Lithium – das unterschätzte Spurenelement
Lithium ist ein Spurenelement, das oft im Schatten steht, wenn es um Nährstoffe geht. Doch immer mehr Untersuchungen zeigen, dass es möglicherweise eine Schlüsselrolle für unsere Gesundheit spielt.
Als Nahrungsergänzungsmittel ist es derzeit
in Deutschland nicht zulässig und wird nur als Medikament geführt. Es besteht also reichlich Diskussionsbedarf.
In diesem Beitrag werden wir uns näher mit
Lithium befassen, seine Funktionen im Körper erkunden und die potenziellen
gesundheitlichen Vorteile diskutieren.
Was ist Lithium?
Lithium ist das leichteste aller Metalle und
gehört zu den Alkalimetallen. In der Natur ist es nur in sehr geringen Mengen
vorhanden, sowohl in der Erdkruste als auch im Meerwasser.
Es ist als Spurenelement auch im
menschlichen Körper zu finden und spielt demnach eine wichtige Rolle für unsere
Gesundheit.
Es wird geschätzt, dass die
durchschnittliche tägliche Aufnahme von Lithium über die Nahrung zwischen 0,65
und 3,1 Milligramm bei einem 70 Kilogramm schweren Erwachsenen liegt.
Funktionen von Lithium
im Körper
Lithium hat eine Vielzahl von Funktionen im
Körper, von neuroprotektiven Effekten bis hin zur Entzündungshemmung. Einige
der wichtigsten Funktionen sind [1-3]:
Neuroprotektive
Effekte: Lithium kann die Funktion und den Schutz
von Neuronen unterstützen.
Einfluss auf
Neurotransmitter: Lithium hat
verschiedene Auswirkungen auf Neurotransmitter wie Serotonin und GABA, was es
zu einem vielversprechenden Kandidaten für die Behandlung von
Stimmungsstörungen wie Depressionen und bipolaren Störungen macht.
Entzündungshemmende
Eigenschaften: Es wurde gezeigt,
dass Lithium entzündungshemmende Eigenschaften hat und die Reaktion des
Immunsystems auf Entzündungen positiv beeinflussen kann.
Gedächtnisverbesserung: Lithium kann das
Gedächtnis verbessern und hat nachweisliche Wirkungen auf die Struktur und
Funktion bestimmter Hirnareale.
Verwendung von Lithium in der Therapie
Lithium wird häufig zur Behandlung von
psychiatrischen Erkrankungen wie bipolaren Störungen, Depressionen und
manischen Episoden eingesetzt.
Die empfohlene tägliche Aufnahme von Lithium
liegt normalerweise zwischen 2,5 und 5 Milligramm, obwohl höhere Dosen bei
bestimmten Erkrankungen erforderlich sein können. In einigen Studien und im
amerikanischen Raum werden bei psychischen Erkrankungen therapeutische
Dosierungen zwischen 600 – 800 mg pro Tag eingesetzt.
Es ist wichtig, die Dosierung genau zu
überwachen, da eine Überdosierung zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen
kann.
Exkurs: Mögliche
Lithium-Wirkung über GABA-Rezeptoren
Lithium hat eine komplexe Wirkung auf das
Gehirn und wirkt unter anderem über die Modulation verschiedener
Neurotransmittersysteme, darunter auch das GABA-System
(Gamma-Aminobuttersäure).
GABA ist der wichtigste hemmende
Neurotransmitter im zentralen Nervensystem und spielt eine entscheidende Rolle
bei der Regulation von neuronalen Aktivitäten und der Reduzierung von
übermäßiger Erregung.
Studien deuten darauf hin, dass Lithium die
Funktion von GABA-Rezeptoren beeinflussen kann. Eine mögliche Wirkung besteht
darin, dass Lithium die Expression von GABA-Rezeptoren erhöht, insbesondere von
GABA-A-Rezeptoren, was zu verstärkten hemmenden Effekten führen kann. Darüber
hinaus kann Lithium die Freisetzung von GABA aus präsynaptischen Neuronen
erhöhen, was ebenfalls zu einer verstärkten inhibitorischen Wirkung beiträgt
Diese Modulation des GABA-Systems durch
Lithium könnte erklären, warum es eine wirksame Behandlung für verschiedene
psychiatrische Erkrankungen ist, darunter bipolare Störung und Depression.
Durch die verstärkte hemmende Wirkung von GABA kann Lithium dazu beitragen, die
neuronale Hyperaktivität zu reduzieren, die bei diesen Störungen häufig
vorliegt.
Ich möchte aber anmerken, dass die genauen
Mechanismen, über die Lithium auf das GABA-System wirkt, noch nicht vollständig
verstanden sind und weiterhin Gegenstand intensiver Forschung sind. Ich beziehe
mich hier auf eine einzige Untersuchung.
Ähnliche Wirkmechanismen könnten auch in
Bezug auf den Neurotransmitter Serotonin vorliegen. Hierauf deuten die
Ergebnisse älterer Studien.
Potenzielle
gesundheitliche Vorteile von Lithium
Studien deuten darauf hin, dass eine
ausreichende Zufuhr von Lithium mit einer verbesserten Stimmung, einer
verringerten Suizidrate und einer längeren Lebenserwartung verbunden sein kann.
Obwohl weitere Forschung erforderlich ist,
um die genauen Mechanismen und potenziellen Vorteile von Lithium besser zu
verstehen, legen die bisherigen Erkenntnisse nahe, dass dieses Spurenelement
eine wichtige Rolle für unsere (psychische) Gesundheit spielen könnte.
Lithium Wirkungen in
Studien
Die Datenbasis über die Wirkungen von
Lithium ist im Vergleich zu anderen Nährstoffen sehr gering, aber dennoch
vielversprechend. Einige Studienergebnisse möchte ich hier mit Dir teilen:
Lithium, Suizidraten
und Stimmungsverbesserung
Eine britische Studie aus dem Jahr 2020
untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Lithium in
öffentlichem Trinkwasser und den Suizidraten in verschiedenen
Bevölkerungsgruppen. Die Meta-Analyse umfasste 15 Studien aus verschiedenen
Regionen.
Die Ergebnisse legen nahe, dass das
natürliche Vorkommen von Lithium im Trinkwasser mit niedrigeren Suizidraten
verbunden sein könnte. Dies legt nahe, dass Lithium möglicherweise eine
schützende Wirkung gegen Suizid hat und zur Stabilisierung der Stimmung
beitragen könnte
Lithium, psychische
Erkrankungen und Lebenserwartung
Eine weitere britische Studie (2023)
untersuchte, ob die Einnahme von Lithium im Vergleich zu Antipsychotika mit
einer verbesserten Überlebensrate bei Menschen mit affektiven Störungen
verbunden ist. An der Studie nahmen 882 Teilnehmer mit einer affektiven Störung
teil, darunter bipolare Störungen, Hypomanie, depressive Episoden oder
rezidivierende depressive Störungen.
Die Ergebnisse zeigten, dass Teilnehmer, die
Lithium einnahmen, eine längere Lebenserwartung hatten als solche, die ein
anderes Antipsychotikum einnahmen
Lithium und
Schilddrüse
Lithium kann verschiedene Auswirkungen auf
die Schilddrüse haben, insbesondere bei langfristiger Einnahme in
therapeutischen Dosen zur Behandlung von bipolaren Störungen.
Es scheint die Tendenz zu haben, sich bei
hohen Dosierungen in der Schilddrüse anzulagern und kann zu einer
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führen, indem es die Produktion und
Freisetzung von Schilddrüsenhormonen wie T3 und T4 hemmt.
Dies kann zu typischen
Unterfunktions-Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit,
trockener Haut und Verstopfung führen. Es ist wichtig, regelmäßig die
Schilddrüsenfunktion zu überwachen, wenn man Lithium einnimmt, um potenzielle
Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Jedoch sind derartige Nebenwirkungen bei
geringen Dosierungen zwischen 2,5 – 5 mg nicht zu erwarten.
Quellen von Lithium in
der Ernährung
Es gibt noch wenig genaue Daten zur
Lithiumversorgung über die Nahrung. Genauere Analysen liegen zum Lithiumgehalt
in Heil- und Mineralwässern vor.
Laut Ernährungsanalysen nimmt ein 70 kg
schwerer Erwachsener täglich etwa eine Lithiummenge von 0,65 bis 3,1 mg über
die Nahrung und das Wasser auf, was jedoch sehr individuell ist und von den
Ernährungsgewohnheiten abhängt.
Lithiumreiche
Lebensmittel
Lithium ist in Lebensmitteln in geringen
Mengen vorhanden und es gibt keine spezifischen Lebensmittel, die als
“lithiumreich” gelten. Dennoch enthalten einige Lebensmittel Spuren von Lithium
– wir sprechen hier von Mengen im Bereich von 0,001 – 0,03 mg pro 100 g Lithium
(ausgenommen Wasser):
Hier sind einige
dieser “lithiumreichen” Lebensmittel:
Fisch: Einige Meeresfrüchte wie Kabeljau,
Schellfisch und Sardinen enthalten geringe Mengen an Lithium.
Gemüse: Bestimmte Gemüsesorten wie
Kartoffeln, Kohl, Spinat und Sellerie können ebenfalls Spuren von Lithium
enthalten.
Getreide und Hülsenfrüchte: Gerste, Hirse,
Reis und Linsen sind einige Beispiele für Getreide und Hülsenfrüchte, die
Lithium enthalten können, wenn auch in geringen Mengen.
Wasser: Einige natürliche Quellen von
Trinkwasser können ebenfalls gute Mengen an Lithium enthalten, obwohl dies
stark variieren kann und nicht überall der Fall ist.
Lithiumreiche
Mineralwasser und Heilwasser
Einen Auszug der lithiumreichsten Wasser
findest Du hier. Bitte beachte, dass die Laborergebnisse je nach
Untersuchungszeitraum schwanken.
- Bad Mergentheimer Albertquelle 11,8 mg/l
- Staatl. Bad Kissinger Rakozy 5,0 mg/l
- Rogaska Heilwasser 3,3 mg/l
- Hirschquelle Heilwasser 1,2 mg/l
- Heppinger Heilwasser 0,912 mg/l
- Staatlich Faschinen 0,845 mg/l
Lithium als Nahrungsergänzung
Lithium ist als Nahrungsergänzung derzeit
nicht erhältlich und kann wenn dann nur aus dem nicht-europäischen Ausland
bezogen werden.
Die Verbraucherzentrale Brandenburg
schreibt: „Nahrungsergänzungsmittel mit Lithium dürfen weder in Deutschland,
noch in einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union verkauft werden.“
Aufgrund der Tatsache, dass Lithium ein
wichtiger Nährstoff für unseren Körper ist und es für die psychische Gesundheit
relevant ist, ist dies nicht ganz nachvollziehbar.
In Studien wird Lithium als Medikament in
Mengen zwischen 600 – 800 mg eingesetzt. Als Nahrungsergänzung im Bereich des
geschätzten Tagesbedarfes von 2,5 – 5 mg sollte es unserer Meinung nach
freigegeben werden.
Lithium Nebenwirkungen
Lithium ist ein Spurenelement und es ist
nicht angedacht, es in hohen Mengen zuzuführen. Bei Dosierungen im höheren
Milligramm-Bereich können Nebenwirkungen auftreten:
- Epileptische Anfälle
- Zittern
- Nierenschäden
- Bluthochdruck
Fazit
Lithium ist ein faszinierendes
Spurenelement, das eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen bieten könnte.
Obwohl die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, deuten bisherige Studien
darauf hin, dass Lithium eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der
mentalen und körperlichen Gesundheit spielen könnte.
Durch eine ausgewogene Ernährung und
gegebenenfalls die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln können Menschen
dazu beitragen, ihren Lithiumspiegel zu optimieren und potenziell von seinen
positiven Wirkungen zu profitieren. Dafür muss sich aber auch einiges an der
Rechtslage zu Lithium als Nahrungsergänzungsmittel ändern.
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