Was ist der Nutri-Score?
Im
Supermarkt prangt der Nutri-Score auf immer mehr Produkten. So ist der Griff
zur ausgewogeneren Tiefkühlkpizza oder dem gesünderen Müsli viel einfacher.
Doch so simpel der Nutri-Score erscheint: Dahinter verbirgt sich ein recht
komplexes Bewertungssystem.
Der
Nutri-Score wurde von einem Team unabhängiger Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Pariser Université 2016 entwickelt, darunter Serge
Hercberg, Professor der Ernährungswissenschaften, sowie die
Ernährungsepidemiologin Professor Chantal Julia. Der Algorithmus zur Berechnung
des Nutri-Score basiert ebenfalls auf einer wissenschaftlichen Grundlage, dem
sogenannten Nährwertprofilsystem der Britischen Food Standards Agency
(FSA-Score). Dieses wurde ebenfalls von renommierten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern der Universität Oxford entwickelt.
Der
Nutri-Score ist eine Marke, die beim Europäischen Amt für Geistiges Eigentum
(EUIPO) eingetragen ist. Inhaberin der Marke ist die „Agènce nationale de la
Santé publique France“, kurz „Santé publique France“, eine Behörde im
Geschäftsbereich des französischen Gesundheitsministeriums.
Das
Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, das Max
Rubner-Institut, hat den Nutri-Score hinsichtlich der Gegebenheiten in
Deutschland geprüft und ihn als wissenschaftlich valide bewertet.
Die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestätigen damit: Der Nutri-Score
erleichtert es Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland, innerhalb der
gleichen Produktgruppe die ernährungsphysiologisch günstigere Wahl zu treffen
und bietet so eine sinnvolle Orientierung bei der Lebensmittelauswahl.
Mittlerweile
ist ein internationales wissenschaftliches Gremium für die Weiterentwicklung
des Nutri-Scores zuständig. Doch wie entscheidet sich, ob ein Produkt eine
grüne, gelbe oder rote Ampel erhält?
Für die
Berechnung des Nutri-Scores werden günstige Nährstoffe, die man reichlich zu
sich nehmen sollte, mit ungünstigen Nährstoffen, die eher in geringen Mengen
verzehrt werden sollten, verrechnet. Positiv zu Buche schlagen Ballaststoffe,
Proteine, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Negativ bewertet werden etwa
gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz. Das Ergebnis wird in eine fünfstufige
Farbskala, die mit den Buchstaben A - E hinterlegt ist, übersetzt. Eher
ausgewogene Produkte erhalten ein dunkelgrünes A oder hellgrünes B, im
mittleren Bereich gibt es ein gelbes C und eher unausgewogene Produkte wie
Süßwaren oder fettige Snacks bekommen ein orangenes D oder gar ein rotes E.
Der
Nutri-Score kann auf eine Vielzahl von verarbeiteten Lebensmitteln und
Getränken angewendet werden, einschließlich:
Fertigprodukte: zum Beispiel Tiefkühlgerichte,
Fertigsuppen oder Konserven.
Milchprodukte: wie Joghurts, Käse, Milchdrinks und
Desserts.
Getränke: einschließlich Softdrinks,
Fruchtsäfte und Smoothies.
Snacks
und Süßwaren: wie
Chips, Kekse, Schokolade und Müsliriegel.
Brot und
Backwaren: wie Brot,
Brötchen und Gebäck.
Nicht alle
Lebensmittel sind jedoch für eine Kennzeichnung mit dem Nutri-Score geeignet.
Frisches Obst und Gemüse, unverarbeitete Lebensmittel und alkoholische Getränke
sind zum Beispiel davon ausgenommen.
Das
kleine Nutri-Score-Einmaleins
Um den
Nutri-Score eines Produkts zu bestimmen, werden die Inhaltsstoffe mit Punkten
versehen. Je geringer die Punktzahl, desto besser der Nutri-Score. Die relevanten Angaben sind in der Regel in
der Nährwerttabelle auf der Rückseite von Lebensmittelverpackungen zu finden.
Beispiel Zucker: Die Punktevergabe orientiert sich daran, wie hoch der
Zuckeranteil bezogen auf 100 Gramm bzw. 100 Mililiter des Produkts ist. Enthält
ein Lebensmittel besonders viel Zucker (mehr als 51 Prozent), dann ist dafür
die maximale Negativpunktzahl von 15 Punkten fällig.
Bei einem
geringeren Anteil gibt es entsprechend weniger Punkte. Auch für Salz, Kalorien-
und Fettgehalt gibt es Punkte. Gesunde Bestandteile wie Obst und Gemüse oder
Ballaststoffe schlagen dagegen positiv zu Buche. Die Punkte dieser
"grünen" Nährstoffe werden von
der Summe der "roten" abgezogen.
Wie die
klassische Nährwertkennzeichnung auf der Rückseite der Verpackung bezieht sich
der Nutri-Score auf 100 g bzw. 100 ml des zu Grunde liegenden Produkts. Im
Gegensatz zur Nährwertkennzeichnung wird er jedoch vorne auf der Packung
angebracht. Das macht es leicht, auf einen Blick ähnliche Produkte im
Supermarktregal miteinander zu vergleichen.
Als erstes
wird der Gehalt von Kalorien, Zucker, gesättigten Fettsäuren und Salz pro 100 g
bzw. 100 ml geprüft. Für jedes Kriterium gibt es Punkte von 0 bis 10. Je höher
die Punktzahl, desto schlechter ist das Lebensmittel bewertet.
Dann wird
die Gesamtpunktzahl ermittelt. Dafür werden als erstes die vier negativen
Kriterien aus Schritt 1 für eine Zwischensumme zusammengerechnet. Dem
gegenübergestellt werden drei positive Eigenschaften des Lebensmittels: Gehalt
an Ballaststoffen, Eiweißgehalt und der Anteil an Obst, Gemüse.
Im letzten
Schritt wird der Nutri-Score eingeordnet: vom dunkelgrünen A bis zum
dunkelorangen E
Nutri-Score
Ampel:
0 und
weniger:
dunkelgrünes A
+1 bis
+2: hellgrünes B
+3 bis
+10: gelbes C
+11 bis
+18: oranges D
+19 und mehr: dunkelorangenes E
Entscheidet
sich ein Hersteller für die Verwendung des Nutri-Scores, muss er diesen auf
alle Produkte drucken. Es ist nicht erlaubt nur die “gesunden” Produkte
auszuwählen.
Im Juli 2022
wurde der Nutri-Score für feste Nahrungsmittel weiterentwickelt. Folgende
Verbesserungen wurden vorgenommen:
Unerwünschte Inhaltsstoffe, wie Salz oder Zucker werden in der Berechnung stärker gewichtet.
Ballaststoffreiche
Vollkornprodukte, insbesondere Brot- und Brotwaren können besser von
ballaststoffärmeren Alternativen differenziert werden.
Durch eine
verbesserte Klassifizierung können fettreiche Fische sowie pflanzliche Öle mit
günstigem Nährwertprofil, wie z. B. Raps,- Oliven oder Walnussöl in ihrer
Bewertung besser abschneiden.
Fleisch –
und Fleischprodukte werden mit aktuellen Ernährungsempfehlungen übereinstimmend
bewertet, da eine verbesserte Differenzierung zwischen weißen und roten
Fleisch- und Fleischprodukten gegeben ist.
Der
Nutri-Score soll Orientierung beim Einkauf bieten, indem er die Auswahl der
ernährungsphysiologisch günstigeren Produkte innerhalb einer Produktgruppe (d.
h. Alternativen für eine Mahlzeit) erleichtert. Verbraucherinnen und
Verbraucher müssen nicht auf bestimmte Lebensmittel verzichten, sondern können
sich bewusst für die vorzugswürdige Alternative in einer Produktgruppe
entscheiden. Anders als z.B. die Ernährungsempfehlungen der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (Ernährungskreis und -pyramide) gibt der Nutri-Score
grundsätzlich keine Orientierung über die Ausgewogenheit der gesamten Ernährung
und macht keine Aussagen zum Gesundheitswert eines einzelnen Lebensmittels.
Beide Konzepte ergänzen sich vielmehr, indem die Wahl der Lebensmittel an den
Ernährungsempfehlungen, die Wahl des konkreten Produktes aus einer Menge
vergleichbarer Produkte mithilfe des Nutri-Scores erfolgt.
Daher gilt:
Wer sich ausschließlich von Lebensmitteln der Kategorie A ernährt, isst noch
lange nicht ausgewogen. Denn zu einer ausgewogenen Ernährung gehören viele
unterschiedliche Lebensmittel im richtigen Verhältnis – am besten auch
unverarbeitete wie frisches Gemüse, Obst oder Hülsenfrüchte. Bei dieser Wahl
helfen die Ernährungsempfehlungen.
Der
Nutri-Score ist ein Instrument zur Vereinfachung der Nährstoffkennzeichnung,
berücksichtigt aber längst nicht alle Inhaltsstoffe eines Lebensmittels.
Vitamine, Mineralstoffe oder ungesättigte Fettsäuren fließen nicht bzw.
unzureichend in die Gesamtbewertung ein.
Der Einsatz
von Süßstoffen bei festen Lebensmitteln, Zusatzstoffen, Aromen etc. wird ebenfalls nicht bedacht.
Hersteller können hier tricksen, indem sie den Zucker-, Fett- oder Salzanteil
verringern und im Gegenzug mehr Zusatzstoffe verarbeiten. Dann hilft nur ein
Blick auf das Zutatenverzeichnis. Aktuelle Anpassungen am Nutri-Score verfolgen
jedoch das Ziel, den Einsatz künstlicher Süßstoffe in der Lebensmittelindustrie
zu begrenzen.
Die
Kennzeichnung mit dem Nutri-Score ist in Deutschland freiwillig und wird noch
zu selten eingesetzt. Der Vergleich von Produkten ist daher nicht immer
möglich.
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