Omega-3-Fettsäuren: Schlüssel zu einem längeren Leben?
Eine neue Studie zeigt: Omega-3-Fettsäuren können das biologische Altern verlangsamen. In einer Studie mit 777 älteren Menschen verlangsamte die Einnahme von Omega-3-Präparaten die biologische Alterung.
Die
Auswirkungen waren am stärksten, wenn Omega-3, Vitamin-D-Präparate und
regelmäßige Krafttraining kombiniert wurden.
Der Traum
von einem langen, gesunden Leben beschäftigt die Menschheit seit Jahrhunderten.
Auch für die Forschung ist die Suche danach ein Thema, besonders nach
Lebensmitteln und der richtigen Lebensweise, um dieses Ziel zu erreichen.
Vor Jahren
hatten Wissenschaftler bereits herausgefunden, dass die Aminosäure Taurin
helfen kann, die Lebenszeit zu verlängern und Altersgebrechen zu lindern.
Allerdings müsste man sie in ungewöhnlich hohen Mengen zu sich nehmen, um den
Effekt zu erzielen, den man an Mäusen feststellen konnte.
Prof. Dr.
med. Heike Bischoff-Ferrari erforscht an der Universität Zürich Faktoren, die
ein gesundes Altern fördern könnten. Für eine Studie stellte sich die
Fachärztin für Altersmedizin, Allgemeine Innere Medizin und Rehabilitation und
Lehrstuhlinhaberin für Geriatrie und Altersforschung die Frage: Kann eine
einfache Kombination aus Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und regelmäßigem
Training das Altern auf zellulärer Ebene verlangsamen? Und wenn ja, um welche
Zeitspanne handelt es sich da?
Vorangegangene
Studien hatten bereits darauf hingewiesen, dass Vitamin D, Omega 3 und
körperliche Aktivität die epigenetische Alterung beeinflussen könnten. Diese
Annahme stützte sich jedoch weitgehend auf Beobachtungsstudien. Hier
untersuchte man nun die Maßnahmen hinsichtlich des epigenetischen Alterns
erstmals kontrolliert klinisch untersucht. Demnach kann die Einnahme von
Omega-3-Fettsäuren in der Größenordnung eines Gramms pro Tag den biologischen
Alterungsprozess verlangsamen. Die Studie wurde im Fachmagazin Nature
veröffentlicht.
DO-HEALTH-Studie:
Omega-3 als Jungbrunnen?
Die Forscher
untersuchten im Rahmen der DO-HEALTH-Studie 777 Probanden über 70 Jahre. Über
einen Zeitraum von drei Jahren nahmen die Teilnehmer täglich
Omega-3-Fettsäuren, 2.000 internationale Einheiten (IE) Vitamin D und/oder
führten ein einfaches Krafttraining durch.
Zunächst
wurden die Studienteilnehmer per Zufall einer von acht Gruppen zugewiesen.
Diese erhielten täglich entweder 2.000 IE Vitamin D, ein Gramm Omega 3,
absolvierten das Heimtrainingsprogramm (leicht, dreimal wöchentlich) oder
verschiedene Kombinationen dieser Maßnahmen.
Als
Kontrollgruppe dienten Teilnehmer, die Placebo-Präparate erhielten oder keine
gezielte Trainingsanweisung bekamen. Zur Messung des biologischen Alters wurden
Blutproben zu Beginn der Studie und nach drei Jahren entnommen und
epigenetische Analysen durchgeführt. Die DNAm-Daten wurden ausgewertet.
Das
erstaunliche Ergebnis: Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren verlangsamte das biologische Altern
um bis zu vier Monate – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Gewicht der
Probanden. Bei denen, die Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D zu sich nahmen und
dreimal pro Woche für 30 Minuten Krafttraining betrieben, war der Effekt noch
größer.
"Dieses
Ergebnis erweitert unsere bisherigen Erkenntnisse aus der
DO-HEALTH-Studie", sagt Studienleiterin Bischoff-Ferrari. In der
Vorgängerstudie hatte die Kombination aus Omega-3, Vitamin D und Krafttraining
bereits den größten Einfluss auf die Verringerung des Krebsrisikos und die
Verhinderung vorzeitiger Gebrechlichkeit gezeigt.
Epigenetische
Uhr: Die Messung des
biologischen Alters
Aber wie
misst man eigentlich das biologische Alter? Die Forscher nutzten dafür
sogenannte epigenetische Uhren. Diese erfassen winzige chemische Veränderungen
in der DNA, die als Methylierung bekannt sind. Die Methylierung funktioniert
wie ein An-Aus-Schalter für Gene, ohne die eigentliche DNA-Sequenz zu
verändern.
Im Laufe des
Lebens ändert sich das Muster dieser epigenetischen Markierungen auf
vorhersehbare Weise. Die epigenetische Uhr nutzt diese Veränderungen, um das
biologische Alter einer Person zu bestimmen. Dieses kann vom tatsächlichen
chronologischen Alter abweichen und gibt Aufschluss über die Gesundheit und das
Risiko für altersbedingte Krankheiten.
Das Muster
der DNA-Methylierung, eine spezifische epigenetische Markierung, verändert sich
in alternden Zellen. Damit sind DNAm-Daten bzw. epigenetische Uhren ein
Biomarker für das biologische Alter. Unabhängig vom chronologischen Alter (also
dem Alter eines Menschen als Zeitangabe) liefern sie Informationen zum Risiko
für Alterskrankheiten. Epigenetische Uhren, die im Bereich der Altersforschung
und Langlebigkeit von Bedeutung sind, sind etwa die Horvath-Uhr, die
Hannum-Uhr, die PhenoAge oder die GrimAge. Benannt sind sie nach den Forschern,
die die Tests dafür entwickelt haben oder den Einrichtungen, an denen sie
erforscht wurden.
Fazit:
Die
Kernergebnisse der Studie
Die Analyse
der Forscher ergab, dass nicht etwa die Kombination der Maßnahmen, sondern
Omega-3 allein signifikante Effekte auf drei von vier epigenetischen Uhren
hatte.
Die PhenoAge
zeigte – allein unter Omega 3 – eine Senkung um 0,16 Einheiten. Das entspricht
einem Rückgang des biologischen Alters von etwa drei Monaten. Zwei weitere
epigenetische Uhren (GrimAge2 und DunedinPACE) bestätigten diesen
Altersrückgang.
Keine
alleinige Wirkung auf die epigenetischen Uhren zeigten Vitamin D und das Krafttraining.
Alle drei
Interventionen (Krafttraining, Vitamin D und Omega 3) zeigten eine additive
Wirkung auf PhenoAge. Für die Forscher ein Hinweis dafür, dass eine Kombination
aus Omega-3, Vitamin D und Krafttraining das Altern stärker beeinflussen könnte
als einzelne Maßnahmen.
Die
biologischen Verjüngungseffekte lagen über die drei Jahre (Studienlänge)
zwischen 2,9 und 3,8 Monate. Drei, vier Monate Verjüngung, in 3 Jahren das
klingt erstmal wenig. Auf die ganze Lebensdauer könnte ein solcher Effekt
jedoch von Bedeutung sein,
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