Ernährung des Vaters beeinflusst das Kind
Wie sich der werdende Vater ernährt, beeinflusst die Gesundheit des Kindes. Isst er in den Wochen um die Zeugung herum viel Fast Food oder andere fettige Speisen, verändert das bestimmte Moleküle in den Spermien.
Das Kind weist dann ein deutlich höheres Risiko für Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ 2 auf. Das berichten Forscher des des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung im Fachjournal „Nature“.
Appelle für eine gesunde Ernährung richteten sich bislang primär an die werdenden Mütter. Übergewicht der Mutter ist einer der größten Risikofaktoren dafür, dass das Kind auch zu viel auf die Waage bringt und an Stoffwechselerkankungen leidet.
Doch unabhängig vom BMI der Mutter, der elterlichen Genetik und sogenannten Umweltbedingungen wie dem Lebensstil hat auch das Gewicht des Vaters einen Einfluss auf das Kind. Das zeigen die Wissenschaftler anhand von Daten von mehr als 3000 Familien, die Teil der LIFE-Child-Studie der Universität Leipzig sind.
Fettige Nahrung beeinflusst den Nebenhoden
Doch wie funktioniert diese Übertragung? Denn das Erbgut des Spermiums, das mit der Eizelle verschmilzt und mit dem der Gencode des Vaters an das Kind weitergegeben wird, bleibt gemäß den Studienergebnissen unverändert, auch wenn der Vater fettige Speisen bevorzugt. Die Details haben die Forscher an Mäusen untersucht.
In den Wochen vor der Paarung haben sie die Mäusemännchen mit sehr fettiger Nahrung gefüttert. Deren Nachkommen zeigten häufiger Stoffwechselveränderungen, die bei Menschen mit Insulinresistenz, Übergewicht und Diabetes Typ 2 einhergehen können.
Durch die fettigen Speisen kam es wohl zu Veränderungen im väterlichen Nebenhoden, wo die Spermien heranreifen. In Embryonen, die aus diesen Spermien hervorgegangen waren, fanden die Forscher Veränderungen: Spezielle kleine RNA-Moleküle, die mitochondrialen tRNA-Fragmente, waren fehlerhaft. Diese regulieren die Genexpression des Spermiums. So spielen sie eine Schlüsselrolle bei der Vererbung der Gesundheitsmerkmale, berichten die Forscher.
Mitochondrien sind winzige Strukturen, die in jeder Zelle stecken und gerne als Kraftwerke der Zelle bezeichnet werden, da sie die Energie liefern. Sie werden hauptsächlich über die Mutter vererbt, in der Eizelle befinden sich viele von ihnen. Das Spermium verliert beim Verschmelzen mit der Eizelle einen Großteil seiner Mitochondrien. Deshalb gingen Forscher lange Zeit davon aus, dass mitochondriale Veränderungen ausschließlich von der Mutter an ihre Kinder weitergegeben werden. Vor wenigen Jahren aber erkannten Wissenschaftler, dass auch vom Vater über das Spermium ein wenig mitochondriales Erbgut weitergegeben wird. „Durch die Demonstration der Übertragung nicht genetischer väterlicher Bestandteile in Embryonen zeigen wir einen bisher unbekannten Aspekt der Vererbung“, sagt Raffaele Teperino, Leiter der Studie und der Forschungsgruppe Umwelt-Epigenetik bei Unsere Hypothese, dass im Laufe des Lebens erworbene Eigenschaften wie Diabetes oder Adipositas über Generationen mittels epigenetischer Mechanismen weitergegeben werden, wird durch diese Studie bestärkt“, erklärt Professor Martin Hrabě de Angelis, Ko-Autor der Studie und Forschungsdirektor Helmholtz Munich.
Die Epigenetik sei die Schnittstelle zwischen Umwelt und Genom. Damit ist gemeint, dass nicht nur das Erbgut entscheidend ist, sondern auch Faktoren, die steuern, wie diese Gene abgelesen werden. „Dies geschieht nicht nur über die mütterliche, sondern – wie unsere Forschungsergebnisse zeigen – auch über die väterliche Linie.“
Nicht immer lassen sich Ergebnisse von Mäusestudien auf Menschen übertragen. Doch die Studie zeigt: Auch werdende Väter können also durch eine ausgewogene Ernährung zu der Gesundheit ihres Kindes beitragen.
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