Laufband oder Straße -welches Lauftraining ist effektiver?
Das Laufen ist eine der beliebtesten Sportarten weltweit, doch die Wahl zwischen dem Laufen auf der Straße und dem Laufen auf dem Laufband stellt viele Läufer vor eine Herausforderung.
Während das Laufband eine bequeme und kontrollierte
Umgebung bietet, hat das Straßenlaufen zahlreiche biomechanische und
physiologische Vorteile, die es dem Laufband überlegen machen.
Muskelrekrutierung:
Aktivierung der hinteren Kette
Eine der wichtigsten Unterschiede zwischen dem Laufen auf
der Straße und auf dem Laufband liegt in der Muskelrekrutierung, insbesondere
in der hinteren Kette (engl. posterior chain), die primär aus den Beinbeugern
(Hamstrings) und der Gesäßmuskulatur (Gluteus Maximus) besteht.
Studien wie die von Schache et al. und Wank et al. haben
gezeigt, dass das Laufen auf der Straße eine höhere Aktivierung der hinteren
Kette erfordert.
Dies liegt grundsätzlich daran, dass der Läufer auf der
Straße aktiv sein Körpergewicht nach vorne bewegen muss, was mehr Vortrieb und
damit eine intensivere Muskelarbeit erfordert.
Im Gegensatz dazu übernimmt auf dem Laufband der Motor
einen großen Teil dieser Arbeit, indem er das Band unter den Füßen
hindurchzieht.
Dies führt dazu, dass der Läufer weniger Vortrieb erzeugen
muss und die Muskelarbeit in der hinteren Kette reduziert wird.
Im Wesentlichen ähnelt das Laufen auf dem Laufband eher
einem "auf der Stelle hüpfen" als einer echten Vorwärtsbewegung.
Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie schieben einen schweren
Einkaufswagen (Straßenlaufen) im Vergleich dazu, wenn Sie den Einkaufswagen auf
einem Laufband nach hinten schieben (Laufbandlaufen). Im ersten Szenario müssen
Sie wesentlich mehr Kraft aufbringen, um den Wagen voranzubewegen, während im
zweiten Szenario der Motor des Laufbands einen Großteil der Arbeit übernimmt.
Verbesserte
Körperstatik und Übertrag auf die Straße
Eine stärkere Aktivierung der hinteren Kette hat nicht nur
Vorteile für die Muskelrekrutierung, sondern auch für die Körperstatik und den
Übertrag auf das Laufen im Freien.
Riley et al. fanden heraus, dass das Laufen auf der Straße
eine natürliche Laufmechanik fördert, die besser auf den Alltagslauf und
Wettkämpfe im Freien übertragbar ist.
Die verstärkte Aktivierung der Gesäßmuskulatur und der
Beinbeuger hilft, die Hüfte stabil zu halten, was eine bessere Körperhaltung
und Laufökonomie unterstützten.
Energieverbrauch
und Kalorienverbrennung
Obwohl Studien wie die von Murray et al. und Frederick et
al. gezeigt haben, dass der Kalorienverbrauch zwischen dem Laufen auf der
Straße und dem Laufband bei gleichen Bedingungen ähnlich ist, gibt es subtile
Unterschiede.
Auf der Straße müssen Läufer den Windwiderstand überwinden
und auf wechselnden Oberflächen laufen, was zu einer leicht erhöhten
Anstrengung und damit zu einem höheren Kalorienverbrauch führen kann.
Das Laufband bietet zwar eine kontrollierte Umgebung, in
der Tempo und Neigung exakt eingestellt werden können, doch der Mangel an
äußeren Widerständen und die geringere Muskelrekrutierung machen das
Straßenlaufen tendenziell anspruchsvoller und effektiver für die
Fettverbrennung.
Ebenfalls ist bei entsprechender muskulärer Entwicklung zu
beachten, dass der hintere Oberschenkel und das Gesäß in Summe ein um 20 % bis
50 % höheres Muskelvolumen als der vordere Oberschenkel aufweisen, was auch
einer der mechanischen Gründe ist, warum etwa 80 % der Leistung im Sprint durch
den mittleren Teil der hinteren Kette (engl. posterior chain) zwischen BWS und
Kniekehle generiert wird.
Höhere Kräfte und Rekrutierung, gepaart mit mehr
Muskelvolumen, verbrauchen grundsätzlich mehr Energie und haben damit einen
größeren Übertrag auf Fettverbrennung und Body Compensation.
Biomechanische
Unterschiede und Laufökonomie
Hunter und Smith sowie Murray et al. haben ebenfalls auf
die biomechanischen Unterschiede hingewiesen.
Beim Straßenlaufen wird der Boden unter den Füßen nicht
bewegt, was bedeutet, dass Läufer ihre mehr Muskelkraft einsetzen müssen, um
sich vorwärtszubewegen.
Dies fördert eine natürlichere Laufbewegung und eine
bessere Laufökonomie.
Das Laufband hingegen kann eine Veränderung der Laufhaltung
und -mechanik fördern, die nicht ideal ist, insbesondere für Läufer, die sich
auf Wettkämpfe im Freien vorbereiten.
Die geringere Notwendigkeit, sich selbst nach vorne zu
bewegen, kann langfristig zu einer ineffizienten Lauftechnik führen, die sich
negativ auf die Leistung auswirkt.
Beispiel: Ein Marathonläufer, der hauptsächlich auf dem
Laufband trainiert, könnte feststellen, dass seine Lauftechnik bei einem
Straßenlauf oder Rennen weniger effizient ist, was zu einem höheren
Energieverbrauch und einer schnelleren Ermüdung führt.
Damit ist auch Laufen auf der Straße, und natürlich Synonym
Feld oder Bahn, für alle die Laufen, um einen Übertrag für Ihren Sport zu
schaffen, klar vorzuziehen.
Psychologische
Vorteile des Straßenlaufens
Neben den physischen Vorteilen bietet das Laufen auf der
Straße auch psychologische Vorteile.
Die variierende Landschaft, frische Luft, Sonne und die
Interaktion mit der Umgebung können das Laufen angenehmer und motivierender
machen.
Dies kann zu einer besseren mentalen Gesundheit und einer
höheren Motivation führen, regelmäßig zu laufen.
Im Gegensatz dazu kann das Laufen auf dem Laufband monoton
sein, was die Motivation beeinträchtigen und das Risiko erhöhen kann, das
Training zu vernachlässigen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Straßenlaufen
aus verschiedenen Gründen dem Laufen auf dem Laufband vorzuziehen ist.
Die stärkere Aktivierung der hinteren Kette, die bessere
Körperstatik, der effektivere Kalorienverbrauch und die natürlichere
Laufökonomie machen es zur besseren Wahl für alle, die ernsthaft trainieren und
ihre Leistung steigern möchten.
Nichtsdestotrotz gibt es natürlich auch Szenarien, in denen
das Laufband sinnvoll ist, wie bei - 10° mit Schnee oder einfach keiner
sinnvollen Option draußen zu laufen.
Wer die
Wahl hat, sollten das Laufen draußen klar vorziehen!
Quellen:
Schache AG, Blanch PD, Rath DA, Wrigley TV, Starr R, Bennell
KL. (2001). Comparison of Muscle Activation and Ground Reaction Forces During
Treadmill and Overground Running. Journal of Science and Medicine in Sport.
Wank V, Frick U, Schmidtbleicher D. (1998). Kinematic and
Electromyographic Comparisons Between Overground and Treadmill Running.
International Journal of Sports Medicine.
Riley PO, Dicharry J, Franz J, Della Croce U, Wilder RP,
Kerrigan DC. (2008). Differences in Lower Extremity Kinematics and Kinetics
Between Treadmill and Overground Running. Journal of Applied Biomechanics.
Murray MP, Drought AB, Kory RC. (1964). Comparison of Muscle
Activation Patterns and Energy Expenditure Between Treadmill and Overground
Running. Journal of Applied Physiology.
Frederick EC, Daniels JT, Hayes JW. (1990). Energy
Expenditure and Cardiovascular Responses to Treadmill and Overground Running: A
Comparative Study. Medicine & Science in Sports & Exercise.
Hunter I, Smith GA. (2002). Comparative Analysis of the
Metabolic Cost of Running on a Treadmill Versus Running Overground. European
Journal of Applied Physiology.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen