Wie gesund ist es auf Zucker zu verzichten?
Ein Donut hier, eine Kugel Eis da - Süßes ist gut für die Laune und gibt Energie. Deshalb ist der Heißhunger darauf auch immer dann besonders groß, wenn wir gestresst sind oder einen Stimmungsaufheller benötigen. Der Effekt wirkt allerdings nur kurz. Und auf Dauer ist ein hoher Zuckerkonsum der Gesundheit abträglich, er steht im Verdacht krank zu machen.
Mehr als zehn
Prozent des täglichen Kalorienbedarfs sollten Süßigkeiten bei Kindern nicht
ausmachen, das empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Deutsche
Gesellschaft für Ernährung DGE. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt seit
2015 möglichst nicht mehr als etwa 25 Gramm "freien Zucker" pro Tag
zu sich zu nehmen. Insgesamt sollten Erwachsene die Menge von 25 bis 50 Gramm
Zucker nicht überschreiten. Das sind etwa drei bis sechs Teelöffel. Am besten
ist jedoch so wenig wie möglich. Tatsächlich verzehren die Deutschen im Schnitt
pro Kopf 95 Gramm am Tag. Kein Wunder, schließlich findet sich Zucker, dazu
zählen auch Honig, Sirup, Fruchtsaft und Agavendicksaft, in so gut wie allen
Lebensmitteln - auch in Wurst und Brot.
Macht Zucker süchtig?
Zuckerverzicht ist in. Auf Social Media, Blogs und Youtube
berichten Menschen von ihren Detox-Selbstversuchen. Sie erzählen von hämmernden
Kopfschmerzen und extremer Müdigkeit zu Beginn, aber auch von Energieschüben
und besserem Schlaf nach ein paar Tagen der Zuckerabstinenz. Kann das sein? Krankheiten
wie Diabetes, Adipositas, Alzheimer und Depressionen zu begünstigen.
Ob Zucker süchtig macht oder nicht, wird in der Wissenschaft
kontrovers diskutiert. Es gibt auch Faktoren, die dagegen sprechen. Während
Forschende bei Nagetieren beobachtet haben, dass diese Entzugserscheinungen
bekommen, wenn ihnen Zucker vorenthalten wird, gibt es solche Nachweise für
Menschen bisher nicht. So wird im Zusammenhang mit Zuckerverzicht zwar immer
wieder von auftretenden Kopfschmerzen berichtet, Studien belegen das allerdings
nicht. Stattdessen hat man festgestellt, dass Menschen, die glaubten, Zucker zu
sich zu nehmen, aber eigentlich Süßstoffe bekamen, nicht über Kopfschmerzen
klagten. Sind also diese vermeintlichen Entzugserscheinungen nicht mehr als ein
Produkt unserer Fantasie?
Nicht unbedingt. Süßkram aktiviert das Belohnungssystem in
unserem Gehirn. Es wird Dopamin ausgeschüttet, das auch als Glückshormon
bezeichnet wird. Die Folge: Der Anstieg des Dopaminlevels sorgt dafür, dass wir
uns besser fühlen. Fällt der Dopamin-Push weg, drückt das auf unsere Stimmung.
Zucker sorgt für Hochgefühle und Energielöcher:
Gleichzeitig kann der Zuckerkonsum aber auch ein Zuckerhoch
auslösen, denn durch den Anstieg des Blutzuckerspiegels fühlen wir uns
kurzzeitig wacher, die Stimmung hebt sich. Herunterreguliert wird der
Blutzuckerspiegel durch die Ausschüttung von Insulin. Bei einem sehr steilen
Anstieg der Blutzuckerkurve durch Konsum von besonders zuckerhaltigen Produkten
wie Softdrinks kommt es zu einer Blutzuckerspitze, die wiederum eine höhere
Ausschüttung von Insulin und einen sehr schnellen Abfall des Blutzuckerspiegels
nach sich zieht. Dadurch fallen wir bisweilen unter unseren Normalwert, der
Körper steuert mit Adrenalin dagegen. Das kann unter anderem dazu führen, dass
wir einerseits ein Stressgefühl haben, andererseits Heißhunger bekommen. Ein
Zustand, der auch als "hangry" bezeichnet wird.
Kurz- und langfristige Effekte nach Zuckerverzicht:
Wir schmecken anders: Bereits nach ein paar Tagen passt sich
das Gehirn dem veränderten Zuckerkonsum an. Das hat Auswirkungen auf die
Geschmackswahrnehmung – sie wird feiner und Süße bereits in kleinen Mengen
intensiv wahrgenommen. Je länger auf Zucker verzichtet wird, desto größer wird
dieser Effekt. Menschen, die zuvor viel Zucker konsumiert haben, spüren ihn
außerdem stärker als diejenigen, die ohnehin schon wenig Zucker verzehrt haben.
Bye-bye, Mundgeruch: Mundbakterien lieben Zucker, für viele
ist er Nahrungsgrundlage. Wird ihnen dieser entsagt, ist auch ihre Vermehrung
gedrosselt. Je weniger geruchsbildende Bakterien im Mund sind, desto frischer
ist der Atem.
Der Blutdruck sinkt: Bereits in den ersten beiden Wochen kommt es zu einem Absinken des Blutdrucks. Wie stark der Effekt ist, ist auch hier abhängig von der Höhe des Zuckerkonsums zuvor. Manche bekommen daher von dem niedrigeren Blutdruck gar nichts bis wenig mit, andere bekommen in dieser Zeit Kreislaufprobleme, fühlen sich müde und schlapp. Ist diese Übergangszeit überstanden, führt der Zuckerverzicht unter anderem zu einem Energieplus und einem besseren Schlaf.
Die Kilos purzeln: Zuckerverzicht kann zu Gewichtsabnahme führen und das schon nach etwa einer Woche. Darauf weisen mehrere Studien hin. Das liegt unter anderem am Insulin, das als Reaktion auf den Anstieg des Blutzuckerspiegels ausgeschüttet wird. Denn Insulin blockiert die Fettverbrennung. "Kurzfristig verhindert ein Verzicht auf Haushaltszucker bei dir einen schnellen und starken Anstieg des Blutzuckerspiegels. Deine Bauchspeicheldrüse muss nur wenig Insulin ausschütten, um den Zucker in die Zellen zu transportieren. So entsteht kein überschüssiger Blutzucker, der sonst in der Leber und dem Fettgewebe in Fett umgewandelt wird.
Die Entzündungswerte sinken: Studien haben gezeigt, dass
Zuckerkonsum auch dazu führen kann, dass einige Entzündungswerte im Blut
steigen und entsprechend sinken, wenn man auf diesen verzichtet. Damit kann ein
Zuckerverzicht auch dazu beitragen, dass Entzündungen im Körper abklingen.
Der Körper rehabilitiert sich: Schon nach 10 bis 14 Tagen zeigt sich, dass der Körper sich erholt. Dazu gehört auch, dass bestimmte durch zu viel Zucker verursachte körperliche Beschwerden gelindert oder sogar rückgängig gemacht werden können. So wurden Besserungen bei Menschen mit Fettleber oder Insulinresistenz beobachtet.
Ein kurzfristiger radikaler Verzicht auf Zucker nutzt der
Gesundheit langfristig nichts. Ein Sieben-Tage-Verzicht ist zwar ein netter
Versuch, wer danach aber wieder so viel Zucker isst wie zuvor, hat nichts
gewonnen. Besser ist es, die Ernährung so umzustellen, dass der Zuckerkonsum
dauerhaft geringer ist.
Zum Beispiel helfen 2 bis 3 zuckerfreie Tage pro Woche
Wie so oft gilt: Die Menge macht das Gift.
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