Was zeichnet eine gutes Olivenöl aus ?
Dass Olivenöl gesund ist, dürfte den meisten bekannt sein. Dass dies vor allem an den enthaltenen Polyphen liegt, ist weniger bekannt. Wir erläutern, was es damit auf sich hat und welche Olivenöle besonders viele davon enthalten.
Beim Studium der gesundheitlichen Auswirkungen von Olivenöl stößt man auf chemische Begriffe, schwer auszusprechen sind. Zu den wichtigsten gehören Tyrosol und Hydroxytyrosol. Sie gehören, wie Resveratrol, zu den Polyphenolen. Im Körper wirken sie als Antioxidantien schützen Zellen und halten Blutgefäße flexibel.
In Olivenöl,
zumindest in hochwertigem Olivenöl, sind sie zusammen mit vielen anderen
Polyphenolen in hoher Konzentration enthalten. Studien zeigen auf
beeindruckende Weise, dass insbesondere Olivenöl von höchster Qualität wertvoll
ist, um vor verschiedenen Krankheiten zu schützen. Es ist bedauerlich, dass die
meisten im Supermarkt erhältlichen Olivenöle nicht dieser Kategorie angehören.
"Das
beste Olivenöl, ist eines, das reich an phenolischen Komponenten ist",
erklärt die spanische Gesundheitsforscherin Maria-Isabel Covas aus Barcelona.
Polyphenol:
Diese 7 Olivenöle enthalten besonders viel
Aufgrund des
hohen Polyphenol-Gehalts folgende Olivenöle besonders empfehlenswert:
1.
Francesco
Cillo: Coratino Mono 2023
2.
Olearia
Schiralli: Crudo 2023
3.
Tommaso
Masciantonio: Crognale 2023
4.
Cosmo
Di Russo: Itrana Verde Mare 2023
5.
Terraliva
- Giuseppe Frontino: Nocellara Etnea Cherubino Bio 2023
6.
Decimi:
N. 51 2023
7.
Marfuga:
Frontoio Sassente Bio 2023; Moraiolo Láffiorante Bio 2023; Umbria Colli
Assisi-Spoleto DOP Riserva Bio 2023
Die positive Wirkung von Olivenöl-Polyphenolen ist durch wissenschaftliche Studien so gut belegt, dass die Hersteller offiziell mit diesen Substanzen werben dürfen. Die EU hat einen Health Claim zugelassen, der besagt, dass Olivenöl-Polyphenole dazu beitragen, die Blutfette vor oxidativem Stress zu schützen. Dies bedeutet, dass Olivenöl als Neutraceutical betrachtet werden, also als Lebensmittel mit medizinischer Wirkung
Der EU Health
Claim basiert auf einer wachsenden Anzahl von wissenschaftlichen Studien zu
Polyphenolen. Diese haben positive Auswirkungen auf verschiedene
Volkskrankheiten wie Entzündungen, Allergien, Arterienverkalkung, Thrombosen
(Schlaganfall und Herzinfarkt) und Krebs. Es sind über 8000 verschiedene
Polyphenol-Strukturen bekannt, von denen mehrere hundert in genießbaren
Pflanzen wie Früchten, Gemüse, Nüssen und Samen, Wurzeln, Rinde und Blättern
vorkommen. Beispiele für solche Pflanzen sind Tee, Kaffee, Wein und Olivenöl.
Polyphenole
sind nicht natürlicher Bestandteil des Stoffwechsels von Pflanzen, sondern
werden von ihnen produziert, um sich vor Parasiten, Bakterien oder Pilzen zu
schützen. Ihre Hauptfunktion besteht darin, vor Oxidation zu schützen.
Positive Wirkung: 2 Esslöffel reichen aus
Die Menge an Polyphenolen im Öl hängt jedoch auch vom Reifegrad der Oliven, möglicherweise von der Sorte sowie vom Alter und den Lagerbedingungen des Öls ab. Polyphenole schützen nicht nur das Herz, sondern auch das Öl selbst vor Oxidation und bauen sich dabei selbst ab. Öl, das in dichten Stahltanks mit Edelgas gelagert ist, bleibt länger frisch und behält über die Zeit einen höheren Polyphenolgehalt als Öl, das in einer angebrochenen Flasche in deren Küche steht.
Die gesundheitliche Bedeutung von Olivenöl steht in direktem Zusammenhang mit seiner Position in der Qualitätspyramide, wie in der EU-Verordnung festgelegt. Erzeuger, die das Gesundheitsversprechen auf dem Etikett angeben möchten, müssen darauf hinweisen, dass das Öl mindestens fünf Milligramm Hydroxytyrosol oder Tyrosol pro 20 Gramm Öl enthält. Auf ein Kilogramm bezogen entspricht dies 250 Milligramm.
Die positive
Wirkung tritt daher ein, wenn ein Verbraucher täglich 20 Gramm eines solchen
Olivenöls konsumiert (20 Gramm entsprechen zwei flachen Esslöffeln).
Mehr als 20 Polyphenole in guten Olivenölen
- Raffinierte Öle haben den
niedrigsten Wert (null bis fünf Milligramm pro Liter)
- Tresteröl enthält etwas mehr Polyphenole
(zehn bis 30 Milligramm pro Liter)
- Einfaches "Olivenöl" hat einen
höheren Gehalt an Polyphenolen (zehn bis 100 Milligramm pro Liter)
Olivenöl: Gut für Herz-Kreislauf
Tyrosol und
Hydroxytyrosol sind die Hauptbestandteile der Polyphenole im Olivenöl.
Untersuchungen haben gezeigt, dass sie positive Auswirkungen auf das
Herz-Kreislaufsystem und Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall und
Arteriosklerose haben. Dies liegt daran, dass sie das Cholesterin im Blut
beeinflussen. Diese Substanzen verhindern die Oxidation von LDL (low density
lipoprotein) und somit die Verkalkung der Blutgefäße. Oxidiertes LDL kann
leichter in die Arterienwände eindringen und zusammen mit den Makrophagen des
Immunsystems den atherosklerotischen Prozess, also die Verkalkung, initiieren.
Dieser kann bis zum Verschluss der Gefäße fortschreiten, was das Risiko für
einen Schlaganfall und Demenz im Gehirn sowie für einen Herzinfarkt erhöht.
Darüber hinaus erhöht die Ölsäure, die bis zu 80 Prozent des Olivenöls ausmacht, den HDL-Wert im Blut und verhindert dessen Oxidation. Dies verbessert ebenfalls den Fettwechsel. Ein oxidiertes HDL ist nicht mehr in der Lage, freies Cholesterin zu binden und in die Leber zu transportieren, wo es abgebaut werden kann. Daher trägt dieser Prozess zur Verbesserung des Fettstoffwechsels.
Olivenöl: Studien im Check
Für
Wissenschaftler ist es eine große Herausforderung, Aussagen über die Gesundheit
zu machen. Sie würden niemals behaupten, dass die Zusammenhänge zwischen
Polyphenolen und Gesundheit "bewiesen" sind, wie zum Beispiel die
Tatsache, dass die Erde rund ist. Stattdessen sprechen sie eher von Indizien,
Hinweisen oder Evidenzebenen. Jede Ebene hat ihre eigenen Vor- und Nachteile.
Die aussagekräftigsten Daten stammen aus epidemiologischen Studien, beispielsweise für die Bevölkerung eines Landes. Es ist bekannt, dass Italiener seltener an Krebs erkranken als US-Amerikaner. Doch niemand weiß, ob dies auf die mediterrane Ernährung, den höheren Olivenölkonsum oder die häufigeren Besuche von Strandbädern zurückzuführen ist.
Die nächste
Stufe sind klinische Studien mit einer großen Anzahl von sorgfältig erfassten
und instruierten Teilnehmern, die über einen längeren Zeitraum beobachtet
werden. Aber: Sagen diese Probanden immer die Wahrheit und halten sie sich
genau an die Anweisungen der Forscher? Danach kommen Tierversuche. Aber es ist
nicht immer klar, ob die getesteten Substanzen bei Tieren genauso wirken wie
beim Menschen.
Auf der
untersten Stufe stehen Zelllinien, die verschiedene Krankheiten wie Krebs,
Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickeln können. Studien mit Zellen
sind schnell und unkompliziert: Anstatt das Olivenöl über Weißbrot zu geben,
geben die Forscher eine bestimmte Menge Olivenöl oder Polyphenole direkt auf
die Zellen und prüfen, wie stark dies im Durchschnitt die Zuckerkrankheit
beeinflusst. Der Nachteil hierbei ist, dass diese Situation in der Realität
nicht existiert. Olivenöl wirkt niemals direkt auf Zellen im menschlichen
Körper und schon gar nicht in der Konzentration, wie sie im Mund vorliegt.
Das wirft die
Frage nach der Bioverfügbarkeit auf. Welche Menge eines Stoffes gelangt in das
fragliche Gewebe im Körper? Dies kann je nach chemischer Struktur sehr
unterschiedlich sein.
Die Wirkung
von Tyrosol und Hydroxytyrosol auf den Fettstoffwechsel hat Level I erreicht.
Sie haben den klinischen Test am Menschen bestanden, wenn auch noch mit einer
geringen Anzahl von Studienteilnehmern. Aus diesem Grund und aufgrund von
Belegen auf niedrigeren Evidenzebenen hat die EU im November 2011 grünes Licht
für den Health Claim gegeben.
Krebs: Olivenöl bei Chemotherapie
Das bitter schmeckende Oleuropein, das in Olivenöl enthalten ist, könnte eine vielversprechende Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung verschiedener Krebsarten spielen. Studien haben gezeigt, dass dieses Polyphenol das Fortschreiten von Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs, Leberkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Eierstockkrebs, Prostatakrebs und Gebärmutterhalskrebs effektiv hemmen kann. Es scheint das Wachstum von Krebszellen zu unterdrücken, ihre Ausbreitung zu verhindern und die Krebszellen zur Selbstzerstörung, also zur Apoptose, zu bringen.
Forscher der
Kyung Hee University in Seoul, Korea, stellen fest, dass Oleuropein als
vielversprechendes Mittel zur Vorbeugung und Behandlung von Krebs betrachtet
werden kann. Es sind jedoch weitere präklinische und klinische Studien
erforderlich, um die genauen krebsbekämpfenden Wirkungen und Mechanismen zu
validieren.
Es wird
vermutet, dass die Wirkung von Oleuropein eher mild ist und sich langfristig
entfaltet. Daher ist es wichtig zu betonen, dass Olivenöl nicht als alleinige
Chemotherapie verwendet werden sollte, wie Magdalena Górska-Ponikowska von der
Universität Gdansk betont. Wenn bereits eine Krebserkrankung vorliegt, sollten
die medizinischen Richtlinien für die Krebstherapie befolgt werden. Es gibt
jedoch Hinweise darauf, dass die zusätzliche Einnahme von Oleuropein die
Wirkung einer Chemotherapie verbessern und möglicherweise die Dosis reduzieren
kann.
Regelmäßig Olivenöl essen
Die meisten
Experten empfehlen den regelmäßigen Verzehr von Olivenöl, anstatt
Polyphenol-Präparate in Form von Pillen oder Pulver zu nehmen. Olivenöl enthält
neben vielen noch wenig erforschten Polyphenolen auch Vitamine, Mineralien und
andere Stoffe, die die Aufnahme der Polyphenole im Körper erhöhen. Außerdem hat
Ölsäure einen positiven Effekt auf das "gute" HDL-Cholesterin und
schützt vor Arterienverkalkung.
Eine Studie
der Arbeitsgruppe um den Pharmazeuten Francesco Visioli von der Universität
Mailand bestätigt diese Einschätzung. Die Forscher haben Ratten Hydroxytyrosol
in drei verschiedenen Varianten verabreicht: synthetisch in Joghurt eingerührt,
synthetisch im Olivenöl zugesetzt und in Form von echtem Extra Vergine.
Anschließend haben sie überprüft, wie viel davon die Tiere über den Urin
ausgeschieden haben. Dieser Wert gilt als Maß für die tatsächliche Aufnahme im
Körper. Das Ergebnis war, dass nur 5,8 Prozent beim Joghurt ausgeschieden
wurden, etwas mehr beim angereicherten Olivenöl, aber bei Extra Vergine waren
es 44,2 Prozent. "Olivenöl ist also tatsächlich die beste Form, um
Polyphenole aufzunehmen", bestätigt die Gesundheitsforscherin Maria-Isabel
Covas.
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