Ein starkes Kreuzband durch regelmäßiges Krafttraining?
Ein starkes Kreuzband durch Krafttraining
Seit einigen
Wochen ist die neue Skisaison eröffnet und damit wieder Hochkonjunktur für Chirurgen
und Physiotherapeuten und der Hauptgrund ist das vordere Kreuzband.
Pro Jahr reißen
in Deutschland rund 80.000 Kreuzbänder. Das ist ein Kreuzbandriss alle 6,5
Minuten. Dies macht das Kreuzband zum bekanntesten Band des Kniegelenks. Da das
Kniegelenk im Sport enormen Belastungen ausgesetzt ist, zählt es neben dem
Schultergelenk zu den beiden verletzungsanfälligen Gelenken.
Das Knie kann durch Gegner-Kontakt bei
Sportarten wie Fußball, Eishockey und Handball oder ohne die Einwirkung eines
Gegners wie beim Ski fahren und Fußball verletzt werden. Weltweit geht man von
weit über einer Million Kreuzbandrisse pro Jahr aus.
Was ist
das Kreuzband?
Jedes Knie
hat zwei Kreuzbänder, ein hinteres und ein vorderes. Grundsätzlich können beide
Bänder reißen, allerdings treten Verletzungen des vorderen Kreuzbandes deutlich
öfter auf. (93% Prozent aller Kreuzbandrisse)
Sportunfälle
sind hier die häufigste Ursache. Nicht selten werden dabei auch benachbarte
Strukturen im Kniegelenk, wie etwa die Seitenbänder (Innenband – und Außenband)
oder die Menisken, in Mitleidenschaft gezogen.
Die beiden
Kreuzbänder kreuzen sich im Zentrum des Kniegelenks, wodurch sie ihren Namen
haben. Die Hauptaufgabe besteht sekundär im Stabilisieren des Kniegelenks in
der Rotation und bei Bodenkontakt in allen Sportarten die Rennen, Sprinten und
Springen beinhalten.
Besonders
beansprucht werden sie bei schnellen Richtungsänderungen, in denen das stehende
Bein fixiert ist und sich der Oberkörper bereits in eine andere Richtung
bewegt.
Die
Kreuzbänder sind faserartige Strukturen für deren Reißen erhebliche Kräfte
wirken müssen. Das Kreuzband hat eine Reißfestigkeit von etwa 2400 kg.
Die
Reißfestigkeit des Kreuzbandes variiert jedoch: Vor allem bei Frauen ist der
Durchmesser geringer, einer der Hauptgründe warum sie häufiger von
Kreuzbandrissen betroffen sind. Studien haben ergeben, dass das Risiko bei
Frauen zwei- bis achtmal so groß ist wie bei Männern.
Dies hat mit dem schon erwähnten Verhältnis
zwischen Oberschenkelvorder- und Rückseite zu tun, es gibt aber auch hormonelle
Ursachen und eben auch anatomische Gründe. Vor allem sind sportliche Frauen in
der Luteralphase sehr anfällig gegen Kreuzbandrisse.
Je dicker
das Kreuzband desto besser
Ein primärer
anatomischer Grund für Kreuzbandrisse ist die Dicke des Kreuzbands. Ein sehr
interessanter Ausblick zum Thema Hypertrophie (dt. Verdickung) der Kreuzbändern gibt eine Studie (1) von
Grzelak et al aus dem Jahr 2012. Diese kam zu dem Ergebnis, dass Krafttraining
die Dicke des Kreuzbands um bis zu 350% steigert. In dieser Studie wurde Dicke
der beiden Kreuzbänder basierend auf MRT Bildern von Gewichtheber mit denen
einen Kontrollgruppe verglichen. Das Ergebnis war ein signifikanter
Unterschied. Die Studie war die erste wissenschaftliche Untersuchung, die die
Hypertrophie der Kreuzbänder nachgewiesen hat. Ebenfalls wurde festgestellt, dass
je früher mit dem Krafttraining begonnen wurde, im Idealfall vor der Pubertät,
desto größer war der Effekt der Stärkung der Kreuzbändern.
Eine
Interessante Hypothese der Studie in Bezug auf die Entwicklung der Kreuzbänder
ist, dass die Arterie die die Kreuzbänder versorgt (Arteria genus media oder
auch „mittlere Kniearterie“) sich im Laufe der Jugend zurückbildet und so die
Versorgung der Kreuzbänder mit Nährstoffen bei Kindern und Jugendlichen
deutlich besser gewährleistet ist.
Ebenfalls
führt die Studie als einer der Gründe für diese Hypertrophie der Kreuzbänder
an, dass beim Gewichtheben des Knies mit hohen Widerständen über die maximale
Beugung belastet wird.
Diese
maximale Beugung unter hohen Kräften und die damit verbundene Dehnung der
Kreuzbänder aktiviert die Fibroblasten, die die Hypertrophie der Bänder
initiieren.
Die Studie zeigt deutlich das Krafttraining mit hohem Widerstand neben der Hypertrophie der Muskulatur auch eine Hypertrophie der Kreuzbänder zur Folge hat. Und bietet so einen interessanten Ausblick auf die Pre- und Rehabilitation von Kreuzbandrissen.
Fazit:
Ein
regelmäßiges Hypertrophietraining kann das Verletzungsrisiko in Spielsportarten
und beim Ski fahren erheblich reduzieren und auch Hobbysportler können davon
profitieren.
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Referenz:
(1) International Orthopaedics (SICOT) (2012) 36:1715–1719;
Hypertrophied cruciate ligament in high performance weightlifters observed in
magnetic resonance imaging; Piotr Grzelak & Michał Podgorski & Ludomir
Stefanczyk & Marek Krochmalski & Marcin Domzalski; Received: 17 January
2012 / Accepted: 4 March 2012 / Published online: 25 March 2012 # The Author(s)
2012. This article is published with open access at Springerlink.com
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3535026/
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