuellen WHO-Leitlinien für körperliche Aktivität empfehlen 150-300 Minuten
moderates Ausdauertraining pro Woche, bei Training mit hoher Intensität reicht
die Hälfte der Zeit. Laut einem aktuellen Review ist es optimal, wenn
Krafttraining und aerobes
Ausdauertraining
in Kombination ausgeübt werden. Dabei reicht ein Training von 1 bis 2 Stunden
in der Woche aus, um positive Effekte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes
und bestimmten Krebsarten zu erzielen.
Auch die
Gesamtmortalität wird signifikant gesenkt. Die wahrscheinlichsten Mechanismen,
die durch Krafttraining positiv beeinflusst werden, sind die Verbesserung des
Lipidprofils, der Insulinresistenz und der Entzündungswerte. Häufigeres
Training war in den meisten untersuchten Studien mit einem geringeren
Erkrankungsrisiko verbunden.
Nicht nur
Heben schwerer Gewichte, auch Schnellkraft ist wichtig
Eine
brasilianische Studie zeigt, dass Krafttraining vor allem für die Schnellkraft
im Alter vorteilhaft ist. Dabei geht es nicht nur um das Heben schwerer
Gewichte, sondern auch um die Geschwindigkeit, mit der die Übungen ausgeführt
werden.
Schnellkraft
wird vor allem im Alltag benötigt, zum Beispiel beim Treppensteigen oder beim
Aufstehen von einem Stuhl. Die Studie zeigt, dass Menschen mit höherer
Schnellkraft eine höhere Lebenserwartung haben. An der Studie nahmen 3.878
Personen im Alter von 41 bis 85 Jahren teil.
Sechseinhalb
Jahre nach dem Experiment waren 247 der Männer (10 %) und 75 der Frauen (6 %) gestorben.
Dabei war das Sterberisiko in den Gruppen mit niedriger Schnellkraft besonders hoch.
Oder andersherum die Studie zeigt zum ersten Mal, dass Menschen mit einer hohen
Schnellkraft eher länger leben.
Schon leicht
überdurchschnittliche Werte reichten aus, um einen Effekt zu erzielen. Die
Studie empfiehlt Ärztinnen und Ärzten, die Schnellkraft ihrer Patientinnen und
Patienten zu messen und mehr Krafttraining zu empfehlen.
Grundsätzlich
handelt es sich bei Schnellkraftbewegungen um die gleichen Bewegungen, die auch
beim Krafttraining ausgeführt werden, nur schneller. Um die besten Ergebnisse
zu erzielen, können die Trainingseinheiten zyklisch durchgeführt werden, wobei
die gleichen Bewegungen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und
unterschiedlichem Gewicht ausgeführt werden.
Zum Beispiel
kann an einem Tag mit schwereren Gewichten trainiert werden, um sich mehr auf
die Kraft zu konzentrieren, und am nächsten Tag mit leichteren Gewichten, um
schnellere Wiederholungen zu trainieren und so die Schnellkraft zu verbessern.
Ausdauersport
vermindert Zellalterung
Das Team der
Kardiologie des Universitätsklinikums Leipzig hat in einer Studie gezeigt, dass
Ausdauertraining wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen die Zellalterung
vermindert.
Die im
European Heart Journal veröffentlichte Studie untersuchte die molekularen
Auswirkungen von Ausdauer- und Krafttraining auf die Zellalterung. Es zeigte
sich, dass Ausdauertraining die Telomeraseaktivität und die Telomerlänge
positiv beeinflusst, was als Indikator für die Regenerationsfähigkeit der
Zellen gilt. Bei Krafttraining konnte dieser Effekt hingegen nicht nachgewiesen
werden.
An der
Studie nahmen 266 gesunde Probanden mit einem Durchschnittsalter von 50 Jahren
teil, die über einen Zeitraum von sechs Monaten dreimal 45 Minuten pro Woche
trainierten. Vor und nach der Studie wurden Belastungstests und Blutentnahmen
zur Isolierung von Zellen aus dem Blut durchgeführt.
Die
Ergebnisse zeigten, dass gezieltes Ausdauertraining einen positiven Effekt auf
die kardiovaskuläre Zellalterung hat. Zudem konnte die zelluläre Antwort auf
das Training anhand telomerabhängiger Parameter gemessen und gesteuert werden.
Welche
Sportart ist im Alter am besten?
Eine
aktuelle amerikanische Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen
körperlicher Aktivität und Langlebigkeit bei älteren Menschen. An der
Kohortenstudie nahmen 272.550 Senioren teil, deren Aktivitäten über einen
Zeitraum von 12 Jahren verfolgt wurden.
Die Studie
zeigte, dass Schlägersportarten und Laufen das Sterberisiko um 16 bzw. 15
Prozent senken. Schwimmen und Radfahren hatten dagegen nur eine geringere
Risikoreduktion von 5% bzw. 3%.
Die
Teilnehmer beantworteten in den Jahren 2004 und 2005 Fragen zu ihrer
wöchentlichen körperlichen Aktivität und wurden bis Ende 2019 hinsichtlich
ihrer Sterblichkeit beobachtet. Die Aktivitäten wurden in metabolische
Äquivalente (MET) umgerechnet, wobei 7,5 bis 15 MET-Stunden pro Woche mit der
größten Risikoreduktion verbunden waren.
Schlägersportarten
und Laufen zeigten die stärksten Effekte auf die Senkung der Gesamtmortalität,
während andere Aktivitäten wie Walking oder Golf einen geringeren Effekt
hatten.
Auch die
kardiovaskuläre und die krebsbedingte Sterblichkeit wurden durch körperliche
Aktivität in ähnlichem Maße reduziert. Die Ergebnisse stützen die Empfehlungen
der Fachgesellschaften, 7,5 bis 15 MET-Stunden pro Woche anzustreben. Die
Studie zeigt auch, dass bereits geringe körperliche Aktivität das Risiko senken
kann, die größte Wirkung jedoch bei moderater bis intensiver Aktivität erzielt
wird.
Auch bei
Knieschmerzen sollte man nicht auf Joggen oder Tennis verzichten. Eine in JAMA
veröffentlichte Studie zeigt, dass das Knie von der Belastung eher profitiert.
An der Studie nahmen 1.194 Personen im Durchschnittsalter von 58 Jahren teil,
die zu Beginn ein erhöhtes Arthroserisiko, aber noch keine manifeste
Gonarthrose aufwiesen. Nach zehn Jahren entwickelten 13% der Teilnehmer eine
nachweisbare Gonarthrose.
Die
regelmäßige Ausübung von Sportarten wie Joggen, Radfahren oder Tennis war nicht
mit einer höheren Arthrosehäufigkeit verbunden. Tatsächlich hatten aktive
Teilnehmer im Vergleich zu inaktiven Personen auch bei intensiver sportlicher
Betätigung ein geringeres Risiko, an Gonarthrose zu erkranken.
Eine andere
Studie zeigt, dass Joggen, Radfahren und Tennis trotz Knieschmerzen das
Arthroserisiko nicht erhöhen.
Erhöhung
der Proteinzufuhr erst ab 5 Stunden Training pro Woche
In der
Diskussion um die Höhe der Proteinzufuhr im Sport gibt es unterschiedliche
Standpunkte. Generell gelten sportspezifische Empfehlungen zur Erhöhung der
Proteinzufuhr erst ab ca. 5 Stunden Training pro Woche.
Grundsätzlich
können sich Breitensportler an den Empfehlungen für gesunde Erwachsene
orientieren. Ohne gezieltes Training führt bereits eine Proteinzufuhr von mehr
als 1,6 g pro kg Körpergewicht (KG) pro Tag zu einer überhöhten
Proteinverstoffwechselung, ohne dass es zu einer Zunahme der Muskelmasse kommt.
Auch im
Sport hätten Studien bei Proteinmengen von 1,8 bis 2,4 g pro kg KG und Tag
keine signifikanten Veränderungen der Stickstoffbilanz gezeigt, so Prof. Dr.
Daniel König, Internist und Ernährungsmediziner an der Universität Wien. Er
verweist auf eine aktuelle Metaanalyse, die diese Ergebnisse bestätigt und eine
Proteinzufuhr von 1,6 g pro kg Körpergewicht und Tag als Obergrenze für den
Muskelaufbau auch bei ambitionierten Kraftsportlern ansieht. Ab dieser
Eiweißmenge gebe es keinen zusätzlichen Nutzen mehr für den Muskelaufbau, so
König.
Um die
Effekte einer Proteinzufuhr auf die Muskelproteinsynthese zu maximieren,
empfiehlt es sich, Proteine in zeitlichem Zusammenhang mit dem Krafttraining
einzunehmen.
Konkrete
Zeitangaben reichen von 2 bis 4 Stunden danach, wobei die Muskelproteinsynthese
in der Nachbelastungsphase bis zu 24 Stunden oder länger erhöht ist.
Pro Mahlzeit
werden 20 bis 40 g hochwertiges Protein diskutiert. Werden überwiegend
pflanzliche Proteine verzehrt, sollte durch Kombination verschiedener
Proteinquellen die Wertigkeit der Proteinzufuhr erhöht bzw. die Zufuhrmenge
gesteigert werden, wobei es hierzu keine eindeutigen Vorgaben gibt.
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