Frauen in den Wechseljahren - Hitzewallungen sind nicht das erste Symptom



Eine Hormontherapie in den Wechseljahren war lange ein Tabuthema. Dabei ist es von Bedeutung , dass Frauen richtig aufgeklärt sind damit sie nicht unnötig leiden.

Was versteht man eigentlich unter dem Begriff Wechseljahre?

Mit dem Begriff Wechseljahre , medizinisch Klimakterium genannt, ist umgangssprachlich die Zeit der hormonellen Umstellung zwischen dem 40 und 60 Lebensjahr bei einer Frau gemeint.

Mit durchschnittlich 51 Jahren haben Frauen ihre letzte Regelblutung - die Menopause . Bereits deutlich früher , meist mit etwa Anfang 40 , in der Prämenopause, produzieren die Eierstöcke einer Frau immer weniger Hormone, bis sie ihre Funktion in der Perimenopause - der Zeit um die letzte Regelblutung herum - schließlich ganz einstellen.

Es gibt auch Frauen , die sich bereits vor ihrem zwanzigsten oder dreißigsten Lebensjahr in der Perimenopause befinden, oft, ohne es zu merken.

Meist liegt dem eine primäre Ovarialinsuffizenz vor zugrunde.



Woran erkennt man , dass man in die Wechseljahre kommt ?:

Hitzewallungen sind das bekannteste und häufigste Symptom der Wechseljahre . Allerdings sind sie oft nicht das erste.

Zunächst wird der Zyklus unregelmäßiger und man schläft vielleicht schlechter.

Eventuell leidet man auch unter Stimmungsschwankungen oder Gelenkschmerzen.

Gerade zu Beginn sind die Symptome häufig sehr schwer einzuordnen weil sie kein Dauerzustand sind und einem zwischendurch auch wieder gut gehen kann.

Denn besonders in der Prä- und Perimenopause sind die Hormonspiegel starken Schwankungen unterworfen.

Haben alle Frauen Beschwerden?:

Die Faustregel , dass etwa ein Drittel der Frauen kaum bis gar keine und jeweils ein Drittel mäßige und starke Wechseljahresbeschwerden hat, gilt tatsächlich nur eingeschränkt.

Das bezieht laut Studien lediglich auf die Hitzewallungen. Nur weil man keine Hitzewallungen hat, heißt das noch lange nicht, dass man nicht unter Schlafstörungen oder depressiven Verstimmungen leidet.

Was kann man selbst tun um die Symptome zu lindern?:

Laut neuen Studien kann Sport grundsätzlich die Symptome lindern genauso wie eine ausgewogene Ernährung, Auch Akupunktur, Hypnose oder Yoga können helfen.  Sogenannte Mindfulness Based Stress Reduction hat in verschiedenen Studien eine gute Wirksamkeit gezeigt, vor allem hinsichtlich der depressiven Verstimmungen in den frühen Wechseljahren, aber auch hinsichtlich der Hitzewallungen.

Regelmäßiges Krafttraining stärkt die Knochen und beugt Osteoporose vor - ebenso wie die Einnahme von Calcium und Vitamin D 3.

Was steckt hinter einer menopausalen Hormontherapie (MHT)

Frauen, die eine solche Therapie verschrieben bekommen, nehmen in der Regel zwei verschiedene Hormone: Östrogene und Gestagene.

Durch die Einnahme der Hormone wird versucht, den Hormonspiegel im Blut der Frau konstant zu halten.

Wann ist eine MHT sinnvoll?

Die kurze Antwort lautet: Beim klimakterischen Syndrom , wenn viele Wechseljahresbeschwerden zusammenkommen und die Frau offensichtlich darunter leidet ist eine MHT Therapie die erste Wahl.  

Die lange Antwort lautet: Ob MHT oder nicht , ist immer eine Einzelfallentscheidung. Wichtig sei unter anderem der Zeitpunkt der Menopause. Fünf Prozent aller Frauen haben ihre letzte spontane Regelblutung vor dem 45. Lebensjahr, da ist die Prävention ausschlaggebend .

Das heißt , man würde das nicht nur von den Symptomen abhängig machen, sondern auch davon, Langzeitfolgen des Östrogenmangels wie Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden. In allen anderen Fällen müsse man abwägen , wie stark die Symptome sind und ob es irgendwelche Gründe gibt, warum eine Hormontherapie vielleicht zu risikobehaftet ist. Wie z.B bei Brustkrebs, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt in der Vorgeschichte. Dann würde man versuchen auf nicht hormonellen Alternativen auszuweichen. 

Welche nicht hormonelle Alternativen gibt es?

Generell lohne es sich , zunächst auf pflanzliche Präparate wie Traubensilberkerze, Johanniskraut, Salbei oder auch Rhabarber zurückzugreifen. Wenn die nicht helfen kann man über eine MHT nachdenken.

Erhöht eine MHT das Brustkrebsrisiko? 

Noch immer wird die Studienlage durch die 2002 veröffentliche Studie der Womens Health Initiative (WHI Studie) dominiert, der zufolge auf 1000 Frauen nach 5 Jahren Östrogen-Gestagen-Therapie etwa 3 Brustkrebsfälle mehr kamen.

Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich in einer Metaanalyse aus dem Jahr 1997 , der zufolge es 2 Brustkrebsfälle mehr waren. 

Bei alleiniger Östrogengabe war das Brustkrebsrisiko deutlich verringert im Vergleich mit der kombinierten Gabe von Östrogen und Progesteron.

Allerdings sind die Ergebnisse der WHI-Studie mit Vorsicht zu genießen. Denn zum einen waren die Frauen zum Zeitpunkt des Beginns der Hormontherapie mit durchschnittlich 63 Jahren nicht wirklich repräsentativ und erhielten noch dazu eine zu hohe Dosierung.

Zum anderen wurde nicht berücksichtig , dass rund die Hälfte von Ihnen mit den wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht und rauchen vorbelastet waren. 

Mittlerweile werden sowohl die sogenannten konjugierten (aus Stutenharn) Östrogene als auch das synthetische Gestagen Medroxyprogesteronacetat(MPA) , die jeweils im Rahmen der WHI-Studie verwendet wurden, hierzulande nicht mehr gegeben.

Insgesamt ist die Studienlage bezüglich des Brustkrebsrisiko nicht eindeutig.

Wer sollte auf keinen Fall Hormone nehmen`?

Frauen die schon einmal Brustkrebs hatten, sollten keine Hormone nehmen. Eine nur lokal wirksame ultraniedrig dosierte Östrogentherapie, die man per Salbe über die Haut gibt , sei jedoch möglich, sofern nicht hormonelle Präparate keinen Effekt gezeigt hätten.

Kann ich auch nur das Östrogen nehmen ?  

Eine alleinige Östrogengabe gehe langfristig mit einem deutlich erhöhten Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs einher.

Frauen, denen aus irgendwelchen Gründen die Gebärmutter entnommen wurde, brauchten in der Regeln nur Östrogen. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Frauen mit Endometriose in der Vorgeschichte brauchen trotz Gebärmutterentfernung auch ein Gestagen, da es sein kann das im Bauchraum noch Endometrioseherde sitzen , die unter einer reinen Östrogentherapie stimuliert werden könnten.

Was verbirgt sich hinter bioidentischen oder natürlichen Hormonen? 

Unter bioidentischen oder natürlichen Hormonen versteht man Hormone, die chemisch identisch sind mit den körpereigenen. Ob sie von den Eierstöcken oder industriell produziert werden spielt dann keine Rolle.

Was die Östrogenkomponente der MHT anbelangt wird in Deutschland ohnehin nur bioidentische Östrogen eingesetzt - das 17-beta-Östradiol. Gleiches gilt für das Progesteron.

Heute wird ausschließlich mikronisiertes Progesteron eingesetzt, was ebenfalls in seiner Struktur  mit dem vom weiblichen Körper produzierten Progesteron identisch ist .    

Sind körpereigene Hormone risikoärmer? 

Was das Brustkrebsrisiko angeht , gibt es bisher keine Hinweise darauf, das 17-beta-Östradiol ein günstigeres Risikoprofil hat als die konjugierten Östrogene.

Bezüglich der kardiovaskulären Risikos kommt es in erster Linie auf die Anwendungsform an.

Zu den Gestagenen lässt sich sagen, dass die früher häufig verwendeten synthetischen Gestagene mit einem deutlich höheren Brustkrebsrisiko einher gehen als das mikronisierte Progesteron oder auch Dydrogesteron . Bioidentische  Gestagene beeinflussen auch nicht den Stoffwechsel.

Wenn diese mit Östrogen kombiniert werden , dann steige das Risiko für Brustkrebs etwas später an als bei der Kombination von Östrogenen mit einem künstlichen Gestagen.

Bis zu welchem Alter sollte man eine MHT maximal anwenden?

Grundsätzlich gibt es hierbei keine Begrenzung. Solange eine Frau ohne Hormone beeinträchtigende Beschwerden hat , kann sie die MHT weiter nehmen.

Um das herauszufinden , müsse man die Dosis von Zeit zu Zeit reduzieren oder einen Auslassversuch machen. Bei längerer Anwendung muss man aber immer das leicht erhöhte Brustkrebsrisiko im Auge behalten.

Ab einem Alter von 60 Jahren wird das Östrogen nur noch transdermal also über die Haut zugeführt , da ab etwas diesem Alter das Thrombose - und Schlaganfallrisiko deutlich ansteigt.

Gibt man Hormone über die Haut wird die Verstoffwechselung durch die Leber umgangen , die somit auch weniger Gerinnungsfaktoren produziert.

Wie beeinflusst eine MHT das Herzinfarktrisiko? 

Beim kardiovaskulären Risiko finden sich Hinweise darauf dass Frauen von einem Beginn einer MHT innerhalb von 10 Jahren nach ihrer letzten Regelblutung profitieren danach nicht mehr .Östrogene haben vielfältige Effekte auf das Gefäßsystem , und es ist noch unklar wie genau sie die Entstehung von Herz Kreislauf  Erkrankungen beeinflussen. 

Östrogene haben vielfältige Effekte auf das Gefäßsystem und es ist noch unklar wie genau sie die Entstehung von Herz Kreislauf Erkrankungen beeinflussen. Als relativ gesichert gilt allerdings , dass sie sich positiv auf den Fettstoffwechsel auswirken. Außerdem schreiten die Verkalkungen an den Herzkranzgefäßen vor dem 60. Lebensjahr beziehungsweise innerhalb von 10 Jahren nach der Menopause unter Östrogenen langsamer voran . Für die Altersgruppe der 50 bis 60-jährigen gibt es viele Hinweise auf einen kardioprotektiven , also das Herz schützenden Effekt .

Man kann auch nur Testosteron geben was bringt das?  

Laut der neusten Leitlinie kann eine Testosterontherapie für Frauen , die unter Libidoverlust leiden, theoretisch infrage kommen , wenn eine Hormonersatztherapie nicht wirksam ist.

Allerdings wird auch darauf hingewiesen dass es kein in adäquater Dosis für Frauen zugelassenes Präparat gebe und man daher auf individuell in der Apotheke gemischte Präparate zurückgreifen müsse.

Oft verberge sich hinter Libidoverlust ein komplexes Geflecht von Beziehungs- , Selbstwert-, gesundheitlichen und sozialkulturellen Aspekten weshalb ein vertrauensvolles Gespräch mit einem Arzt Frauen entlasten könnte.


         

       

   


  



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